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Berlins Nachtleben ist legendär. Hier der Club Cassiopeia.

© Sophia Kembowski/dpa/picture-alliance

Konferenz „Stadt nach Acht“ in Berlin: Chancen und Herausforderungen des Nachtlebens

Von Drug Checking bis Gentrifizierung: In Berlin steigt die internationale Club-Konferenz „Stadt nach Acht“. Am Samstag ist Publikumstag.

Viele Faktoren spielen eine Rolle dabei, wie das Nachtleben einer Stadt aussieht. Es geht um Kultur und um Wirtschaft, um Drogenpolitik und Stadtplanung. Zum dritten Mal bringt die Konferenz „Stadt nach Acht“ internationale Expertinnen und Experten aus allen Gebieten zusammen, um aktuelle Herausforderungen und Chancen der Clubszene zu diskutieren.

Im Yaam, Holzmarkt und Tresor sprechen die Teilnehmer von Donnerstag bis Sonnabend zum Beispiel über das Thema Licht und Beleuchtung, das ein Schwerpunkt der Konferenz ist. Am Freitag nimmt eine Keta-Konferenz das umstrittene Betäubungsmittel Ketamin in den Fokus, das seit einigen Jahren immer beliebter unter Clubgängern wird. Aber auch Amazon spielt eine Rolle – könnten Clubs in Zukunft Ladenflächen nutzen, die wegen des Onlinehandel-Booms leer stehen?

Beim Eröffnungspanel am Donnerstag im Yaam erzählte eine internationale Runde, was ihnen das Nachtleben bedeutet. „In der Nacht kommen die Masken runter“, sagt Ariel Palitz, New Yorks erste Nachtbürgermeisterin. Ihr pflichtet Pamela Schobeß bei, die den Berliner Club Gretchen betreibt. „Es gibt mehr Freiheit in der Nacht, die Menschen benehmen sich anders.“

Machtstrukturen aufbrechen

Als Herausforderungen nennen die Experten vor allem den Umgang mit Lärm. In immer enger besiedelten Städten wird es schwieriger für Clubs, sich zu behaupten. Davon erzählt Alexander Bücheli, der in der Schweiz das Pendant zur Berliner Clubcommission mitgegründet hat. „Wir sollten akzeptieren, dass das Nachtleben niemals ruhig sein wird und dann weiterarbeiten.“

Ayebatonye Abrakasa, DJ aus Sidney betont, dass immer auch Machtstrukturen eine Rolle spielen. Bestimmte Menschen haben die Macht, Orte des Nachtlebens zu schließen. Es sei wichtig, mehr marginalisierte Personen in Machtpositionen zu bringen. Das sieht auch Steven Raspa vom „Burning Man“-Festival so. Er nennt San Francisco als Negativbeispiel für die Verdrängung von Clubs. „Wenn wir die kulturelle Bedeutung des Nachtlebens nicht anerkennen, leben wir bald alle in überteuerten Touristenfallen.“

Clubkultur ist wichtig für die Wirtschaft

FU-Professor Klaus Goldhammer, der eine Studie über Berliner Clubs für die Clubcommission durchgeführt hat, betont die ökonomische Bedeutung des Nachtlebens. 23 Prozent aller Touristen würden nur für die Clubs nach Berlin kommen. „Die größte Herausforderung ist es, dass die Regierungen verstehen, wie wichtig das Nachtleben auch für die Wirtschaft ist.“

Aktuelles Beispiel für die Bedrohung der Clubszene ist das mögliche Aus von KitKat und Sage-Club. Ihnen wurde vom privaten Investor gekündigt, im Juni 2020 sollen die Betreiber die Räume übergeben. Der Gründer der Clubcommission Marc Wohlrabe, der die „Stadt nach Acht“-Konferenz mitorganisiert, betont die Bedeutung des KitKat und Sage für Berlin als „Leuchtturm des Berliner Nachtlebens“. „Wegen diesen Clubs kommen Leute vom ganzen Planeten hierhergeflogen,“ sagt er dem Tagesspeigel.

Samstag gibt es eine Party im Tresor

„Wo ist die Stadtplanung, die für solche ikonischen Orte mitdenkt?“, fragt Wohlrabe. Dass es noch immer keine Abteilung für Clubs gebe, halte er für fahrlässig, alleine schon aus wirtschaftlichen Gründen. „Nachtleben ist Schwerindustrie in Berlin“, sagt Wohlrabe. „Für solche Schwerindustrie macht man vorausschauende Planung.“

Den Mehrwert einer internationalen Konferenz wie „Stadt nach Acht“ sieht Wohlrabe vor allem in der Vernetzung. Einige Themen einen viele, zum Beispiel die Verteuerungsproblematik. In allen boomenden Städten, sei es Berlin, Budapest oder Istanbul, werde es schwieriger für die innerstädtische Subkultur.

Am Sonnabend öffnet sich die Fachkonferenz auch für das allgemeine Publikum. Im Yaam und im Tresor finden Diskussionen zum Verhaltenskodex im Nachtleben und zu Drogenkonsum statt. Richtig gefeiert wird dann natürlich auch noch. Die Abschlussparty steigt ab 23 Uhr im Tresor.

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