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Auch Wolfgang Joop und Heidi Klum beherrschen den Wangenkuss - hier bei der Bambi-Verleihung.

© Britta Pedersen/dpa

Kolumne Sonntagsfragen: Wie geht der Wangenkuss?

Links-rechts oder rechts-links? Der Wangenkuss zur Begrüßung und zum Abschied ist in Mode. Wie er richtig geht, weiß unsere Kolumnistin.

"In den letzten Jahren verbreitet sich die Sitte, einander beim Begrüßen oder Verabschieden den Wangenkuss zu geben. Also keineswegs nicht mehr nur bei Schicki-Micki-Leuten. Nach vielen Jahren Beobachtung verblüfft mich das Rätsel immer weiter, wie dieser Wangenkuss richtig geht und wie groß die Gefahr ist, sich nur an der Nase zu stoßen und sich zu blamieren. Die meisten fangen wohl links an, dann rechts. Manche nur links. Vereinzelte fangen rechts an oder nur rechts. Wer bestimmt, wer führt, wie benimmt man sich immer richtig?" - fragt Dietrich

In Stein gemeißelte detaillierte Regeln gibt es leider nicht für diese Art der Begrüßung, die in Deutschland ja noch vergleichsweise jung ist. Kein Grund, gleich den Kopf einzuziehen, wenn gespitzte Lippen sich nähern. Warum sollten Sie derjenige sein, der etwas falsch gemacht hat, wenn die freundliche Begrüßung mit blauen Flecken auf der Nase endet?

Der Berliner knutscht nicht rum. Der sagt Tach und jut is.

schreibt NutzerIn mistersogehtsrichtig

Jeder hat seinen eigenen Stil, und als Gewinner würde ich immer denjenigen deklarieren, der am einfühlsamsten vorgeht, es also nicht auf einen Zusammenstoß ankommen lässt. So richtig geküsst, dass es schmatzt und nässt, wird sowieso nicht. Zivilisierte Bussis ähneln eher einer Schiebeprozedur. Man greift sich die Arme oder die Schultern des Gegenübers und bringt erst die rechten, dann die linken Wangen in eine Parallele, in der Regel ohne dass sie sich dabei berühren. Man weiß ja nie, wer gerade geschminkt oder erkältet oder sonst was ist, was ein Malheur zur Folge haben könnte.

Oder einfach die Hand geben

Wenn man das schon unfallfrei hinbekommt, kann man auch den Kopf leicht drehen und einen Luftkuss Richtung Wange des anderen hauchen. Sollten Sie gar nicht klarkommen, ist es aber auch in Ordnung, wenn Sie entschlossen Ihre Hand ausstrecken zur traditionellen Begrüßung. Das sollte allerdings möglichst schnell geschehen und auf jeden Fall, bevor der andere zum Kuss angesetzt hat, sonst könnte er sich düpiert oder unhöflich behandelt fühlen.

Vielleicht mögen Sie mit sehr guten Freunden die Sache auch einfach mal üben. Globalisierung und weite Reisen sind schön, haben aber natürlich auch neue Sitten gebracht. Sie sind gewiss nicht der einzige, der spürt, dass ihm solche Umgangsformen nicht an der Wiege gesungen wurden. Also betrachten Sie deren Meisterung am besten als Teil des lebenslangen Lernens.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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