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Ein achtsamer Umgang mit Lebensmitteln ist vorbildlich.

© Mike Wolff

Kritisiert für „Doggy Bags“: Ist es peinlich, Essen einpacken zu lassen?

Unsere Kolumnistin beantwortet Leserfragen. Dieses Mal: Ist es unangebracht, Essen aus dem Restaurant mit nach Hause zu nehmen?

Zuweilen kommt es vor, dass meine Frau im Restaurant nur die Hälfte ihrer Bestellung isst. Dann lässt sie sich den Rest, also hochwertigere Teile, ins „Doggy Bag“ einpacken. Probleme hatten wir damit eigentlich noch nie, bis uns neulich jemand mit den Worten kritisierte: „Das ist peinlich“. Teilen Sie diese Ansicht?

Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie Leute mit engen und verknöcherten Einstellungen ihre Umwelt verunsichern können. Sogenannte „Doggy Bags“ gab es in den USA lange, bevor sie hierzulande in Erscheinung traten. Sie heißen so, weil man etwas euphemistisch suggerieren wollte, die eingepackten Reste könnten als Mitbringsel den Hund daheim erfreuen.

Tatsächlich waren in den USA die Portionen in Restaurants lange so groß, dass auch ein ausgehungerter Mann sie kaum schaffen konnte. Und es ist ja richtig, wenn es Menschen widerstrebt, ein leckeres Essen dem Mülleimer zu überlassen, nur weil man aktuell an seine Grenzen gerät.

Was einmal auf dem Tisch stand, darf anderen Gästen nicht mehr vorgesetzt werden. Für Brot und Brötchen gilt das ebenfalls. Das war schon so in einer Zeit, als man Ansteckung nicht in gleicher Weise fürchten musste, wie heute.

Ein achtsamer Umgang mit Lebensmitteln ist vorbildlich und passt zu einem nachhaltigen Lebensstil. Wenn etwas peinlich ist an der Situation, die Sie beschreiben, dann die Kritik, der sie ausgesetzt waren. Die kann ja nur von einem ewig Gestrigen gekommen sein, der keine Ahnung hat von Lebensmittelverschwendung und sich nur in seinem Dünkel aalt.

Bemerkungen von solchen Leute sollten Sie aber nicht weiter ernst nehmen. Wenn Sie ein Kind wären, könnten Sie zurückgeben: „Selber peinlich“.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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