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Wenn mehrere Generationen aufeinandertreffen, kann das zu Konflikten führen.

© picture alliance / dpa

Kolumne Sonntagfrage: "Wie viel Rücksicht tut in der Familie not?"

Eine Familienwanderung ist geplant aber einige Verwandte sind schlecht zu Fuß? Unsere Kolumnistin weiß Rat.

"Anfang Mai machen wir immer ein großes Familientreffen mit mehreren Generationen. Diesmal bin ich mit der Organisation betraut. Leider sind zwei ältere Verwandte nicht mehr ganz so gut zu Fuß, und ich frage mich, ob sie an einer längeren Wanderung längs der Spree teilnehmen können. Ihr Tempo könnte die Angelegenheit sehr verlangsamen. Man kann sie schlecht bitten, einfach im Hotel auf uns zu warten. Es wäre aber doch auch schade, wenn aus Solidarität alle den ganzen Tag lang nur im Café oder im Biergarten rumsitzen müssten." - fragt Marcel

Pläne für größere Gruppen verlangen immer nach Kompromissen. Dass Sie Problembewusstsein haben, ist schon mal ein guter Ausgangspunkt. Nun müssen Sie nur noch ein bisschen die Phantasie spielen lassen. Was beispielsweise wird aus der Wanderung, wenn es in Strömen regnet? Da haben Sie doch sicher einen Plan B in der Hinterhand, einen Museumsbesuch zum Beispiel. Warum nicht einen solchen Alternativplan auch für diese spezielle Situation entwerfen? Diesen Plan können Sie gleich bei der Vorstellung des Programms miteinbeziehen, egal, ob Sie das den Teilnehmern am Familientreffen vorab schon schriftlich schicken oder erst mündlich erläutern, wenn alle zusammen sind. Es ist richtig, Rücksicht auf ältere Menschen zu nehmen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, wie sie das vielleicht wollen. Oft fühlen die sich aber noch gar nicht so alt und erwarten von sich selber, unbedingt mithalten zu können. Das wird dann leicht für alle zur Qual, für die Älteren, weil sie sich so mühen müssen, und für die Jüngeren, weil sie ihr Tempo dennoch drosseln müssen. Besser Sie bieten von sich aus Alternativen an, ohne diese vom Alter abhängig zu machen. Statt einer Wanderung könnte dann ein Teil der Gruppe eine Bootsfahrt buchen. Das ist auch abwechslungsreich, und unter Umständen werden nicht nur die älteren Verwandten dieses Angebot begeistert (und erleichtert) annehmen. Fußlahm kann man in jedem Alter mal sein, und je sportlicher, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer Blessur. Unterscheiden Sie in Ihrem Angebot also bitte nicht nach alten und jungen Teilnehmern, sondern lieber nach Geschmack, nach Lust und Laune. Dann können alle das Gesicht wahren, und die Stimmung wird am Abend, wenn man sich zum Essen wiedertrifft, umso besser sein.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen an: meinefrage@tagesspiegel.de

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