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Wenn man verstöpselte Jugendliche anspricht, bekommen sie es meist mit.

© imago/Westend61

Kolumne: Immer wieder sonntags: Sollten Jugendliche im Bus für andere aufstehen?

Früher standen Jugendliche für Kinder mit schweren Schulranzen auf. Heute ignorieren sie sogar ältere Fahrgäste. Was tun? Unsere Autorin weiß Rat.

In der DDR war es üblich, dass Jugendliche im Bus für kleinere Kinder aufstanden. Die haben noch so weiche Knochen und müssen an ihren Ranzen oft so schwer tragen. Heute tut das niemand mehr. Die Jugendlichen sitzen total verstöpselt, gucken mit glasigen Augen vor sich hin und nehmen nichts wahr. Auch ältere Leute ignorieren sie. - Maike, stehen gelassen

Wenn man verstöpselte Jugendliche anspricht, bekommen sie es meist mit und ziehen sich bereitwillig die Kopfhörer aus den Ohren. Mir ist aufgefallen, dass Jugendliche, die offenbar einen migrantischen Hintergrund haben, eher aufstehen als andere. Aber das kann natürlich eine Zufallsbeobachtung sein.

Zu den Erziehungsklassikern gehörte es früher, Jugendlichen beizubringen, für ältere Menschen aufzustehen. Für müde Kinder mit zu schweren Ranzen könnten natürlich auch gestandene Erwachsene aufstehen. Verstöpselte Jugendliche sind oft sensibler als vorangegangene Generationen. Ein kleiner Piks genügt mitunter, wobei Kinder nicht unbedingt draufkommen werden, für sich einen Platz einzufordern.

Insgesamt kann es sich für alle lohnen, die Umwelt besser im Blick zu haben. Man kann dabei viel über andere Menschen lernen und außerdem jeden Tag eine gute Tat tun. Oft verlangt es keine großen Opfer, einem anderen Menschen das Leben etwas leichter zu machen. Ein herzhaftes „Jetzt setz dich mal hierhin“ zu einem müde aussehenden Kind zählt schon als gute Pfadfindertat. Solche Situationen zu sammeln, wäre jedenfalls ein schönes neues Hobby.

- Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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