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Die Steine stehen noch. Der Park befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen St. Marien- und St. Nikolai-Friedhofs. Dort können Kinder spielen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Knochenfund im Leise-Park: Spielplatz Friedhof: Füchse graben Skelett aus

In Prenzlauer Berg wurden Knochen auf ehemaligem Gräberfeld entdeckt. Handelt es sich um Überreste aus dem ehemaligen Friedhof oder sind die Knochen jüngeren Datums? Die Polizei ermittelt, und der Stadtrat rätselt: „So was gab’s noch nie.“

Ein Schädel, Haare, Knochen – diese menschlichen Überreste sind im Leise-Park an der Heinrich-Roller-Straße ans Licht gekommen. Eine der Fuchsfamilien, die in Prenzlauer Berg häufig vorkommen, hatte bei den Grabungen für ihren Bau die Knochen freigelegt. Auf den ersten Blick ist das kein ungewöhnlicher Fund auf einem stillgelegten Friedhof. Denn der Park befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen St. Marien- und St. Nikolai-Friedhofs, gelegen zwischen Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße. Seit Juni vorigen Jahres ist das Areal zum Toben und Spazieren da, Mütter laufen mit ihren Kinderwagen über die Parkwege und Kleinkinder erstürmen die Klettergerüste, in deren Nähe die Skelettteile gefunden wurden.

„Einen Menschenschädel auf dem Spielplatz hatten wir auch noch nicht“, sagt Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne). Er will den Park nicht gleich schließen, Maßnahmen gegen die buddelnden Füchse seien aber denkbar. Den Grund für den makaberen Fund auf dem Spielplatz vermutet er aber nicht in den Gräberfeldern, die seit 1970 nicht neu belegt wurden. Er verweist auf Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung, die Erfahrung mit buddelnden Füchsen haben. „Normalerweise graben die nicht so tief“, erzählt Kirchner. Laut Vorschrift müssen Leichen in 2,30 bis 2,50 Meter Tiefe bestattet werden, damit sie sicher vor scharrenden Tieren sind. Die gefundenen Überreste könnten also weiter an der Oberfläche gelegen haben. Der Stadtrat wundert sich zudem über die Haare, die in der Nähe der Knochen gefunden wurden; diese hätten nach mehr als 40 Jahren zersetzt sein müssen. Außerdem graben dort Füchse ja schon viele Jahre – warum wurden die Knochen erst jetzt freigelegt? Auch die Polizei stellt sich diese Fragen und ermittelt. Beamte sammelten am Mittwochnachmittag die Knochen ein und übergaben sie der Gerichtsmedizin in Moabit. Diese untersucht den Fund nun auf das Alter und mögliche Gewalteinwirkung.

Die Knochen auf dem Spielplatz bestätigen die Kritiker des Projektes. Bereits kurz nach der Eröffnung des Leise-Parks stellte der Bezirksverordnete Matthias Böttcher (SPD) eine kleine Anfrage an das Bezirksamt Pankow: Ob dem Amt zu Ohren gekommen sei, dass Kinder im Leise-Park mit Knochen spielten, wollte er wissen, und wie man denn solche Berichte bewerte. „Diesbezügliche Berichte von Anwohnern sind dem Bezirksamt nicht bekannt“, lautete die Antwort. Bei den Erschließungsarbeiten habe man nichts gefunden, und außerdem gebe es bewusst keine Flächen, die zum Buddeln einladen.

Naturbelassen sollte der Park sein und vor allem sollte er seine Geschichte als Friedhof nicht leugnen – das war auch das Ziel der Bürgerinitiative, die den Park ins Leben rief, um die Fläche vor Bebauung zu retten. Hinweistafeln an den Wegrändern weisen auf das besondere Konzept hin und mahnen: „Grabstellen sind nicht zum Spielen geeignet.“ Die Umnutzung besprach der Bezirk im Vorfeld mit den Angehörigen. Sämtliche Grabsteine sind erhalten geblieben und bis heute kommen Angehörige, um Blumen an den Gräbern abzulegen. Stadtrat Kirchner verteidigt die Doppelnutzung. „Tod ist ein Teil des Lebens“, so lautet sein Konzept und diese Meinung vertritt auch Elke Bade, die am Donnerstagvormittag mit ihrem Enkel im Park spazieren ging. Berührungsängste mit dem verwilderten Friedhof und den Grabmälern hat sie keine. „Noch fragt mein Enkel mich nicht danach, aber wenn er fragen würde, würde ich es ihm einfach erklären.“

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