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Auf dem Dach der Wiegmann-Klinik des DRK in Westend befindet sich ein kleiner Park.

© Optigrün

Klimafreundliche Stadtentwicklung: Wer hat das schönste Gründach in Berlin?

Berlin soll mehr Gründächer bekommen – sie dienen als Regenwasserspeicher, Hitzepuffer und Naherholungsgebiet. Dazu gibt es auch einen Wettbewerb.

Graswurzelbewegungen können auch oben beginnen: auf dem Dach. Die Umweltverwaltung erarbeitet zurzeit ein Förderprogramm zur Begrünung von Dächern, das im Frühjahr 2019 starten soll. 1,5 Millionen Euro stehen für das „1000-grüne-Dächer-Programm" zur Verfügung. Gefördert werden sollen sowohl Projekte im Gebäudebestand als auch Innovationen bei Neubauten – möglichst solche mit mehrfachem Nutzen.

Dazu gehören die Verbesserung des Mikroklimas, die Absicherung gegen Extremwetter wie die Rekordregengüsse im Sommer 2017, die Futterversorgung von Bienen, Käfern und Schmetterlingen, aber auch der Ersatz für die knapper werdenden Grünflächen in der City. Wo viel neu gebaut wird und sich linke und grüne Koalitionäre gerade über die Abwägung zwischen Stadtgrün und Wohnungsneubau streiten, können begrünte Dachflächen im besten Fall zum Naherholungsgebiet werden. Um das Thema in der Stadt bekannter zu machen, haben die Wasserbetriebe gerade zu einem Wettbewerb „Berlins schönstes Gründach“ aufgerufen. An der Vorauswahl der Bewerbungen soll sich auch der Tagesspiegel beteiligen.

Bei großen Neubauprojekten sind Gründächer fast schon Standard

Theoretisch müsste es nach einer Untersuchung der Stadtentwicklungsverwaltung mehr als 18.000 Kandidaten geben: Drei Prozent aller Berliner Gebäudedächer sind mindestens teilweise begrünt, hat die Auswertung von Luftbildern ergeben. Oft, aber nicht immer, befinden sie sich auf relativ neuen Gebäuden mit flachen oder nur wenig geneigten Dächern.

„Von außen gesehen ist Deutschland schon jetzt Gründach-Land“, sagt Darla Nickel, die die im Mai gegründete Regenwasseragentur bei den Wasserbetrieben leitet. Bei den großen Neubauprojekten seien Gründächer fast schon Standard. Das liegt auch an der seit Jahresbeginn geltenden Vorgabe, wonach die Menge des von Grundstücken abzuleitenden Regenwassers durch Neubauten nicht zunehmen darf. Für die innerstädtische Mischkanalisation mit ihren Notauslässen in Spree und Landwehrkanal gilt sogar ein Verbot neuer Einleitungen. Also muss an Ort und Stelle gespeichert, versickert und verdunstet werden.

Vor allem bei Neubauten bieten sich Gründächer an, zumal ihr Gewicht – je nach Variante 60 bis 500 Kilo pro Quadratmeter – von vornherein eingeplant werden kann. Die einfachsten Varianten werden mit Moosen, Gräsern und dickblättrigen Pflanzen bestückt, die in Sommern wie diesem schlimmstenfalls vertrocknen und sich nach Regen wieder erholen. Gartenartig bepflanzte, womöglich begehbare Dächer brauchen mehr Pflege. Prominente Beispiele für solche Gartendächer sind die Axel-Springer-Passagen und das Bikini-Haus am Zoo.

Lebensraum für Insekten

Als ökologisches Optimum gelten „Retentionsdächer“, in denen das Pflanzsubstrat auf einer mit Vlies abgedeckten Wasserspeicherschicht liegt. Solche Dächer können Feuchtigkeit über eine lange Periode abgeben, was die Umgebung kühlen kann und den Insekten im Kiez die Nahrung bewahrt. So soll die Stadt trotz Verdichtung als eine Art Schwamm und ökologisch wertvolles „Inselparadies“ für flatterndes und krabbelndes Getier entwickelt werden. Denn der nächste heftige Regen kommt ganz bestimmt – irgendwann.

Die Bewerbungsfrist für den Gründachwettbewerb läuft noch bis zum 10. September. Infos: www.bwb.de

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