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"Flying Bach" kommt im September nach Berlin. Karten gibt es schon im Vorverkauf.

© Jakub Koval/redbullcontentpool/promo

Klassische Musik trifft Breakdance: Die Flying Steps kommen ins Berliner Wintergarten Varieté

„Flying Bach“ verbindet ab September zarte Klänge mit spektakulären Tanz-Moves. Die Berliner Breakdance-Gruppe will Klassik und Hiphop näher zusammenbringen.

Tänzer:innen machen Streckübungen auf der Bühne, die Platzverhältnisse darauf sind beengt, weil noch das Bühnenbild von der letzten Show vor dem Lockdown steht. Doch die Stimmung bei der Pressevorführung im Hause Wintergarten Varieté ist geradezu euphorisch: Immerhin ist es eine echte Veranstaltung, vor Ort, mit Menschen und einer Bühne. Es gibt sogar Schnittchen und Kaffee, wie früher.

Vor allem aber verheißt diese Vorschau eine Zukunft jenseits von pandemiebedingten Einschränkungen. Am 28. September soll „Flying Bach“, eine Zusammenarbeit des Varietés mit der Berliner Breakdance-Truppe Flying Steps und dem Pianisten Christoph Hagel, starten. (Tickets ab 40,50 Euro sind bereits vorbestellbar) Klavier und Varieté, wie passt das denn zusammen?

Klassische Musik ist oft Tanzmusik

Es gibt Leute, die sagen, der Körper habe erst mit der elektronischen Technik so richtig Einzug in die Musik gefunden: Während im Club schon beim Betreten das Zwerchfell zu vibrieren beginnt und jeder Beat einem Schlag in die Magengrube gleichkommt, sitze das Publikum im klassischen Konzert bloß da und verarbeite die Eindrücke verstandesmäßig.

Auch der klassische Konzertbetrieb trägt seinen Teil dazu bei, dass selbst Liebhaber:innen beim Hören von Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ schon mal der Begriff Kopfmusik in den Sinn kommt.

[Die Flying Steps ziehen in den Berliner Westen - auf die Milliarden-Neubauinsel Gartenfeld: Hier die Geschichte, die Simulationen, der Zeitplan im Tagesspiegel]

Immerhin hat der Komponist in dieser Präludien- und Fugensammlung die damals neuen Möglichkeiten der Mehrstimmigkeit systematisch ausgelotet und sie ausdrücklich der „lehrbegierigen musicalischen Jugend“ zugedacht. Eben diese Sammlung bietet Hagel auf Klavier und Cembalo dar, vereinzelt auch um elektronische Sounds erweitert.

Und wenn die Flying Steps zum Präludium in E-Dur mit schnellem „Footwork“ und spektakulären „Power-Moves“ loslegen, begehen sie nicht nur einen interessanten Stilbruch, sondern machen auch den im Vergleich zum basslastigen Beat subtilen barocken Puls fühlbar, den wir mit heutigen Hörgewohnheiten kaum noch wahrnehmen.

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Höfische Musik, sofern sie nicht sakral war, war schließlich stets an den gängigen Tänzen orientiert. „Wir wollen, dass die Jugend etwas über klassische Musik lernt“, sagt Choreograf Vartan Bassil, „und zugleich, dass das Hiphop-ferne Publikum den Breakdance als Kunst, statt nur als Sport wahrnimmt“.

Dabei treffen die Gegensätze mit manchmal überraschender Harmonie aufeinander. Etwa, wenn einer der Tänzer zum Cembaloklang im C-Moll-Präludium bei einem „Headspin“, also der Pirouette auf dem Kopf, an eine barocke Spieluhr denken lässt, mit einer sich darin drehenden Porzellanpuppe – und so die anfängliche Skepsis gegenüber dem Konzept vergessen lässt.

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