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Nah am Wasser. Gegenüber dem Bode-Museums, direkt an der Spree, öffneten seit dem Jahr 2000 im Winter die Märchenhütten und im Sommer das Amphitheater. 

© imago/Joko

Keine Genehmigung für die nächsten Monate: Monbijoutheater und Märchenhütten in Berlin-Mitte müssen schließen

Seit Langem schwelte der Streit zwischen Bezirk, Politik und Theaterleuten. Nun ist klar: Das Monbijoutheater und die Märchenhütten schließen.

Von Corinna Cerruti

Das Amphitheater im Monbijoupark wird diesen Sommer wohl nicht Schauplatz von Shakespeare und Goldoni: Es hat keine Genehmigung für die kommenden Monate erhalten. Eine Beschlussempfehlung aus Mittes Stadtentwicklungsausschuss wurde nicht in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) behandelt und das Thema damit auf die Zeit nach der Sommerpause verschoben.

Allerdings wäre ein Antrag der Linksfraktion die Rettung gewesen – wenn ihn die BVV ohne Änderung beschlossen hätte. Der Antrag zur „Förderung von Kunst und Kultur“ im Bezirk sah vor, auch „Open-Air-Veranstaltung zu priorisieren“ und den Aufbau des Amphitheaters zu ermöglichen.

Um die Bauten des Monbijoutheaters tobt schon länger ein erbitterter Streit zwischen Bezirk, BVV und Theaterführung. Angesichts der Coronakrise wollte Linke-Fraktionsvorsitzender Thilo Ulrich diese Unstimmigkeiten offenbar erstmal beiseite schieben: „Das Amphitheater Monbijoupark, was unter freiem Himmel spielt, bietet sich geradezu an, hier erste Schritte zur Wiederaufnahme eines Spielbetriebes zu gehen.

Extreme Zeiten fordern extreme Entscheidungen. Es ist Zeit, begründete oder auch unbegründete Blockaden zu lösen und verhärtete Fronten aufzubrechen.“ Die Theaterführung hatte zuvor ein mit dem Gesundheitsamt abgestimmtes Hygienekonzept eingereicht und per Video präsentiert.

Eine „unzulässige Bevorzugung“

Doch SPD und Grüne sahen das anders. Die Erwähnung des Monbijoutheaters wurde aus dem Antrag gestrichen. Das wäre eine „unzulässige Bevorzugung“ gewesen, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Sascha Schug. Der Bezirk habe „immer wieder ein Auge zugedrückt bei Dingen, die am Rande dessen waren, was erlaubt ist“. So hätten die Märchenhütten etwa nie auf dem Dach des Bunkers stehen dürfen.

Der Bunker und die Fläche am Spreeufer gehören der Humboldt-Universität. Einen Mietvertrag gibt es nicht, den fordert das Bezirksamt aber. Der Grünen-Verordnete Frank Bertermann erinnerte: „In der Vergangenheit hat der Bezirk öfter über den Kopf der Uni entschieden, was aber nicht zulässig ist.“

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Auch ist da ein Grünstreifen des Bezirks – um diesen für Kultur nutzen zu dürfen, müsse die BVV ein „öffentliches Interesse“ bekunden, sagte Bertermann. Dazu gab es eine Beschlussvorlage, die aber wie in der Sitzung zuvor nicht behandelt wurde.

Kein BVV-Beschluss, keine Genehmigung. Stattdessen sollten sich alle Beteiligten zusammensetzen und eine Ausschreibung in Gang bringen, schlug Bertermann vor. Die Linke habe mit ihrem Antrag „holterdiepolter dem Nächstbesten“ den Zuschlag für das Theater geben wollen. Doch damit habe man rückblickend schlechte Erfahrungen gemacht.

Bezirksamt hat Vorbehalte gegenüber der Theaterführung

Theaterchef Christian Schulz ist enttäuscht: „Gerade in diesen Zeiten dachten wir, dass Einschätzungen und Prä-Corona-Urteile und Verfahrensweisen nochmal überdacht werden würden.“

Doch das Bezirksamt hat Vorbehalte gegenüber der Theaterführung. Auf Anfrage teilte es mit: „In den vergangenen Jahren wurde von den unterschiedlichen Akteuren keine Zusage gegenüber dem Bezirksamt eingehalten, selbst wenn sie vor einem Gericht getroffen wurden.“ Und weiter: „Das Bezirksamt Mitte hat mit dem Betreiber einen gerichtlichen Vergleich abgeschlossen. Danach war die Nutzung zum 01.01.2020 einzustellen und die Märchenhütten bis zum 31.03.2020 zu beseitigen.“

Die Hütten sind noch da. Schulz argumentiert, dass sie dort schon seit acht Jahren stehen, „weil dies vom Bezirk bis Mai 2019 so gewollt, zumindest bewusst geduldet war. Das Problem ist seit 22 Jahren, dass wir immer eine Ausnahme von der Regel darstellten. (...) Dieses Jahr soll nun erstmals nicht so verfahren werden.“ Warum die Hütten trotz Ankündigung nicht abgebaut wurden, sagte er nicht. Das Bezirksamt hat nun eine Zwangsvollstreckung eingeleitet. Auch ein Gespräch mit Bürgermeister von Stephan von Dassel (Grüne) und Stadtentwicklungsstadtrat Ephraim Gothe am Dienstag führte zu keiner Lösung.

Damit ist es vorbei, das Theater gibt auf. „Wir haben verloren, wir sind traurig, aber nicht bitter und wir machen woanders weiter“, sagte dessen Chef Schulz und verwies auf zuletzt mehr als 100.000 Besucher pro Jahr.

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