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Frühlingsvorboten: Frühblüher wie Krokusse und Schneeglöckchen sind auch im Berliner Stadtbild vielerorts zu sehen.

© imago images/Karina Hessland

Kein Schnee und milde Temperaturen: Meteorologischer Winter endet in Berlin mit Rekorden

Die Hauptstadt hat in den Wintermonaten gleich zwei Rekorde verbucht. Meteorologen sind verzückt über den verregneten Februar.

Mit dem Bonustag dieses Schaltjahres endet der meteorologische Winter. Der erstplatzierte in Berlin, was die Temperatur betrifft: 4,8 Grad waren es im Mittel der vergangen drei Monate in Berlin; normal wären 0,5 gewesen. „Wir haben jetzt zwei erste Plätze“, sagt Jörg Riemann, meteorologischer Leiter des Dienstes Wettermanufaktur in Tempelhof. „Der Winter 2006/07 – der mit dem Orkan Kyrill – war genauso mild wie dieser.“

Zum Temperaturrekord kommt die Premiere, dass es kein einziges Mal nennenswert geschneit hat. Bisher lag das Minimum der bis 1908 zurückreichenden Aufzeichnungen in Dahlem bei drei Tagen mit Schneefall und fünf, an denen morgens eine geschlossene Schneedecke lag. Theoretisch könnte der März noch Schnee nachliefern, praktisch sehe es nicht danach aus. Der absolut späteste Tag mit einer geschlossenen Schneedecke in Berlin war übrigens ein 1. Mai.

Der verregnete Februar wiederum hat Meteorologen und Naturfreunde gleichermaßen verzückt: Statt der langjährig gemittelten 34 Liter fielen fast 80 auf jeden Quadratmeter. „Zum ersten Mal seit Jahren ist es durch Landregen so nass geworden und nicht durch lokale Unwetter“, sagt Riemann.

Gefühlt ist Berlin komplett durchtränkt, aber real hat der Februar nur ausgeglichen, was in Dezember und Januar zu wenig vom Himmel fiel. „Vom Defizit der vergangenen beiden Jahre haben wir fast noch nichts wieder aufgefüllt“, sagt Riemann. Und das Defizit ist enorm: 2018 fehlten 233 Liter pro Quadratmeter und 2019 immerhin 83; normal wären knapp 600 pro Jahr.

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Folglich zeigt der „Dürremonitor“ des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung für die oberen Bodenschichten inzwischen entspannte Verhältnisse, meldet aber für eine Tiefe von etwa 1,8 Metern weiter dramatische Trockenheit vor allem in Brandenburg und der für Berlins Wassernachschub bedeutsamen sächsischen Lausitz.

Wasserbetriebe-Fachleute haben das Regenwetter genossen

Tatsächlich kommt aus Süden via Spree und Dahme deutlich weniger Wasser nach Berlin als sonst im Februar. Und der Füllstand der Talsperre Spremberg als letztem großen Spreespeicher vor Berlin liegt noch immer knapp unter dem vorgesehenen Minimum von 21 Millionen Kubikmetern – was reichlich der halben Füllhöhe des Stausees entspricht.

So überrascht es kaum, dass die Fachleute der Berliner Wasserbetriebe (BWB) das Regenwetter regelrecht genossen haben: An einigen Messstellen sei der Grundwasserspiegel deutlich gestiegen – auch etwas stärker als in vergangenen Wintern, heißt es. Die Winter sind entscheidend fürs Grundwasser, weil anders als im Sommer der Niederschlag nicht von der Vegetation aufgesogen wird. Das gelte auch, wenn der Winterregen mit zehn Grad plus und Sturm einhergeht.

Auf dem Niveau früherer Zeiten seien die Vorräte noch nicht wieder, aber „wir haben im Grundwasser einen großen Puffer“, sagt Gunnar Lorenzen vom Ressourcenmanagement der BWB. Über den meisten Brunnenpumpen befänden sich einige Meter Wasser – genug für mehr als ein weiteres Trockenjahr. Sollte das Grundwasser tatsächlich hier und da knapp werden, ließen sich weitere Brunnen oder auch stillgelegte Wasserwerke wie Jungfernheide und Johannisthal reaktivieren.

BWB-Sprecher Stephan Natz merkt außerdem an, dass das Berliner Trinkwasser zu mehr als zwei Dritteln aus sogenanntem Uferfiltrat stamme. Das würde erst knapp, wenn die Pegel der Gewässer deutlich sänken. Solange niemand die Schleusentore in Spandau, Charlottenburg, am Mühlendamm und in Kleinmachnow öffnet, ist das nicht zu befürchten – auch dank dem Wasser, das in stetem Strom aus den Ableitern der Klärwerke in sie fließt.

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