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Pendeln mit dem Rad statt mit dem Auto - Berlin setzt immer mehr auf saubere und öffentliche Transportmittel.

© Fabian Sommer/dpa

Kein Platz zum parken, aber zum radeln: So sollen Berlins Straßen 2030 aussehen

Der Senat beschließt den neuen Verkehrsplan. Die Stadt setzt auf Bus und Bahn und will attraktiver für Radfahrer und Fußgänger werden.

Weniger Autos auf den Straßen, weniger Parkplätze in den Wohngebieten, dafür eine stärkere Nutzung von Bus und Bahn und deutlich mehr und sicherere Wege für Radfahrer:innen und Fußgänger:innen. Auf diese Marschroute zur Gestaltung der Verkehrswende hat sich der Senat am Dienstag – nach zähen Verhandlungen zwischen den Koalitionspartnern – geeinigt.

Im Anschluss an die Sitzung stellte Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) den „Stadtentwicklungsplan Mobilität und Verkehr 2030“ vor und kündigte an: „Die Stadt wird sich mit diesem Plan deutlich verändern. Das gilt nicht nur für die Mobilität in der Stadt, sondern auch das Gesicht der Stadt.“

Was sie damit meint, verdeutlichen Zahlen zur Verkehrsverteilung innerhalb Berlins in den vergangenen 13 Jahren. Während 2008 noch 67 Prozent aller Wege im sogenannten Umweltverbund, also per Bus, Bahn, zu Fuß oder auf dem Rad, zurückgelegt wurden, waren es zehn Jahre später bereits 74 Prozent – befördert vor allem durch den starken Anstieg des Radverkehrs.

Im selben Zeitraum sank der Anteil des Individualverkehrs, also die Fortbewegung im privaten oder dienstlichen Autos, von 33 auf 26 Prozent. Eine „dramatische“ Veränderung, wie Günther konstatierte, bei der es längst nicht bleiben soll. 2030, wenn die Vorhaben des Stadtentwicklungsplanes umgesetzt sein sollen, könnte der Anteil des Individualverkehrs nur noch bei 18, der des Umweltverbundes bei 82 Prozent liegen. Könnte.

Schmutzige Autos abschaffen

Bis dahin, das räumt auch Günther ein, ist es ein weiter Weg. Mehr als 1,2 Millionen Fahrzeuge sind in Berlin aktuell gemeldet, die ganz überwiegende Zahl davon mit Verbrennungsmotoren. Sie sollen raus.

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Zunächst aus dem Innenstadtring, dann aus Berlin. „Mittelfristig“ soll dieses Ziel erreicht werden, erklärte Günther und beschrieb damit, was sich hinter dem Ziel der „Dekarbonisierung des Verkehrs“ tatsächlich verbirgt: Benzin- und dieselbetriebene Fahrzeuge sollen entweder ganz abgeschafft oder gegen solche mit Elektroantrieb eingetauscht werden.

Zwar flogen die von Günther in einem Entwurf formulierten Zielmarken 2030 und 2035 nach Widerstand von SPD und Linkspartei aus dem Beschluss. Günther selbst hält die Zielmarke aber weiterhin für „realistisch“, im Interesse einer „liebenswerten Stadt mit umweltverträglichen Verkehrsangeboten“.

Weniger Parkplätze, kürzere Einkaufswege

Doch es geht um mehr. Um dem Vorrang des Umweltverbunds gegenüber dem Individualverkehr Rechnung zu tragen, umfasst der Plan mehr als 250 Einzelprojekte unterschiedlicher Dimensionen. Neue Stadtquartiere sollen mit deutlich geringerem Parkplatzanteil je Wohneinheit geplant werden als bislang.

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Auf 100 Wohnungen kämen dann nur noch zehn bis maximal 30 Parkplätze. Einkaufsmöglichkeiten sollen wohnortnah geplant, die Radinfrastruktur verbessert werden.

Vorgänger des Vorhabens ist der 2011 beschlossene „Stadtentwicklungsplan Verkehr 2025“, dessen mangelnde Umsetzung für Kritik gesorgt hatte. Günther machte dafür das Wachstum der Stadt, den boomenden Tourismus und die wachsende Zahl der zugelassenen Fahrzeuge verantwortlich. Von 2008 bis heute stieg diese um mehr als 130 000. Eine Trendwende ist nicht absehbar.

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