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Schwierige Terminvergabe: Am Donnerstag gab es Probleme bei der Impfhotline.

©  Marc Müller/dpa

Update

Kein Durchkommen bei der Berliner Hotline: Probleme bei Vergabe von Astrazeneca-Terminen an 60- bis 70-Jährige

Viele Berliner versuchten am Donnerstag und auch am Freitag vergeblich, einen Impftermin zu bekommen. Die CDU kritisiert die Gesundheitssenatorin.

Der Ärger reißt nicht ab: Auch am zweiten Tag seit Freigabe der Impftermine an 60- bis 70-jährige Berliner:innen brauchen diese in der Buchungshotline gute Nerven. „Nach 35 Minuten Warteschleifenmusik wurde ich jedes Mal eingeladen, später wieder anzurufen“, schreibt ein Twitter-User am Karfreitag.

Eigentlich sollen über 60-Jährige ohne chronische Krankheiten seit Donnerstag unter der Rufnummer 030/90282200 einen Termin in den Impfzentren Tegel oder Tempelhof vereinbaren können. Doch seitdem erreichten den Tagesspiegel zahlreiche Mails von Leser:innen, laut denen die von der Gesundheitsverwaltung eingerichtete Hotline nicht funktioniert.

Nachdem sie es zwischen 7 und 17.30 Uhr immer wieder versucht habe, habe sie eine Mitarbeiterin ans Telefon bekommen, die sich für nicht zuständig erklärte, schrieb eine Leserin. „Sie teilte mir aber mit, dass sich 1800 Menschen in der Warteschleife befänden.“ Das ironische Fazit der Frau: „Tolle Organisation!“ Auch eine Tagesspiegel-Mitarbeiterin berichtete: „Wer nicht sofort rausfliegt – was mir nach 20 Versuchen gelang, mit jeweils 45-sekündiger automatischer einführender Ansage –, erreicht in der Warteschleife nach weiteren circa 20 Minuten einen freundlichen Mitarbeiter, der mitteilt, dass es bei der Weiterleitung an die ausführende Bundeswehr technische Probleme gebe. Man möge es am Mittag oder Nachmittag wieder probieren.“ Ein anderer Redakteur berichtet von andauernden Versuchen über zwei Stunden, bei der Hotline anzurufen – kein Durchkommen.

Auch wenn jemand rangeht, scheinen am Ende der Leitung nicht alle auf dem aktuellen Stand zu sein: Ein Leser sprach mit einer Mitarbeiterin, die behauptete, eine Anmeldung zum Impfen sei nur mit einem Code möglich. Die werden in Einladungen verschickt – das neue Angebot, sich telefonisch anzumelden, geht aber ausdrücklich an die 60- bis 70-Jährigen, die eben nicht schon wegen einer Vorerkrankung eine Einladung erhalten haben. Laut der Gesundheitsverwaltung sind das in Berlin rund 300 000 Menschen.

In der Mitteilung zum Start der Hotline hieß es außerdem, die Anmeldung sei ausschließlich telefonisch möglich, erforderlich sei lediglich die Angabe einer Mailadresse oder Handynummer. Irritationen löste auch eine Pressemitteilung der Gesundheitsverwaltung am Donnerstag aus, in der nur eingeräumt wurde, es könne wegen der hohen Nachfrage „zu Verzögerungen und Wartezeiten“ kommen. Man bitte um Geduld: „Es sind nach wie vor genug Termine für die Impfung über 60-Jähriger in den Impfzentren verfügbar.“ Von den offenkundigen Organisationsproblemen kein Wort, auch eine Tagesspiegel-Anfrage, wann das Problem gelöst sein werde, blieb bislang unbeantwortet. Lediglich teilte die Gesundheitsverwaltung am frühen Freitagabend mit, die Hotline sei nunmehr von 7 bis 20 zu erreichen.

CDU-Mann Zeelen: "Handwerklicher Fehler Kalaycis"

Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU Tim-Christopher Zeelen fühlte sich am Donnerstag „an einen Aprilscherz“ erinnert: „Berliner über 60 Jahre bekommen entgegen der Ankündigungen heute keine Termine bei der Impfhotline.“ Einmal mehr leiste sich Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) einen „schlimmen handwerklichen Fehler“ und verspiele damit Vertrauen.

Ein Totalausfall scheint die Hotline allerdings auch nicht zu sein: Als Kundin eines bestimmten Mobilfunkanbieters könne sie sagen, „dass das Durchkommen zur Impfhotline Berlin im Vergleich ein Spaziergang war“, schreibt eine Nutzerin am Freitag auf Twitter. Auch den Tagesspiegel erreichten Berichte von erfolgreichen Terminbuchungen.

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Der Regierende Bürgermeister warb am Donnerstagmittag um Verständnis. Viele tausend Menschen hätten sich am Morgen bei der Impfhotline gemeldet, um einen früheren Termin mit Astrazeneca zu bekommen statt eines späteren Termins mit einem anderen Impfstoff. „Es gibt Probleme“, gestand Michael Müller (SPD), aber das sei kein Versäumnis, sondern liege in der Natur der Sache. „Wenn Zigtausende umbuchen wollen“, könne es sein, dass die Hotline überlastet sei. „Da kommt es mitunter zu Warteschleifen.“

Für Menschen unter 60 Jahren, die eine Astrazeneca-Impfung haben möchten, seien ab sofort nicht mehr die Impfzentren zuständig, sagte Michael Müller weiter. Das solle über die Hausärzte abgewickelt werden. Auf diesem Wege sei eine bessere Beratung im Einzelfall möglich. Die Impfung mit Astrazeneca unter 60 Jahren war in dieser Woche bundesweit ausgesetzt worden, nachdem sich Komplikationen gehäuft hatten.

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