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Ellen Eydt ist Bereichsleiterin der Stadtmission.

© Sven Darmer

Kein Besuch in der Corona-Pandemie: Tablets sollen Senioren vor Vereinsamung bewahren

Ältere Menschen im Heim, die keinen Besuch erhalten, drohen zu vereinsamen. Die Stadtmission will sie deshalb mit besserer Technik ausstatten.

In diesem Jahr bittet der Tagesspiegel- Spendenverein „Menschen helfen!“ um Unterstützung in der Coronakrise. Stellvertretend für alle 30 Initiativen in Berlin, Brandenburg und der Welt stellen wir zwölf Projekte in der Spendenserie bis Weihnachten vor. neue Tablets für Seniorenheime der Stadtmission.

Das Singen im Chor hat natürlich eine besondere Bedeutung, es ist ja ein Gemeinschaftserlebnis. Aber auch Basteln mit anderen ist wichtig, ebenso wie das Zeitungslesen in der Gruppe. „Aber all das fehlt jetzt“, sagt Ellen Eydt seufzend, „das ganze System ist zusammen gebrochen.“ Corona hat es einstürzen lassen, die Kontaktbeschränkungen. Risikogruppen müssen besonders aufpassen.

Die Betroffenen sind Hochrisiko-Patienten

Und die Menschen, von denen Ellen Eydt spricht, sind Höchst-Risikopatienten. Senioren, zwischen 70 und Ende 90 Jahre alt, Menschen im Altersheim. Im Fall von Ellen Eydt geht es um 280 Senioren, aufgeteilt in drei Einrichtungen. 160 in Treptow-Köpenick, jeweils 60 in zwei Heimen in Brandenburg. Ellen Eydt leitet den Dienstbereich Diakonie der Stadtmission. Sie ist Trägerin der drei Heime.

Ellen Eydt sitzt in ihrem Büro im zweiten Stock der Zentrale der Stadtmission, in der Nähe des Hauptbahnhofs. Sie hat eine Tasse Tee vor sich und sagt: „Die Gefahr der Vereinsamung von älteren Menschen nimmt enorm zu.“

Besucher kommen nicht, weil sie Angst haben, jemanden anzustecken

Denn Besucher kommen kaum noch. Für Ellen Eydt ist das „eine seltsame Situation. Angehörige sind erlaubt in den Altenheimen der Stadtmission, trotz Corona. Sie dürfen Vater, Mutter oder Opa und Oma besuchen, jeweils eine Stunden pro Woche. Natürlich unter strengen Hygiene-Regeln.

„Aber von den 160 Menschen, die im Heim in Treptow-Köpenick wohnen, werden mehr als 100 nicht besucht“, sagt die Bereichsleiterin. „Die Angehörigen haben Angst, dass sie jemanden anstecken könnten Vielleicht sind sie auch abgeschreckt von den politischen Aussagen. Da wird ja viel von Ängsten geredet“, sagt Ellen Eydt.

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Im Frühjahr dagegen war die Situation genau anders. Da hatten die Heime die Türen zugemacht, niemand durfte rein, die Angehörigen protestierten heftig. Sie wollten zu den Senioren. Die Proteste liefen ins Leere. Ellen Eydt schüttelt leicht den Kopf, wenn sie die Situationen vergleicht, jetzt und damals.

Und weil die Vereinsamung droht, bittet die Stadtmission die Tagesspiegel-Spendenaktion „Menschen helfen!“ um Unterstützung. „Wir benötigen Geld“, sagt Ellen Eydt, „weil wir für unsere Heimbewohner Tablets kaufen wollen.“ Damit die wenigstens per Skype mit ihren Angehörigen kommunizieren können.

Für 20 Personen gibt es bisher nur ein Tablet

Derzeit gibt es für jede Wohngruppe in den Heimen jeweils ein Tablet. Das bedeutet, 20 Menschen müssen sich einen Computer teilen. Die Mitarbeiter legen die Zeiten fest, zu denen ein Bewohner ein Tablet erhält. Die Helfer drücken auch die richtigen Knöpfe, damit die Verbindung steht, wenn das nötig ist.

Aber jetzt, da Kommunikation noch viel wichtiger als früher geworden ist, reicht die Zahl der Tablets nicht aus. „Wenn wir pro Wohngruppe fünf Tablets hätten, wäre das optimal“, sagt Ellen Eydt. Sie bezieht sich dabei auf alle drei Heime.

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In den Heimen erzählen ihr die Mitarbeiter, wie sehr die Menschen unter der Corona-Situation und den fehlenden Besuchen leiden. „Es gibt welche, die verzweifeln und werden depressiv. Gerade für demente Menschen ist es ja wichtig, vertraute Gesichter zu sehen, auch wenn ihnen vieles entfallen ist.“

Es gibt durchaus auch Momente, in denen die Gefahr eines Suizids besteht. „In solchen Fällen benachrichtigen wir natürlich sofort die Angehörigen und bitten sie, sofort zu kommen“, sagt Ellen Eydt.

In Treptow-Köpenick ist ein Seelsorger in der Einrichtung, er kommt an vier Wochentagen, außerdem gestaltet er noch sonntags einen Gottesdienst. „Aber er kann natürlich keine Angehörigen ersetzen“, sagt Ellen Eydt.

Die Bindung der Heimbewohner an die Pflegekräfte wird enger in der Zeit der Pandemie. „Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können durchaus Gespräche mit seelsorgerischem Anteil führen, aber das alles ersetzt natürlich keine Gespräche mit der Familie.“

Theoretisch könnten mehr Tablets sogar ein Problem darstellen

Theoretisch könnten neue Laptops für die Heime sogar ein Problem darstellen. Im Moment noch steht genügend Personal bereit, um den Senioren und Seniorinnen bei der Bedienung des Computers zu helfen. Wenn plötzlich mehr Computer gleichzeitig im Einsatz sind, reicht es allerdings nicht aus. Doch für diesen Fall hat die Stadtmission bereits eine Lösung gefunden.

Sie steht in Kontakt mit einem Unternehmen, das eine Software entwickelt hat, die besonders für ältere Menschen konzipiert ist. Sie funktioniert nach dem Prinzip von Skype, ist aber leichter zu bedienen. So leicht, dass viele Bewohner allein damit klar kommen.

So kann man spenden: Empfänger: Spendenaktion Der Tagesspiegel e.V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse. BIC: BELADEBE, IBAN: DE43 005 0000 0250 0309 42. Bitte Namen und Anschrift für den Spendenbeleg notieren. Auch Online-Banking ist möglich.

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