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Das Landgericht Berlin

© imago images/STPP

Update

Kannibalismus-Chats „reine Fantasien“: Berliner Lehrer bestreitet Tötungsvorwurf – Leiche in Panik zerteilt und entsorgt?

Ein Angeklagter unter Kannibalismus-Verdacht bricht vor Gericht sein Schweigen. Er habe seinen Sexualpartner tot aufgefunden und gedacht: „Die Leiche muss weg.“

Der Lehrer überraschte nach mehrwöchiger Prozesspause: Stefan R., dem ein Mord aus „kannibalistisch geprägten sexueller Motivation“ vorgeworfen wird, hat sein Schweigen gebrochen. „Ich habe Herrn T. nicht getötet“, begann seine Erklärung, die eine Verteidigerin für ihn verlas. Der Monteur, mit dem er sich in seiner Wohnung zum Sex getroffen hatte, habe bei ihm übernachtet.

Am Morgen habe er leblos auf der Couch gelegen – „da war kein Puls“. Er habe noch an Krankenwagen oder Polizei gedacht. „Mir war aber klar, dass herauskommen würde, dass ich homosexuell bis“, so R. am Dienstag vor dem Landgericht. „Ich kam zu dem Schluss, dass die Leiche weg muss.“

Der 42-jährige R. und der 43-jährige Monteur aus Lichtenberg hatten sich in der Nacht zum 6. September vorigen Jahres über eine Dating-Plattform zum Sex in der Pankower Wohnung des Lehrers verabredet. Der Monteur kehrte nicht zurück. Er galt wochenlang als vermisst. Bis zwei Monate später in einem Waldstück im Pankower Ortsteil Französisch-Buchholz ein Beinknochen gefunden wurde.

Komplett skelettiert. Stefan R. soll den Monteur getötet haben, um sexuelle Befriedigung zu erlangen und Teile der Leiche zu essen.

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Kein Täter, eher ein Verzweifelter, der sich falsch entschieden hat. So wirkt die Version des Angeklagten. „Ich stamme aus einer streng katholischen Familie, bis heute bin ich nicht geoutet“, erklärte er weiter. Allein seine Schwester habe über das Verfahren von seiner Homosexualität erfahren, so der aus einer kleinen Gemeinde in der Südwestpfalz stammende Mann. Er sei beim Zerlegen der Leiche nicht sexuell erregt gewesen. „All meine sexuellen Chats kannibalistischer Art waren reine Fantasien“, so der Angeklagte.

Sex-Partner sei alkoholisiert gewesen

Der Sex-Partner sei alkoholisiert gewesen, als er gegen 2.34 Uhr in Pankow ankam. Im Chat hätten sie sich zuvor auch über chemische Substanzen wie K.O.-Tropfen zur Intensivierung des Sexualaktes ausgetauscht. Weil der Monteur aber angetrunken gewesen sei, habe er ihm erklärt, „dass wir das lieber lassen“. Der Sex-Partner habe einen Schluck Wasser aus einem bereitgestellten Wasserglas genommen. Dann habe der Mann ein mitgebrachtes Fläschchen genommen und kommentiert: „Ich nehme schon mal eine Brise.“

Nach dem Sex habe der Monteur den Vorschlag angenommen, er könne übernachten, so der Angeklagte. „Ich gab ihm eine Decke, schloss die Wohnzimmertür und bin ins Arbeitszimmer an meinen Computer gegangen.“ Vorher habe er sich noch den Ausweis zeigen lassen – „da ich ihn nicht kannte“. Als er ihn am Morgen leblos fand, habe er panisch eine Reanimation versucht. „Ich wusste nicht, was ich tun soll. Ich wusste aber, dass ihm nicht mehr zu helfen ist.“

„Sukzessive die einzelnen Leichenteile weggebracht“

Er zerteilte die Leiche. Mit Messern, mit einer Säge. „Sukzessive habe ich im Anschluss dann die einzelnen Leichenteile weggebracht“, so der Angeklagte. Ein Grab habe er mit seinem Spaten nicht ausheben können – „die Erde war zu hart“.

Seit rund zehn Monaten sitzt R. in Untersuchungshaft. Er habe viel nachgedacht in der Zeit, erklärte er nun. Er sei zu dem Schluss gekommen, „dass ich einfach einen Krankenwagen und die Polizei hätte informierten können, Outing oder Sexchats hin oder her“. Das Zerlegen der Leiche sei „vollkommen unnötig“ gewesen; er sei erschüttert und fassungslos. Vertreter der Nebenklage hörten die Version kopfschüttelnd. Der Prozess geht am Donnerstag weiter.

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