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Das Kreuz mit dem Kreuz. Auch wenn es hier anders aussieht: Die Menschen in seinem Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost sind Serdar Somuncu (Mitte), so sagt er, egal. Wählen sollten sie ihn aber trotzdem, allein schon, weil es in Zeiten von Erdogan einen türkischen Bundeskanzler braucht – findet zumindest Martin Sonneborn (rechts).

© Christian Jäger/Die PARTEI

Kandidat der Partei: Serdar Somuncu will Kanzler werden

Der Kabarettist Serdar Somuncu tritt für „Die Partei“ als Kanzlerkandidat an. Ein Gespräch über Merkel, Trump und die Türken.

Herr Somuncu, Sie treten als Spitzenkandidat der Partei an und wollen Bundeskanzler werden. Meinen sie das eigentlich ernst?

Ernster kann man das nicht meinen. Ich glaube wirklich, dass es eine gute Idee ist, als Alternative zu Merkel und Schulz anzutreten. Und die Partei ist dafür meiner Meinung nach am besten geeignet.

Warum?

Ich glaube, die Partei schafft es, eine bestimmte Schicht in der Bevölkerung anzusprechen, die andere nicht erreichen: Schlaue Menschen, die sich nicht strikt an den politischen Parteien orientieren wollen, aber trotzdem ein politisches Bewusstsein haben. Das sind ja nicht alles irgendwelche albernen Vögel.

Wo liegen Ihrer Meinung nach die Grenzen zwischen Satire und Politik?

Als Satiriker ist es wichtig, bestimmte Probleme durch Überspitzung aufzuzeigen. Als Politiker will ich das auch machen. Ich finde, dass die beiden Welten nicht weit auseinanderliegen. Ich mache Politik eben mit einem humoristischen Hintergrund und betrachte die Dinge aus einer gewissen Distanz. Generell verschwimmen die Grenzen zwischen Politik und Satire immer mehr. Was Trump twittert, könnte ich mir als Satiriker kaum besser ausdenken. Obwohl: Eigentlich glaube ich, dass ich der bessere Trump bin.

Will man das denn sein?

Wieso nicht? Ich glaube nicht, dass alles schlecht ist, was Trump macht. Man kann sich durchaus Dinge von ihm abgucken. Seine Marketingstrategie zum Beispiel ist unglaublich klug. Wenn man sich da das Beste rausnimmt und das dann für einen besseren Zweck nutzt, ist das doch eine gute Sache.

Was wäre das für ein Zweck?

Man sollte zumindest nicht wie Trump im Umgang mit Nordkorea auf puren Egoismus setzen. Ich glaube, man muss zurück zur Vernunft und zum Gemeinwohl, damit nicht ständig alles auf der Welt eskaliert.

Was sind Ihre Ziele für Deutschland?

Es gibt in Deutschland eine Reihe von Problemen, weil Merkel seit Jahren eine Kanzlerin des Aussitzens ist. Als Erstes würde ich dafür sorgen, dass keine Waffen mehr ins Ausland geliefert werden und Deutschland wieder eine Friedensnation wird. Außerdem ist die Steuer- und Bildungspolitik problematisch. Ich würde die Autobahngebühr einführen und mehr Geld in die Bildung stecken.

Martin Sonneborn sagt, er habe Sie aufgestellt, weil es gut ist, in AfD-Zeiten einen Türken als Kanzlerkandidaten zu haben.

Ja, das stimmt. Ich glaube, dass es nicht nur in Zeiten der AfD, sondern auch in Zeiten von Erdogan gut ist, einen türkischen Kanzlerkandidaten und vor allem einen türkischen Kanzler zu haben. Es ist wichtig, den Dialog voranzutreiben. Es gibt viele Türken in Deutschland, die gemäßigt sind und nicht so denken wie Erdogan.

Wie würden Sie mit der Türkei umgehen?

Ich würde mich vor allem von der Abhängigkeit lösen. Es kann nicht sein, dass man aus Angst davor, dass mehr Flüchtlinge ins Land kommen, einen Pakt eingeht und absolut dumme Kompromisse mit der Türkei schließt. Deutschland liefert sich aus. Generell hat Merkel in der Flüchtlingskrise viel falsch gemacht. Ich wäre anders vorgegangen.

Inwiefern?

Durch ihr Dekret, die Grenzen zu öffnen, hat Angela Merkel die Gesellschaft gespalten. In dem Moment war sie nicht besser als Putin oder Erdogan, weil sie etwas durchgesetzt hat, das große Teile der Bevölkerung nicht wollten. Sie hätte damals einen Diskurs führen müssen. Stattdessen ist Deutschland jetzt geteilt: In die Gutmenschen und die, die auf die Straße gehen und „Wir sind das Volk“ brüllen. Das ist nicht gut. Jetzt muss man wenigstens die richtige Infrastruktur schaffen, um die Menschen zu integrieren.

In dem Bezirk, in dem Sie antreten, funktioniert das mit der Integration ja schon ganz gut. Was wollen Sie umsetzen, wenn Sie im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost gewinnen?

Den Bezirk kenne ich nicht, und der interessiert mich nicht. Sehen Sie, jetzt kommt wieder der Satiriker in mir durch.

Wie schätzen Sie Ihre Siegchancen ein?

Ich plädiere dafür, dass mich die Menschen wählen, weil ich auf dem Wahlzettel stehe. Ich weiß, dass meine Chancen aufgrund mangelnder Kandidaten stündlich steigen und ich nach dem Rückzug von Hans-Christian Ströbele nicht chancenlos bin. Wie ich die Leute einschätze, werden es aber doch wieder die Grünen.

Wie geht es für Sie nach der Wahl weiter?
Ich freue mich, wenn ich nach der Wahl an Popularität und Reichtum gewinne. Sollte ich den Einzug in den Bundestag nicht schaffen, bin ich über alle Berge und kokse. Das Gute ist: Wenn ich die politischen Ziele nicht umsetzen kann, macht es eben jemand anderes und das Leben geht weiter. Das finde ich witzig.

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