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Gefahr erkannt. Abbiegeassistenten an Lastwagen sollen Unfälle vermeiden.

© dpa

Kampf gegen Rechtsabbieger-Unfälle: Berlin fördert bereits 117 Abbiegeassistenten

Um tödliche Lkw-Unfälle zu verhindern, gibt es seit Dezember Zuschüsse für elektronische Assistenzsysteme. Eine von 17 Firmen hat gleich 20 beantragt.

Rechtsabbiegende Lastwagen sind eine Gefahr für Verkehrsteilnehmende – meist sind es Radfahrer, die dabei zu Tode kommen. Im vergangenen Jahr waren von den insgesamt 18 getöteten Radfahrern neun, die bei Rechtsabbieger-Unfällen ums Leben kamen, hat der Verein Changing Cities gezählt. In einem der Fälle war es ein BVG-Bus und kein Lastwagen, der eine Frau auf ihrem Rad in Johannisthal überrollt hatte.

Mit elektronischen Abbiegeassistenten könnten solche Unfälle verhindert und somit Leben gerettet werden. Das Land Berlin will deshalb dazu beitragen, dass schwere Fahrzeuge mit diesen Systemen ausgerüstet werden.

Um dies voranzutreiben, hat die Senatswirtschaftsverwaltung im Dezember ein Förderprogramm gestartet: Bis zu 1500 Euro Zuschüsse pro Abbiegeassistenten können beantragt werden. Insgesamt befinden sich zwei Millionen Euro in dem Fördertopf.
Wie kam das Programm bislang an? Nach einer ersten Bilanz, die dem Tagesspiegel vorab vorliegt, haben 17 Unternehmen insgesamt 117 Assistenzsysteme beantragt.

Überwiegend sind es Firmen aus der Verkehrs- und Lagerbranche sowie aus dem Einzel- und Großhandel, sagte ein Sprecher der Senatswirtschaftsverwaltung.

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Die Baustoff-Transportfirma Wirth aus Niederschönhausen ist eines dieser Unternehmen. 20 ihrer 35 Betonmischer sollen künftig mit Abbiegeassistenten ausgestattet sein.

„Wir haben online einen Antrag gestellt und auch schon eine Genehmigung bekommen. Die Geräte sind ausgesucht und bestellt“, erzählt René Winkler, Fuhrparkleiter der Wirth GmbH.

Firma aus Niederschönhausen rüstet 20 ihrer Betonmischer mit den Systemen aus

Wichtig sei der Firma vor allem gewesen, zunächst die 32-Tonner, die im Berliner Stadtgebiet unterwegs sind, mit den Systemen aufzurüsten.

„Im Stadtverkehr ist es für unsere Fahrer besonders problematisch, da es viele Radfahrer gibt“, beschreibt er die Lage aus Sicht es Unternehmens.

Oftmals schlängelten sich diese im Stau rechts vorbei. „Einen schwerwiegenden Unfall hatten wir noch nicht in der Firma“, sagt Winkler. Aber er kenne ein Unternehmen, wo es der Fahrer beim Rechtsabbiegen einen tödlichen Unfall verursacht habe.

Das sei auch für den verantwortlichen Fahrer eine große seelische Belastung.
„Wir wollen unseren Mitarbeitern, die die Betonmischer fahren, eine gewisse Sicherheit geben. Mit Hilfe des Assistenzsystems sieht der Fahrer zum einen auf dem Monitor, dass sich im Winkel was befindet, zum anderen hört er einen Warnton und es leuchtet auch eine rote Lampe seitlich“, beschreibt Winkler.

Bis zu 1500 Euro pro Gerät gibt es vom Land Berlin als Zuschuss

Mehrere Anbieter, die die erforderlichen Kriterien erfüllen, wurden vom Kraftfahrtbundesamt als „förderfähig“ eingestuft. Bei dem Hersteller, den die Firma Wirth sich für ihre Flotte ausgesucht hat, kostet ein Gerät 1600 Euro – ohne Einbaukosten.

Da je 1500 Euro Zuschuss vom Senat zu erwarten sind, „zahlt man insgesamt nur etwas drauf.“ Das lohne sich, sagt Winkler. Das genau ist offenbar der Effekt, den die Verwaltung erzielen will.

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„Mit unserem Förderprogramm wollen wir die Ausrüstung mit Abbiegeassistenten voranbringen, um den Verkehr für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen in Berlin sicherer zu machen“, hat Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) schon zu Beginn des Programms gesagt. Finanziell unterstützt bei der Anschaffung der Abbiegeassistenzsysteme werden alle in Deutschland zugelassenen Nutzfahrzeuge ab 3,5 Tonnen, die in Berlin gewerblich, freiberuflich oder aber auch gemeinnützig tätig sind.

Bis zu 20 Geräte dürfen pro Unternehmen beantragt werden. René Winkler wartet nun auf die Lieferung der Assistenzsysteme für die Wirth-Laster. Bis zum 21. Juli habe die Firma laut Förderantrag Zeit, diese einzubauen.

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