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Berliner, lasst das Auto stehen!

© SCC EVENTS/camera4

Kalkuliertes Chaos: Zum Berlin-Marathon wird es voll in der Stadt

Mehr als 52.000 Menschen laufen und rollen beim Marathon durch Berlin. Die Stadt hat sich an das Extrem-Wochenende gewöhnt.

Irgendeinen Rekord bietet der Berlin-Marathon immer. In diesem Jahr, also bei der 46. Auflage des Rennens, wird am Sonntag vermutlich der einmillionste Teilnehmer über die Ziellinie laufen. Es gehen laut Veranstalter 46.983 Läufer an den Start, auch das ist ein neuer Rekord. Dazu kommen mehr als 5000 Skater, 160 Handbiker und 69 Rennrollstuhlfahrer.

Ein Appell ist immer der Gleiche: Berliner, lasst das Auto stehen. Bereits jetzt sind die Straße des 17. Juni und Querstraßen gesperrt. Die Polizei kündigte an, geparkte Autos „konsequent“ abzuschleppen, im letzten Jahr traf es knapp 1000 Halter, die für das Umsetzen bezahlen mussten. 9000 Verkehrszeichen wurden aufgestellt, teilte das Präsidium mit.

Doch im Vergleich zu früher hat sich die Stadt an das Marathon-Wochenende gewöhnt. 2003, als die Skater das erste Mal am Sonnabend starteten, war der Verkehr am Nachmittag in der Innenstadt vollständig zusammengebrochen. Der Veranstalter warb damals damit, dass 250 000 zusätzliche Zuschauer an der Strecke stehen würden, dies sei Werbung für Berlin.

Die Polizei hatte das Chaos vorhergesehen und sich im Vorfeld vehement gegen den zusätzlichen Marathontag ausgesprochen, vergebens. Auch der Busverkehr kam zum erliegen. Aus der BVG-Leitstelle kam anschließend dieses Resümee: „Wir haben selten so ein Chaos erlebt.“

Die Aufteilung stellt niemand mehr in Frage

„Der Sonnabend ist nicht gerade der günstigste Zeitpunkt“, hatte der damalige Einsatzleiter der Polizei am Ende dieses Tages frustriert dem Tagesspiegel in den Block diktiert. Solch offene Worte würde sich heute kein Polizist mehr erlauben können. Nach dem Chaos wurde das Rennen der Skater am Sonnabend vom Nachmittag auf den Vormittag ab 10 Uhr gelegt, was sehr gut funktionierte. Es blieb das einzige Mal, 2005 hatte der Marathon-Veranstalter SCC um die Rückkehr zum Nachmittag gebeten: Den Skatern aus anderen Bundesländern sollte die Anreise erleichtert werden.

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Ganz früher waren die Skater ebenfalls am Sonntag auf die Strecke gegangen, mittlerweile stellt niemand mehr die Aufteilung in Frage. Vor 16 Jahren hatten sich die Geschäftsleute an Kurfürstendamm und Tauentzienstraße gegen die Veranstaltung für einen verkaufsoffenen Sonnabend ausgesprochen.

Deshalb rollen die Skater seitdem zwischen Fehrbelliner und Potsdamer Platz eine andere Route als die Läufer am Sonntag, nämlich über Hohenzollerndamm, Hohenstaufenstraße und Potsdamer Straße. Sonst sind die Strecken identisch, nur an zwei Stellen in Mitte gibt es minimale Abweichungen. Hier sind scharfe Ecken, die der Veranstalter den Skatern nicht zumuten will.

Straßensperrungen ab 12 Uhr

Für Autofahrer hat die Polizei diese Tipps: Die Autobahn A100 und der Tiergartentunnel sind frei befahrbar. Durch den Tunnel ist die Ausfahrt aus dem östlichen Bereich möglich, der von der Laufstrecke umschlossen ist. Zwischen der westlichen und östlichen „Insel“ dürfen nur Radfahrer durch. Der Autotunnel Grunerstraße am Alex ist ebenfalls zum Queren der Veranstaltungsstrecke offen.

Am Sonnabend werden die ersten Straßen wie die Potsdamer Straße und die Lindenstraße bereits ab 12 Uhr gesperrt. Die gesamte Strecke der Skater ist dann ab 14.30 bis etwa 19 Uhr gesperrt. Am Sonntag ist die Laufstrecke von 7.30 Uhr bis etwa 17 Uhr dicht. Die Sperrungen im Start- und Zielbereich werden auch erst am Montag früh gegen 6 Uhr aufgehoben.

Die Veranstaltung, die Autofahrern noch mehr Sperrungen abverlangt wie der Marathon, war in diesem Jahr ausgefallen. Wegen Dissonanzen unter den Sponsoren war das für Mai geplante Jedermann-Radrennen Velothon mit knapp 10 000 Teilnehmern im Februar abgesagt worden. Im nächsten Jahr soll das Rennen allerdings wieder stattfinden: am 14. Juni.

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