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Streng geschützt. Waldkäuze sind am Stadtrand in Marienfelde zu beobachten.

© imago images/Ardea

Käuze, Falken, Kröten: Die Metropole als Biotop

Falken brüten in der City, am Teltowkanal flattern Fledermäuse, Wechselkröten singen am Stadtrand. Viele streng geschützte Tiere leben in Tempelhof-Schöneberg.

Auch die Großstadt ist ein Biotop, in dem selbst streng geschützte Tierarten heimisch sind. Ein Beispiel dafür sind die Turmfalken. Mehrere Paare lassen sich seit einigen Jahren mitten in der City nieder – auch auf dem Euref-Campus in Schöneberg. In diesem Jahr sind die Vögel wieder aufgetaucht, obwohl der Nistkasten vom Gasometer auf ein benachbarten Bürohochhaus versetzt wurde.. Sobald Eier im Nest liegen, wird auch wieder die Webcam für einen Livestream eingeschaltet.Ku

Für den Naturranger Björn Lindner ist dies ein sehr gelungenes Beispiel dafür, wie man einerseits den Artenschutz gewährleisten und andererseits den Menschen die Beobachtung der Tiere ermöglichen kann. Ich habe mit Lindner, der in Marienfelde die Naturschutzstation leitet, darüber gesprochen, welche streng geschützten Tiere es im Bezirk gibt und wo sie anzutreffen sind.

Auch der alte Wasserturm auf dem ehemaligen Gasag-Gelände in Mariendorf, dem Gewerbegebiet Marienpark, beherbergt immer wieder Turmfalken ebenso wie die Dorfkirche in Marienfelde. Greifvögel wie Sperber, Habicht und Mäusebussard lassen sich am besten in großen Parkanlagen beobachten, auch auf Friedhöfen. Die nachtaktiven Vögel wie Waldohreulen und Waldkäuze gibt’s in Marienfelde.

Die Nistplätze dieser Vögel verrät Lindner aus gutem Grund nicht. „Die Vögel sollen ja ungestört brüten können“, sagt der Naturranger. Manchmal könne man auch einen Roten Milan am Stadtrand kreisen sehen – auch er wie alle Greifvögel streng geschützt. „Der ist hier aber nicht heimisch, der kommt mal von Brandenburg rübergeflogen und dreht dann hier eine Runde.“ Und dann gibt's natürlich auch noch die Feldlerchen auf dem Tempelhofer Feld.

Lebensraum Tempelhofer Feld. Ein Teil des Areals ist im Frühjahr und Sommer für die Feldlerche gesperrt.
Lebensraum Tempelhofer Feld. Ein Teil des Areals ist im Frühjahr und Sommer für die Feldlerche gesperrt.

© Andreas Neuthe/dpa

Schwer hatten es in letzten Jahren wegen der Trockenheit die Amphibien – Kröten, Frösche und Molche. Bei Knoblauchkröten und Wechselkröten beispielsweise habe es große Einbußen im Bestand gegeben. Im Freizeitpark Marienfelde, dem großen Naturareal am Stadtrand, gibt es einen Wechselkrötenteich. Diese Amphibien sieht man aber in der Regel nicht, sie sind nachtaktiv. Zu hören können sie aber sein: „Wechselkröten singen wunderbar“, sagt Lindner. Hier können Sie mal hereinhören.

Eidechsen lieben es gerne sonnig und trocken

Von der Dürre der vergangenen Jahre haben hingegen die Eidechsen profitiert, die lieben es gerne sonnig und trocken. Gleich zwei Habitate wurden in Marienfelde für die Zauneidechsen angelegt. Von dieser Echsenart hört man vor allem, wenn Großbaustellen vorübergehend stillgelegt werden müssen, weil die Tiere dort heimisch sind. Zuletzt etwa bei der Baustelle für die Tesla-Fabrik im brandenburgischen Grünheide.

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Und auch beim Neubau für die Gustav-Heinemann-Sekundarschule in Marienfelde mussten erst die Eidechsen eingesammelt werden. Die beiden Habitate finden sich am Nahmitzer Damm und noch im Bau auf dem Radarberg.

Bauhindernis. Immer wieder müssen Großbaustellen wegen der dort lebenden Zauneidechsen gestoppt werden.
Bauhindernis. Immer wieder müssen Großbaustellen wegen der dort lebenden Zauneidechsen gestoppt werden.

© imago/blickwinkel

Gibt’s hier auch Biber? Nein, sagt Lindner. Es wurden zwar Versuche von Bibern beobachtet, durch den Teltowkanal in den Bezirk zu schwimmen. Das Terrain sei aber für sie schwierig und nicht geeignet. Hingegen gibt es etliche Fledermausarten im Bezirk. Ein guter Ort, um in den wärmeren Monaten in den Abendstunden beispielsweise Wasserfledermäuse zu beobachten, sei auf der Brücke am Teltowkanal in Tempelhof.

Ihre Winterquartiere haben die Fledermäuse in Marienfelde und in Tempelhof. Aber auch hier hält sich Lindner bei der Frage nach dem genauen Ort bedeckt. Ohnehin hat er eine Bitte an die Menschen, die in der Pandemiezeit vermehrt ins Grüne streben: auf den Wegen bleiben und nicht noch in die hintersten Gebüsche kriechen.

Vorbereitungen für den langen Tag der Stadtnatur

Die Naturschutzstation Marienfelde ist derzeit pandemiebedingt geschlossen, Programme werden nicht angeboten. Aber es laufen bereits die Vorbereitungen für den langen Tag der Stadtnatur am 12./13. Juni, auch wenn pandemiebedingt keine genau weiß, was an diesem Tag möglich sein wird. naturschutzstation-marienfelde.de

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