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Die krebskranke Laura mit ihrem Sohn Luan, ihrem Hund und ihrem Verlobten Stefan.

© privat

Junge Mutter aus Berlin kämpft gegen Blutkrebs: Stammzellenspender trotz großer Hilfsaktion noch nicht gefunden

Die Mutter eines fünf Monate alten Sohns benötigt dringend eine Stammzellenspende. An der Hilfsaktion beteiligen sich bereits zahlreiche Menschen.

Der Papa hat vor der Kamera getanzt, mit Luan auf dem Arm. Luan ist fünf Monate alt, er wartet auf seinen dritten Zahn. Laura, seine Mutter, kann ihn nur auf dem Bildschirm sehen, sie kann auch Stefan, ihren Verlobten, nur digital verfolgen. Laura liegt im Klinikum Buch, deshalb hat sie als Dankeschön für den Tanz im Bett ein Lied für Luan gesungen, ein schönes, liebevolles Kinderlied. Luan konnte es über Handy hören.

Eine Szene vor wenigen Tagen, eine Szene, die sich wiederholt. Laura darf niemanden empfangen, die 33-Jährige aus Mahlsdorf kämpft um ihre Leben, sie hat Blutkrebs. Zum Valentinstag hat ihr jemand vom Klinikum Luftballons an Bett gestellt, mit einer angehängten Karte. „Die Karte habe ich geschrieben“, sagt Stefan dem Tagesspiegel. Der Ingenieur will seinen Nachnamen nicht veröffentlicht haben, seine Verlobte auch nicht.

Er hatte eine liebevolle Botschaft geschrieben, verbunden mit dem Wunsch: Werde gesund, komm’ bald nach Hause. Der größte Wunsch: Dass ein Stammzellerspender oder eine -Spenderin gefunden wird. Nur durch eine Transplantation kann Lauras Leben gerettet werden.
Ende Januar hatte der Tagesspiegel schon mal einen Aufruf an potenzielle Spender veröffentlicht. Seither haben sich rund 4000 Personen in die Datenbank der gemeinnützigen Deutschen Knochenmarkspende-Datei (DKMS) eingetragen. „Es werden ständig mehr“, sagt Annika Schirmacher, bei der DKMS für die Spender-Neugewinnung zuständig.

Die Hilfe für Laura ist enorm. „Es ist alles super angelaufen“, sagt Stefan. Sein gesamtes Netzwerk an Freunden und Bekannten kümmert sich um Lauras Rettung. Eine Freundin von ihr, Lehrerin, hat den Landes-Elternausschuss, den Landesschülersprecher und den Bezirks-Elternausschuss von Marzahn-Hellersdorf gebeten, Lauras Schicksal zu verbreiten und Menschen zum Spenden zu animieren. Eine andere Freundin, Friseurin, verteilt Flugblätter, viele haben ihre Arbeitskollegen informiert.

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Natürlich hat Stefan auch die Mitglieder seines Bootsvereins über Lauras Schicksal informiert. Seither rollen drei Lastwagen mit riesigen Aufrufen zum Spenden durch Berlin, organisiert von Vereinsmitgliedern. Auch auf Auto-Karosserien wird über Lauras Schicksal informiert.

In Apotheken, Drogerien und Bäckereien hängen Lauras Plakate

Tausende Flugblätter wurden verteilt, Supermärkte, Apotheken, Drogeriemärkte Geschäfte, Bäckereien und Arztpraxen haben Plakate aufgehängt, Influencer haben zur Teilnahme zum Eintrag in die Spendendatei aufgerufen.

Annika Schirmacher kümmert sich selber aktiv um die Suche nach Spendern. Sie hat zum Beispiel Bezirkspolitiker von Marzahn-Hellersdorf für die Unterstützung gewonnen. „Jeden Tag bekommt Laura Überraschungspost und Geschenke ins Krankenhaus“, sagt sie.

Lauras beste Freundin Melly schickt der Patientin wöchentlich handgeschriebene Briefe. Und dann zitiert Annika Schirmacher eine Botschaft von Laura: „Wir sind vollkommen überwältigt und glücklich, wieviel Empathie wir erfahren. Es ist, als würden wir in eine weiche Wolke aus Anteilnahme und Zuspruch fallen. Wir sind allen, die den Aufruf teilen, die Plakate kleben und Geld spenden und insbesondere allen, die sich als Spender registrieren lassen, unendlich dankbar.“

„Das Zeitfenster schließt sich rasch“

Die Hilfe muss möglichst bald kommen. „Das Zeitfenster schließt sich rasch“, sagt Annika Schirmacher. Niemand kann genau sagen, wie sich Lauras Zustand entwickeln wird, aber viel Zeit, das ist klar, bleibt nicht. Es ist ja auch die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Weltweit werden Datenbanken nach dem passenden Spender oder der Spenderin durchforstet, jeden Moment kann ein Treffer kommen. Aber selbst dann ist noch nicht automatisch alles gewonnen.

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Erst beginnt ein nervenaufreibendes Prozedere. „Der Spender oder die Spenderin muss dann erst kontaktiert werden. Und dann muss erst die Zusage kommen, dass jemand wirklich noch spenden will.“ Der Name des Betreffenden ist zwar registriert, aber wer weiß denn, ob diese Zusage noch gilt? „Ich habe schon mehrfach erlebt, dass geeignete Personen dann doch nicht zur Verfügung standen“, sagt Annika Schirmacher.

Wenn die Bereitschaft noch besteht, muss der Betreffende auch gesund sein. Erst nach einer ganztägigen Untersuchung ist diese Frage geklärt. „Ich glaube erst, dass alles klappt, wenn der Transplantationstermin feststeht“, sagt Annika Schirmacher.

Möglichst viele Menschen müssen sich registrieren lassen

Aber bis dahin müssen sich erstmal möglichst viele Menschen registrieren lassen. Das freilich geht ganz einfach. Wer gesund und zwischen 17 und 55 Jahren alt ist, kann Laura und anderen Patienten helfen und sich mit wenigen Klicks über www.dkms.de/lauras-leben Registrierungsunterlagen nach Hause bestellen.

Die Registrierung geht einfach und schnell: Mithilfe von drei medizinischen Wattestäbchen und einer genauen Anleitung sowie einer Einverständniserklärung kann jeder nach Erhalt des Sets selbst einen Wangenschleimhautabstrich vornehmen. Laura darf erst nach Hause, nach Mahlsdorf, wenn sie fieberfrei ist, vorher wäre das viel zu gefährlich. Aber Stefan ist auf diesen Tag vorbereitet. Er hat schon ein Transparent besorgt mit der Aufschrift: „Willkommen.“

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