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Ein Vorbild für die Jugend: Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards.

© Jane Barlow/PA Wire/dpa

Jugend, die nicht vergeht: Erzähl deinen Enkeln: Ich habe die Stones noch live gesehen

Der Frühling ist vorüber, wir werden alle nicht jünger. Aber es gibt sie noch: Alte weiße Männer, die junge Menschen inspirieren können.

Sommeranfang. Die Tage werden wieder kürzer und die Menschen älter. Davon bleibt auch die Jugend nicht verschont, mag sie sich auch in der Frühlingsblüte im Gefühl der Unsterblichkeit gesonnt haben. Was die schulischen Herausforderungen angeht, ist zwar schon alles gelaufen, aber trotzdem erhöht sich vor den großen Ferien noch einmal der Leistungsdruck. Für das Klassenpicknick im Park wird Kuchen gebraucht, beim Sommerfest der Schule muss der Cocktailstand mit Mixgetränken versorgt werden, die Ausstattung für das Sommercamp ist noch nicht komplett, hier ein Ausflug ins Schwimmbad, zwischendurch der Wettkampf der Bundesjugendspiele.

Greta, unsere Leichtathletin, bringt stolz eine Ehrenurkunde mit nach Hause, die höchste Auszeichnung: 924 Punkte. „Sogar unterschrieben vom Bundespräsidenten“, sage ich anerkennend. „Wieso unterschreibt der solche unwichtigen Sachen“, fragt mich meine elfjährige Tochter. „Wenn der wenigstens die Zeugnisse unterschreiben würde.“ Bevor ich ihr die Feinheiten des deutschen Föderalismus auseinanderlegen und ihr die Schulhoheit der Länder erklären kann, hat Greta die Urkunde schon auf den Stapel mit der unerledigten Post geworfen und ist entschwunden. Mir kommt die Idee, ob es für Berliner Schüler motivierend wäre, wenn der Regierende Bürgermeister die Schulzeugnisse abzeichnen würde. Einsamer Gedanke.

In der Ferienzeit sollte das Streikrecht für Piloten eingeschränkt werden

Bevor die Urlaubszeit beginnt, nimmt auch der Stress bei den Eltern zu. Wird die gemeinsame Erholungspause den hohen Erwartungen gerecht? Kommen wir überhaupt am Reiseziel an, oder stranden wir am Flughafen? Bei Ryanair wollen die Piloten streiken. Man sollte das Streikrecht bei Fluglinien in den großen Ferien deutlich einschränken. Wieso trifft es immer die armen Urlauber und nicht die geschäftlichen Vielflieger? Das ist eine Gerechtigkeitslücke! Aber wozu fliegen wir überhaupt, anstatt an die Ostsee zu fahren oder in den Westerwald – mit der Deutschen Bahn. Geschieht uns ganz recht.

Früher war fast alles besser, außer natürlich die deutsche Teilung. Vor allem die Musik. Emma kommt nach Hause, wie immer die Kopfhörer auf den Ohren: „Hey“, sagt sie, „die Stones sind ja gar nicht so schlecht“. Meine 15-jährige Tochter spricht von den Rolling Stones. Diese englische Musikgruppe, gegründet 1962. Gar nicht so schlecht! Was ist bloß los mit den jungen Leuten heute?

Gute Haltungsnote für Keith Richards

Gibt es die Stones denn noch? Ich habe sie dreimal live erlebt, zweimal 1990 in Berlin, „Urban Jungle“ im Olympiastadion und „Steel Wheels“ in Weißensee (damals noch DDR), dann 1998 in Bremen „Bridges to Babylon“, damals kostete das Ticket 95 D-Mark. Und heute: 98 Euro für den billigsten Platz. Ach, sei’s drum. Ich habe drei Karten für heute Abend: für mich und meine beiden Töchter. Später können sie ihren Enkeln erzählen: Ich habe die Stones noch live gesehen! Und sie sollen erfahren, dass auch in diesem Land alte weiße Männer sehr jugendlich und inspirierend wirken können. Ich finde, alle Zeugnisse in Deutschland sollen ein Autogramm von Keith Richards tragen. Der Blues wäre viel leichter zu ertragen.

Die Rolling Stones, am 22. Juni im Olympiastadion, es gibt noch Karten für 98 bis 799 Euro.

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