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Die Kuppel der Synagoge in Berlin glänzt gut sichtbar über der Stadt.

© picture-alliance/dpa

Jüdisches Leben in Berlin: Das Centrum Judaicum bekommt eine Chefin

Anja Siegemund wird Nachfolgerin von Hermann Simon im Centrum Judaicum in Berlin-Mitte. Die Historikerin hat lange in Israel gearbeitet. Heute stellt Müller sie vor.

Zum 1. September wird Anja Siegemund neue Direktorin der Stiftung „Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum“ in der Oranienburger Straße. Am heutigen Montag wollen der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Gideon Joffe, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, die Personalie bekannt geben.

Anja Siegemund ist Historikerin und hat zuletzt sechs Jahre das Leo Baeck Institut in Jerusalem geleitet. Das Institut beschäftigt sich mit der Geschichte der Juden Deutschlands und Zentraleuropas. Zuvor arbeitete sie an der Universität Haifa. Siegemund hat bei dem renommierten Münchner Zeithistoriker Michael Brenner studiert und sich viel mit der Migrationsgeschichte der deutschen Juden nach Palästina beschäftigt. Ihre Doktorarbeit hat sie 2005 über die deutschen Zionisten in Palästina in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschrieben. Im Mittelpunkt der Arbeit stand die Frage, was die Zionisten von einer Verständigung mit den Arabern hielten.

Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit hat Siegemund Erfahrungen in der Museumspädagogik gesammelt, Jugendbegegnungen in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau organisiert und Besucher durch das Haus der Wannseekonferenz in Berlin geführt. Sie gilt als freundlich – ist bisher aber weder wissenschaftlich noch durch besondere Initiativen aufgefallen.

Der bisherige Leiter Hermann Simon geht in den Ruhestand

Am Centrum Judaicum tritt sie in große Fußstapfen. In den vergangenen zwanzig Jahren hat der Historiker Hermann Simon das Haus mit der goldenen Kuppel geleitet. Ende August geht er mit 66 Jahren in den Ruhestand. Ohne ihn wären die Überreste der einst größten Berliner Synagoge womöglich abgerissen worden. Simon ließ den Verantwortlichen in der Stadt und in der Jüdischen Gemeinde keine Ruhe, bis der Teilaufbau der kriegszerstörten Ruine beschlossene Sache war. 1995 wurde das Haus als Stiftung Centrum Judaicum mit der Dauerausstellung „Tuet auf die Pforten“ wieder eröffnet. Es folgten viele wegweisende Ausstellungen zur Geschichte der Berliner Juden und ihrem Umfeld, die jährlich von etwa 120 000 Personen besucht werden.

Das Centrum Judaicum beherbergt auch eine Bibliothek und ein Archiv, das aus aller Welt angefragt wird. Auch die Jüdische Gemeinde hat dort ihren Sitz. Zu den Aufgaben der neuen Direktorin wird es gehören, die Finanzierung für die kommenden Jahre zu sichern. „Wir pfeifen finanziell aus dem letzten Loch“, klagte Simon kürzlich in der „Jüdischen Allgemeinen“.

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