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Erfolgreich wie eh und je. Vicky Leandros’ geplantes Konzert im April im Friedrichstadtpalast war schnell ausverkauft. Nun gibt es einen Zusatztermin.

© dpa/Jan Woitas

Jubiläumstour: Vicky Leandros singt in Berlin - wie schon vor 50 Jahren

50 Jahre ist Vicky Leandros im Musikgeschäft. Im April gibt sie in Berlin gleich zwei Konzerte – in der Stadt, in der sie schon als junges Mädchen war.

Musik war ihre Passion schon als Kind. Sängerin wollte sie werden, Tänzerin. Klassischen Gitarrenunterricht bekam sie und Ballettstunden. Vicky Leandros war erst 14 Jahre alt, als sie 1966 zum ersten Mal auf der Bühne stand. Weit weg war das, in Kanada, in Montreal. Der Vater Leo Leandros, damals schon sehr bekannt in der Musikbranche, wollte, dass sich das Kind erstmal warm singt. „L’ amour est bleu“ war eines ihrer ersten Lieder – und machte sie bekannt.

Auf Korfu geboren, verbrachte die Griechin die ersten fünf Jahre ihres Lebens in Athen, zog dann nach Hamburg, wo sich die Eltern bald trennten. Der Vater, der heute, 91-jährig in Griechenland lebt, schrieb für viele internationale Sänger Erfolgstitel, bald auch für die eigene Tochter. Zweimal trat Vicky für Luxemburg beim Grand Prix d’Eurovision an. Mit 15 Jahren belegte sie den vierten Platz. 1972 siegte sie in Edinburgh sogar mit dem von Klaus Munro und Leo Leandros komponierten Titel „Après toi“. Das war der Durchbruch zum ganz großen kommerziellen Erfolg, der bis heute anhält.

Musikalische Bandbreite

Nun geht sie auf Jubiläumstour. Das Auftaktkonzert im Friedrichstadtpalast am 20. April war so schnell ausverkauft, dass sie noch einen zweiten Termin angesetzt hat. Am 24. April tritt sie dort, 50 Jahre nach ihrem Bühnendebüt, noch einmal auf. Und die Fans dürfen sich auf eine große musikalische Bandbreite freuen. Vicky Leandros war schließlich nie nur Schlagersängerin. Sie hat Chansons gesungen und ein Album mit Liedern von Mikis Theodorakis aufgenommen, darunter „Ich hab’ die Liebe geseh’n“. Seit etwa 15 Jahren textet und komponiert sie auch eigene Songs.

Wie sie das macht, erzählt sie bei einem der häufigen Berlin-Besuche in ihrem Hotelzimmer im Soho House. Zierlich mit schwarzem Pullover, grauer Hose und silbernen Kreolen sitzt sie in einem plüschigen Sessel. Eine beinahe alterslose Frau. Ihr Gesicht, so vertraut wie das des Teenagers, der sich in den sechziger Jahren im Schwarzweiß-TV in die Herzen des Publikums sang.

Engagement für Kinder in Afrika

Ihre Tochter, die Schauspielerin Sandra von Ruffin, sitzt, in ihr Notebook vertieft, mit im Zimmer. Insgesamt hat Vicky Leandros drei Kinder, einen Sohn und noch eine zweite Tochter mit zwei Kindern. Die Enkelsöhne haben es gut, denn manchmal singt ihnen Vicky etwas vor, stundenlang, nicht nur eigene Hits, auch Kinderlieder, alles, was ihr in den Kopf kommt. Sie träumt davon, irgendwann ein Musical für Kinder zu schreiben.

Kindern gilt auch ihr soziales Engagement, obwohl sie darüber gar nicht gerne spricht, weil sie es eigentlich selbstverständlich findet. „Ich habe so viel bekommen, mein Talent, meine Familie, ich will auch etwas zurückgeben.“ Mit der griechisch-orthodoxen Kirche hat sie sich lange für die Kinder Afrikas engagiert. Dieses Engagement hat sie nun vorübergehend nach Griechenland umgeleitet. Sie sagt, dort sehe sie an den Essenausgabestellen der Kirchen seit einiger Zeit viele junge Familien, auch junge Leute, die sich nicht genug Lebensmittel leisten können.

„Die Mittelschicht in unserem Land ist quasi zusammengebrochen.“ Mit einem griechischen Anwalt sammelte sie bei einer Benefizaktion in München eine halbe Million Euro. Auch für die José Carreras Stiftung engagiert sie sich, außerdem in der Drogenprävention und für unfallgeschädigte Kinder. Für Unicef war sie ebenfalls schon oft im Einsatz. Im letzten Dezember wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet für ihr umfassendes Engagement.

Angebote in Hamburg und später in Berlin Kultursenatorin zu werden, hat sie ausgeschlagen. Zwei Jahre lang aber war sie in der Politik tätig, als stellvertretende Bürgermeisterin in Piräus und als Stadträtin für Kultur und internationale Beziehungen. Dann trat sie zurück. „Die Lage war unübersichtlich“, sagt sie vornehm, fügt aber rasch hinzu, dass die Politik zu viel gewesen sei, wenn man eben vor allem als Musikerin unterwegs ist. Als Beraterin in deutsch-griechischen Krisenzeiten ist sie nie aktiv geworden, obwohl sie doch prädestiniert dafür wäre. „Da bin ich nicht gefragt worden“, sagt sie nur.

"Ich koche leidenschaftlich gern"

Vicky Leandros liebt es zu lesen, vor allem historische und philosophische Bücher. „Und ich koche leidenschaftlich gern.“ Wenn sie in Hamburg ist, geht sie immer gleich einkaufen und kocht französisch, griechisch oder deutsch für Familie und Freunde. Berlin ist ihr vertraut. In ihrer Jugend war Vicky Leandros beruflich oft in West-Berlin.

Ihr Vater bestand darauf, er sagte, dort arbeiteten die besten Musiker. Im verlassenen Hotel Esplanade nahm sie in einem Studio direkt an der Mauer viele Platten auf. Gespenstisch, sagt sie, nur drei Räume dienten als Studio, ansonsten gab es nur verlassene Zimmer. Besonders gern arbeitete sie in den frühen Jahren mit den Berliner Philharmonikern, schwärmt von den Violinen, den Harfen, den Gitarren. Allesamt brillante Musiker. Selbst der strenge Herbert von Karajan gab seinen Segen dazu, dass sie Konzerte in der Philharmonie geben durfte, in den siebziger Jahren schon mal drei hintereinander. „Berlin war auch als halbe Stadt schon sehr kreativ.“

Damals war die Sängerin in vielen Ländern unterwegs, hatte in Japan Erfolge, nahm dort eine LP auf Japanisch auf. Sie hat in Paris gelebt und in London. Noch heute singt sie Weihnachtskonzerte mit Kinderchören besonders gern, auch in Berlin. Zwei Heimatländer zu haben, empfindet sie durchaus als Privileg.

Ein Dutzend neue Titel

Zehn Jahre hat Vicky Leandros Pause gemacht für ihre drei Kinder, hat sich in der Mutterphase auf einen Auftritt im Jahr beschränkt. Seit Mitte der Neunziger ist sie wieder voll dabei. Auch mit eigenen Liedern. Erst entsteht ihr Text, und sobald ihr eine Melodie dazu in den Kopf kommt, singt sie die rasch ins Handy, damit sie nicht wieder verloren geht. „Man kann sie ja später noch auf Noten übertragen.“

Ob sie ein Lieblingslied hat? Ja, sagt sie: „Ich liebe das Leben.“ Der Song stimmt auch für sie persönlich. „Ich singe ihn immer, in jedem Konzert.“ Aber sie bringt auf ihrer Jubiläumstour auch ein Dutzend neue Titel, etwa: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Das klingt bei der Lebenserfahrung einer Leandros fast schon kokett.

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