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Klangvoll: Das Metropolis Orchester Berlin zum Filmklassiker von 1927 bei der Probe.

© Imago

Jubiläum des Film-Meisterwerks "Metropolis": Der Sound der Stadt

Vor 90 Jahren feierte Fritz Langs "Metropolis" in Berlin Premiere. Nun untermalt ein neu gegründetes Orchester den Stummfilmklassiker. In der kommenden Woche wird es im Kino Babylon aufgeführt.

Alle waren da, also „tout Berlin“, darunter Reichskanzler Wilhelm Marx, der Reichsminister des Auswärtigen Gustav Stresemann, Reichswehrminister Otto Geßler und auch Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht. Wenn auch der Ufa-Palast am Zoo zur Premiere von Fritz Langs „Metropolis“ am 10. Januar 1927 nicht eigens herausgeputzt worden war – im Innern gab es doch Glamour in Hülle und Fülle.

Und auch das Orchester war von respektabler Größe: 66 Musiker gaben dem Monumentalwerk, dessen Produktionskosten zwischen 1925 und 1926 ins Uferlose gestiegen waren, erst die wahre Weihe. Und ihre Arbeit sowie die von Gottfried Huppertz, des den Dirigentenstab führenden Komponisten, war es denn auch, die bei den Kritikern rundweg große Gnade fand, während der Film selbst schlecht wegkam und auch das Publikum in den folgenden Monaten nicht gerade in hellen Scharen ins Kino strömte.

Jubiläum als Anlass für Aufführung des restaurierten Meisterwerks

Genau 90 Jahre ist dies am kommenden Dienstag her, und das gibt Anlass zu einer Aufführung des restaurierten Meisterwerks im Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz am selben Tag und an den beiden Tagen darauf. Und wieder spielt dabei die Musik eine besondere Rolle: Anlässlich des Premierenjubiläums hat sich um Burkhard Götze, Musiker bei den Brandenburger Symphonikern und ausgebildeter Dirigent, eine Gruppe von 18 stummfilmbegeisterten Kollegen aus verschiedenen Berliner Orchestern zum Metropolis Orchester Berlin zusammengefunden.

Sie wollen die Tradition des Kino-Orchesters – in der Stummfilmzeit ein Muss für jedes Lichtspielhaus, das auf sich hielt und es sich leisten konnte – wiederaufleben lassen. Es ist ein Projekt, das per Crowdfunding um zahlungswillige Sympathisanten warb und so auch 10.000 Euro als Finanzhilfe erhielt, das dazu gut mit einschlägigen Institutionen und Vereinen wie der Stiftung Deutsche Kinemathek oder dem Berliner Stummfilmverein „Laufende Bilder“ vernetzt ist und dank der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Gralshüterin des deutschen Filmerbes, auf die restaurierte, schon während der Berlinale 2010 mit Orchesterbegleitung im Friedrichstadt-Palast und parallel bei bitterer Kälte am Brandenburger Tor gezeigte Version zurückgreifen kann.

Gespielt wird die Originalmusik von Gottfried Huppertz, von 66 Instrumenten auf 18 umarrangiert, dazu verstärkt durch die historische Kinoorgel des Babylon. In dem gibt es sogar noch einen Orchestergraben, der sich allerdings als ungeeignet erwies: Wie soll man denn da ein Klavier hinunterbekommen?

Dem Film von 1927 blieb der Erfolg im Jahr des Erscheinens versagt. Heute gilt er jedoch als Klassiker der frühen deutschen Filmkunst.
Dem Film von 1927 blieb der Erfolg im Jahr des Erscheinens versagt. Heute gilt er jedoch als Klassiker der frühen deutschen Filmkunst.

© imago/AGD

Dem Film blieb der große Erfolg vorerst versagt

Komponist Huppertz hatte für Fritz Lang bereits die Musik zu den beiden Teilen der „Nibelungen“ geschrieben und war bei den vielen Diskussionen zwischen dem Regisseur und seiner Frau und Drehbuchautorin Thea von Harbou dabei, die den Dreharbeiten im Studio Babelsberg und in einer ehemaligen Luftschiffhalle auf dem Flugplatz Staaken vorangingen. Häufig begleitete er diese am Klavier – eine enge Zusammenarbeit, die damals selten war, sich aber offensichtlich in der besonders engen Verbindung von Bild und Ton niederschlug. Huppertz übernahm sogar eine winzige Rolle – als Geigenspieler im „Yoshiwara“, dem recht freizügigen Lokal, in dem sich die junge Oberschicht von Metropolis vergnügte.

Die Musik zu „Metropolis“ fand damals solchen Anklang, dass bereits im Februar 1927 zwei Schallplatten mit einleitenden Worten des Regisseurs und Stücken aus der Filmmusik herausgebracht wurden. Dem Film selbst aber blieb nach der Premiere der große Erfolg vorerst versagt. Im Ufa-Palast am Zoo lief er nur am Premierenabend, danach wurde er allein im Ufa-Pavillon am Nollendorfplatz gezeigt. Das Kino befand sich gegenüber des Kinos Mozartsaal, des heutigen Partytempels Goya, auf dem Grundstück jenseits der Motzstraße, wo in den 1960er Jahren ein Wohn- und Geschäftshaus errichtet wurde.

Heute gilt der Film als Klassiker der frühen deutschen Filmkunst

Im Ufa-Pavillon hatte es am 10. Januar 1927 bereits eine Art Nebenpremiere für einige Kritiker und das breite Publikum gegeben. „Metropolis“ lief dort bis in den Mai desselben Jahres hinein, ein Mammutwerk von weit über zweieinhalb Stunden Länge, das auch durch massive Kürzungen durch den Verleih nicht für den damaligen Publikumsgeschmack zu retten war: Nur 15.000 Zuschauer kamen.

Heute gilt der Film als Klassiker der frühen deutschen Filmkunst, hat unzählige Künstler inspiriert, selbst Madonna, deren Video zu „Express Yourself“ an Szenen in der Maschinenhalle von Metropolis angelehnt ist. Aber es war über Jahrzehnte leider ein verstümmelter Klassiker: Die vom Verleih herausgeschnittenen Szenen schienen endgültig verloren, bis eine doch halbwegs komplette Auslandsfassung in einem argentinischen Filmmuseum auftauchte und die Möglichkeit einer weitgehenden Rückführung des Films auf seinen Urzustand erlaubte. So konnte Fritz Langs Werk auf der Berlinale 2010, mehr als 80 Jahre nach der Premiere, den verdienten Jubel doch noch einheimsen.

„90 Jahre Metropolis“, 10., 11. und 12. Januar, jeweils 19.30 Uhr, Babylon, Rosa-Luxemburg-Platz.

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