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Das antisemitische Mobbing an der John-F.-Kennedy-Schule kam nicht von muslimischen Mitschülern, wie es an Berliner Schulen sonst oft der Fall war.

© Peter Steffen/dpa

John-F.-Kennedy-Schule in Zehlendorf: Jüdischer Schüler soll monatelang gemobbt worden sein

Klebezettel mit Hakenkreuzen, Anspielungen auf die vergasten Vorfahren des jüdischen Neuntklässlers: Die Vorfälle an der Berliner Schule sollen nun aufgearbeitet werden.

An der John-F.-Kennedy-Schule in Zehlendorf ist ein jüdischer Neuntklässler offenbar monatelang von Mitschülern antisemitisch drangsaliert und gemobbt worden. Die Schulleitung teilte am Dienstag mit, die Vorfälle seien ihr seit Anfang Juni bekannt. Man habe sofort eine vollständige Aufklärung veranlasst, das Geschehen werde nun mit den Schülern und allen Beteiligten auf vielfältige Weise nachhaltig aufgearbeitet.

Dies hat am Dienstag auch Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) in einer ersten Reaktion gefordert. Zugleich bestätigte eine Sprecherin ihrer Behörde, "dass es entsprechende Vorfälle an der Schule gegeben haben soll". Der Fall war an die Öffentlichkeit gedrungen, nachdem sich die Eltern des Jungen an die Antidiskriminierungsbeauftragte der Bildungsverwaltung gewandt hatten.

Nach ersten Erkenntnissen gingen der Antisemitismus und die diskriminierenden Angriffe nicht von muslimischen Schülern aus. Dies war in der Vergangenheit mehrfach an anderen Berliner Schulen der Fall gewesen. Dem Vernehmen nach soll ein Mitschüler beispielsweise den Jungen mit Zigarettenrauch angeblasen haben. Dabei habe er ihm gedroht, es wäre an der Zeit, an seine vergasten Vorfahren zu denken.

Etliche Schüler haben die Vorfälle toleriert

Ein anderes Mal hätten ihm Mitschüler Haftzettel mit aufgemalten Hakenkreuzen angeklebt, heißt es. Heftige Auseinandersetzungen gab es unter anderen Vorzeichen offenbar auch mit einer jüdischen Mitschülerin. Diese habe ihm vorgeworfen, er sei kein guter Jude, weil er im Nahost-Konflikt nicht nur die Palästinenser, sondern auch Israels Regierung kritisiert hatte. Betroffenheit löst in der Schule nun auch aus, dass offenbar etliche Schüler die diskriminierenden Ausfälle längere Zeit toleriert oder sogar unterstützt haben.

Die Schulleitung bedauert die Vorfälle "außerordentlich"

"Wir bedauern die Vorfälle außerordentlich", schreiben die Schulleiter in ihrer Erklärung vom Dienstag. In der neunten Jahrgangsstufe seien die Ausfälle "in Ausmaß und Ernsthaftigkeit" unterschätzt worden. Inzwischen würden intensive Gespräche mit der betroffenen Klasse, mit einzelnen Schülerinnen und Schülern sowie mit Eltern geführt.

Die Themen Antisemitismus und Diskriminierung wolle man vom kommenden Schuljahr an stärker in den Unterricht einbinden und eine "intensive Werte-Diskussion" führen. Unterstützt werde die Schule dabei vom Jüdischen Forum für Demokratie. Als Sofortmaßnahme wird zudem eine sogenannte Schulhilfe-Konferenz vorbereitet. An diesem Treffen sollen auch Vertreter der zuständigen Jugendämter und des Schulpsychologischen Dienstes teilnehmen.

Zu den Leitbildern der als besonders weltoffen geltenden John-F.-Kennedy Schule gehören der Umgang mit Vielfalt, gegenseitiger Respekt und eine kooperative Schulgemeinschaft. Die bilinguale deutsch-englischsprachige Schule am Teltower Damm hat ein hohes Renommee. Sie wurde 1960 als German-American Community School gegründet und nach der Ermordung des 35. US-Präsidenten in John-F.-Kennedy-Schule umbenannt. Sie führt im offenen Ganztagsbetrieb von der Grundschule bis zum Abitur und wird von amerikanischen und deutschen Direktoren geleitet.

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