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Johannisthal: Pfusch am Park

Der 2002 eröffnete Landschaftspark Johannisthal muss saniert werden. 15 Millionen Euro hatte der Senat investiert, um das ehemalige Flugplatzgelände umzugestalten. jetzt müssen noch einmal 1,2 Millionen nachgelegt werden.

Martin Herden schreitet neben dem Holzsteg entlang. Betreten kann er ihn nicht – der Steg ist durch einen Bauzaun abgesperrt. „Das ist Wahnsinn“, murmelt Architekt Herden immer wieder. Er meint die Baumängel und Fehlplanungen im Park westlich des Gewerbegebietes Adlershof. Der Holzsteg führt durch das Naturschutzgebiet im Park. Doch er ist jetzt nicht mehr zu betreten, weil der 550 000 Euro teure Steg schon fünf Jahre nach der Fertigstellung marode war und saniert werden muss.

Der Park war erst 2002 für 15 Millionen Euro angelegt worden, jetzt muss der Senat noch einmal 1,2 Millionen drauflegen. In seinem Prüfbericht aus dem vergangenen Jahr hatte der Rechnungshof „erhebliche Mängel“ festgestellt. „Noch in diesem Jahr sollen die wesentlichen Arbeiten fertig sein“, verspricht jetzt Ingrid Lehmann, Leiterin des Umweltamtes in Treptow-Köpenick.

Damals hat man Trockenmauern entlang der Wege durch den Landschaftspark Johannisthal angelegt – sie sind voller Graffiti. Das soll jetzt entfernt werden und außerdem will der Bezirk jetzt Grill-, Sport- und ein Bolzplätze im Park anlegen. Das einzige Projekt, das voraussichtlich nicht in diesem Jahr fertig wird, ist eine Naturerlebnisfläche für Kinder. „Da sind wir noch in den Überlegungen, wie wir die am besten gestalten“, sagte Lehmann.

Vom einstigen Vorzeigeobjekt „Himmelsspiegel“ (ein Wasserbecken, in dem sich der Himmel widerspiegelt) wird nicht mehr viel bleiben. Der Rechnungshof hatte das Becken scharf kritisiert: Die bröckelnden Stufen zum Wasserbecken seien eine „Unfallgefahr“, das Becken undicht. Der Rechnungshof monierte außerdem, dass etwa 100 Bäume falsch gepflanzt worden seien. Die Bäume – und auch die Besucher – haben in dem Park aber auch kein leichtes Leben. Der Wind pfeift über das offene Gelände, vor der Sonne gibt es kaum Schutz. „Wir haben Erfahrungswerte gesammelt“, sagt Lehmann heute. Man hätte mehr wässern müssen. Inzwischen haben einige Bäume auch einen weißen Anstrich bekommen, der sie vor der Sonne schützen soll. Doch auch die ausführenden Firmen sollen gepfuscht haben. In allen Fällen jedoch, in denen etwas schiefgelaufen ist, sieht die Senatsverwaltung laut Bericht keine Möglichkeit mehr, die Mängel auf Kosten der Firmen beseitigen zu lassen. Die Gewährleistungsfristen seien abgelaufen oder die Unternehmen insolvent.

Der Park ist auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Johannisthal gelegen. Ab 1909 nahm er als erster Flugplatz Deutschlands den Betrieb auf. Auch die erste Pilotin des Landes, Melli Beese, hob von hier ab. Doch später verlor der Flughafen an Bedeutung. Die Natur holte sich das Gelände zurück, sodass heute ein Großteil des 70 Hektar großen Parks Naturschutzgebiet ist. Ein ehemaliges Flugfeld als Parklandschaft - das erinnert Herden an eine aktuelle Debatte im Westteil der Stadt. Er sagt: „Berlin hat genug Parks, wer soll die alle pflegen?“ Der Tempelhof-Verfechter sieht in dem Park ein Negativbeispiel dafür, was passiert, wenn der Flugbetrieb eingestellt wird. Er fürchtet vermüllte und ungepflegte Grünanlagen.

Das soll im neuen Johannisthaler Park nicht passieren. Lehmann setzt vor allem auf das direkt angrenzende Wohngebiet West. „Wenn das wächst, dann ist wieder die soziale Kontrolle da.“ Ein Ausflug in den Park lohnt sich an diesem Sonntag: Heute informiert der Bezirk von 11 bis 18 Uhr über die Pläne.

Matthias Jekosch

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