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Eng aneinander geparkte Autos unter winterlichen Bäumen in Berlrin.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Jeder vierte Parkplatz in Mitte verschwindet: In Berlins Zentrum gibt es Wichtigeres als Pkw-Abstellplätze

Der Bezirk Mitte will jeden vierten Parkplatz entfernen. Eine wichtige Entscheidung: Der Platz wird dringend gebraucht. Kommentar

Auf den ersten Blick ist es ein gewaltiger Wert: 25 Prozent der Parkplätze im Bezirk Mitte sollen bis 2026 verschwinden. Darauf haben sich Grüne und SPD im Entwurf der Zählgemeinschaftsvereinbarung der beiden Parteien im Bezirk verständigt. Wie viele Parkplätze das genau sind, ist nicht klar, eine offizielle Auflistung gibt es nicht. Sicher ist: Es werden Tausende sein.

Genau so sicher ist der Aufschrei, den die Meldung hervorruft. Autobesitzer:innen werden sich wütend fragen, wo sie ihren Pkw künftig noch abstellen sollen. Schon heute sind im Zentrum oft mehrere Runden um den Block nötig, ehe ein freier Parkplatz gefunden ist. Die Suche dürfte künftig noch schwerer werden. Und doch spricht einiges dafür, die Zahl der Parkplätze in der Berliner Innenstadt drastisch zu reduzieren.

So gibt es deutlich wichtigere Funktionen für die knappen Flächen im Stadtzentrum. Nicht erst seit der Pandemie hat der öffentliche Raum als Aufenthaltsort stark an Bedeutung gewonnen. Um ihn weiter aufzuwerten, sind zusätzliche Plätze für Fußgänger:innen, Sitzgelegen und Platz, wo Kinder toben können, nötig.

Mindestens so wichtig wird es in den kommenden Jahren sein, Berlin an den Klimawandel anzupassen. Damit sich die Stadt im Sommer nicht noch mehr aufheizt, braucht es mehr Platz für Schatten spendende Bäume.

Starkregen ist nur durch Entsiegelung zu bewältigen

Unentbehrlich sind die dafür entsiegelten Grünflächen auch dann, wenn es zu Starkregen kommt. Auf den offenen Böden können die Wassermassen versickern und so verhindern, dass die Kanalisation allzu schnell überläuft. Soll die Innenstadt auch künftig lebenswert sein, muss dieser Umbau stattfinden.

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Zugleich braucht es mehr Flächen für die wachsende Zahl an Fahrrädern. Auch E-Scootern und anderen Sharingangebote brauchen neue Abstellorte, sollen sie eine sinnvolle Rolle im städtischen Mobilitätsmix spielen und nicht vor allem im Weg herum liegen.

Insbesondere im Kreuzungsbereich verbessert der Wegfall zudem die Sicht und erhöht so die Sicherheit für Fußgänger:innen. An vielen Straßen ergibt sich das Entfernen von Parkplätzen zudem schon dadurch, dass sonst kein Platz für sichere Radwege ist.

Autos stehen oft tage- oder wochenlang herum

Solche Schritte werden in den nächsten Jahren an vielen Stellen in Berlin nötig sein. Dabei bietet sich aktuell kein Bezirk für diesen Umbau so gut an wie Mitte. Nirgends ist die Alternative durch das gut ausgebaute Nahverkehrsnetz besser auch für Pendler.

Und wer doch mit dem Pkw von außerhalb ins Zentrum fahren will, findet in den aktuell nur schwach ausgelasteten Parkhäusern und Tiefgaragen Platz. Dabei nutzen längst nicht alle Autobesitzer:innen ihr Fahrzeug überhaupt regelmäßig. In vielen Fällen stehen Autos tage- oder wochenlang herum, ohne bewegt zu werden.

Dafür ist der öffentliche Raum zu wertvoll. Für viele Anwohner, die ihren Wagen nur selten nutzen, dürfte die Entscheidung daher ein weiteres Argument liefern, das eigene Auto endgültig abzuschaffen.

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