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Schnelltests sollten zwischen fünf und 30 Grad Celsius gelagert werden.

© Jens Kalaene/dpa

Je wärmer, desto ungenauer: Hitze beeinträchtigt Genauigkeit von Corona-Schnelltests

Falsch-positiv, falsch-negativ? Das Wetter hat Einfluss auf die Verlässlichkeit von Corona-Schnelltests, warnen Experten.

Im Berliner Gesundheitswesen wird dieser Tage – da die Sonne scheint und die Temperaturen steigen – wieder mal über die Corona-Tests debattiert. Denn das Wetter beeinträchtigt offenbar die Genauigkeit der allseits verwendeten Medizinprodukte.

Der Gesundheitsstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Detlef Wagner, warnt nun öffentlich davor, die Tests falsch zu verwenden. Bei mehr als 25 Grad Celsius steige die Gefahr, dass viele der üblichen Schnelltests „falsche Ergebnisse“ lieferten, sagte Wagner.

Er rate dazu, sagt der CDU-Politiker, die oft in Zelten durchgeführten Tests bei hohen Temperaturen besser in kühlere Räume zu verlagern. Der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid bestätigt, dass es thermische Gefahren geben kann: „Wie viele Medikamente sind die Tests temperaturabhängig.“ Die Hersteller der üblichen Schnelltests empfehlen den Gebrauch ihrer Produkte bei Zimmertemperaturen, oft ist eine Spanne von 15 bis 25 Grad Celsius angegeben.

Ob in diesen Tagen schon Schnelltests deshalb ungültig waren, also wegen des Temperatureffekts falsche Ergebnisse anzeigten, ist nicht bekannt. Erst vor einigen Tagen hatte sich Jan Felix Drexler vom bekannten Institut für Virologie der Charité dazu geäußert. Drexler sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Aussagekraft von Corona-Schnell- und Selbsttests könne durch hohe Temperaturen beeinträchtigt werden.

Tests sollten nicht zu warm, aber auch nicht zu kalt gelagert werden

Anwender, aber auch Verkäufer und Anbieter solcher Tests sollten die im Beipackzettel vorgeschriebene Lagertemperatur unbedingt einhalten: „Es darf nicht zu heiß werden“, wird Hochschulmediziner Drexler zitiert. „Selbsttests sollten nicht direkt am Fenster in der Sonne liegen oder im Sommer in der Hosentasche mit herumgetragen werden.“ Auch die Lagerung der Tests im Kühlschrank und die anschließende Verwendung in der Wärme könnten das Resultat verfälschen.

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Meist empfehlen Hersteller eine Lagerung zwischen fünf und 30 Grad und eine Anwendung bei Raumtemperatur. Nach Daten, die der Charité-Professor mit Kollegen im „Journal of Clinical Virology“ veröffentlicht hat, reichen schon kurzzeitig niedrigere oder höhere Temperaturen, um in einigen Fällen ein falsches Ergebnis anzuzeigen.

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Infizierte könnten dann fälschlicherweise ein negatives Ergebnis erhalten – und Nicht-Infizierte womöglich ein positives. Doch: „Die Ergebnisse unserer Studie bedeuten nicht, dass man gar keine Schnelltests benutzen sollte“, sagte Drexler. „Die Menschen sollten sich aber bewusst sein, dass es sich lediglich um eine Maßnahme zum Verringern des Risikos handelt. Ein negatives Ergebnis ist kein Freifahrtschein.“

Schnell- und Selbsttests sind, wie vielfach berichtet, ohnehin weniger zuverlässig als die bekannten PCR-Labortests. Positive Schnelltest-Ergebnisse sollen deshalb, so sehen es die aktuellen Regeln vor, immer mit einem PCR-Test überprüft werden.

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