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Auch die Schulen sollen digital verwaltet werden. Trotz hoher Ausgaben ist man davon noch weit entfernt.

© dpa

IT-Chaos an Berlins Schulen: Immer Ärger um die zentrale Schülerdatenbank

Hardware, Software, Frustware: Obwohl 50 Millionen Euro ausgegeben wurden, gibt es die zentrale Schülerdatenbank noch immer nicht. Aber im Juli tut sich was.

Berlins düsterstes Kapitel in Sachen „digitale Verwaltung“ wurde von der Schulbehörde geschrieben: Weit über 50 Millionen Euro sind bereits ausgegeben worden, ohne dass das ursprünglich gesteckte Hauptziel bisher erreicht wurde: die Erstellung einer Schülerdatenbank. Es wird noch bis Juli dauern, bis überhaupt die erste Schule mit dem IT-Dienstleistungszentrum des Landes verbunden sein wird: Wenn an der Marianne-Buggenhagen-Schule in Buch sowie an der Ernst-Habermann-Schule in Wilmersdorf der Startschuss fällt, werden acht Jahre seit Projektbeginn vergangen sein. Es soll dann nochmal bis Ende 2018 dauern, bis alle 1000 Berliner Schulen vernetzt sind.

Die unendliche Geschichte begann mit einer falschen Weichenstellung unter Jürgen Zöllner, dem Vorgänger der jetzigen Bildungssenatorin Sandra Scheeres (beide SPD): Zöllners Fachleute hatten ihm einen dezentralen Ansatz mit großen Servern an allen Schulen empfohlen. Diese Server wurden für 5,5 Millionen Euro angeschafft und zum großen Teil jahrelang überhaupt nicht benutzt.

Rund 40 Millionen Euro waren bereits für Schulungen, Geräte und Lizenzen ausgegeben, als Scheeres 2015 das Projekt stoppte und auf ein zentrales Verfahren umstellen ließ. Es besteht darin, dass jede Schule direkt mit dem IT-Dienstleistungszentrum verbunden werden soll, das dann die Schuldaten speichert.

An den Grundschulen soll die Umstellung beginnen

Besonderes verärgert sind die Schulen darüber, dass sie sich jetzt auf die hessische Software LUSD umstellen sollen, nachdem sie jahrelang mühselig auf andere, Berliner Verfahren eingeschworen worden waren: „Jetzt, da das endlich einigermaßen funktioniert, sollen wir es wieder abschaffen. Das ist eigentlich unfassbar“, beschreibt ein Schulleiter seine Gemütsverfassung.

Ihm und seinen Kollegen ist klar, dass es auch mit dem hessischen LUSD Schwierigkeiten geben wird, weil die Software ja zunächst auf die Berliner Besonderheiten hin umgeschrieben werden muss. Wegen der absehbaren Probleme soll die Umstellung an den Grundschulen beginnen und nicht an den Oberschulen mit ihrem komplizierten Kurssystem in der Oberstufe.

Niemand weiß, wie viel Geld verloren gegangen ist

Die Haushälter im Parlament sind nicht weniger ratlos als die Schulleiter: Keiner weiß, wie viel Geld durch die jahrelange Hängepartie verloren gegangen ist. Die Bildungsverwaltung spricht von einem „niedrigen Millionenbetrag“. Zwar hatte der Rechnungshof „finanzielle Nachteile“ von 16 Millionen Euro benannt, aber die Bildungsverwaltung hält dem entgegen, dass die Schulungen nicht alle vergebens waren, auch könnten die großen Server ja für „eigene Zwecke“ der Schulen genutzt werden. Thomas Birk von den Grünen sieht diese Angabe kritisch, da es viele Schulungen, Beratungsleistungen und Investitionen gegeben habe für eine Lösung, die nie ausgerollt wurde.

Wenn alle Schulen mit dem Dienstleistungszentrum verbunden sein werden, soll es endlich möglich sein, Schülerströme zu verfolgen und die Schulpflichterfüllung zu kontrollieren. Vor allem aber soll es leichter werden, den Personalbedarf zu erfassen, weil Doppelanmeldungen von Schülern sichtbar werden. Angesichts des großen Lehrermangels ist dieser Punkt von besonderer Bedeutung. Aber vor dem Schuljahr 2018/19 wird es damit nichts werden.

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