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Die Gründerin und Imamin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, Seyran Ates.

© Daniel Karmann/dpa

Islamische Theologie an der HU: Seyran Ates plant liberales Islam-Institut

Anwältin Seyran Ates will einen Gegenentwurf zum Islam-Institut der Berliner Humboldt-Uni starten. In dem werden keine liberalen Muslime sitzen.

Die Menschenrechtsanwältin und Moschee-Gründerin Seyran Ates plant die Gründung eines liberalen Islam-Institutes. „Wir brauchen in Deutschland eine Akademie eines modernen zeitgemäßen Islams“, sagte Ates am Dienstag. Das Institut soll nach ihren Vorstellungen aus der von ihr im Juni 2017 gegründeten Ibn-Rushd-Goethe-Moschee heraus entstehen und liberalen Muslimen wie dem Freiburger Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi eine Plattform bieten.

Zugleich kritisierte Ates erneut, dass im Beirat des künftigen Zentralinstituts für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität nur konservative Islamverbände vertreten sein werden. Die Konservativen seien zahlenmäßig nicht viele in Deutschland, aber „sehr laut“. Davon lasse sich die Politik offenbar beeindrucken.

Keine liberalen Muslime im Gremium

„Der Islam ist plural. Es gibt sehr viel mehr als eine türkisch-sunnitische, ägyptisch-sunnitische und iranisch-schiitische Ausrichtung“, sagte Ates. Der Berliner Senat und die Universität hatten für die Gründung des im Wintersemester 2019/20 startenden Islam-Institutes eine Kooperationsvereinbarung mit der Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands, dem Zentralrat der Muslime und der Islamischen Föderation geschlossen. Vertreter liberaler Muslime sind in dem fünfköpfigen Gremium nicht vertreten. Begründet wird das mit der Wirkmächtigkeit und der zahlenmäßigen Größe der Verbände.

„Wir werden jetzt auch laut sein“

Laut Ates sind viele liberale Muslime über diese „Einseitigkeit sehr wütend und sehr irritiert“. Bis heute hätten die konservativen Verbände keine belegbaren Mitgliederzahlen vorgelegt, trotzdem folge die Politik ihrer Argumentation. Aspekte wie die Gewaltbereitschaft in den Verbänden würden ausgeblendet. „Deswegen sind wir so penetrant in der Öffentlichkeit und werden jetzt auch laut sein.“

Am Freitag hatte das Kuratorium der Humboldt-Universität den Weg für das Zentralinstitut für Islamische Theologie freigemacht. Dort werden künftig muslimische Religionslehrer und Imame ausgebildet. Dem Instituts-Beirat werden jeweils ein Vertreter der drei konservativen Verbände und zwei unabhängige Mitglieder angehören. Das Gremium kann Berufungslisten teilweise oder vollständig ablehnen, sofern eine Zweidrittelmehrheit dafür zustande kommt. (epd)

In einer ersten Version des Textes hieß es, der Beirat des HU-Islam-Institutes habe das Vorschlagsrecht für Berufungen. Das ist falsch, vielmehr werden Berufungen nur von den rein akademisch besetzten Gremien der HU vorgeschlagen. Der Beirat kann die Berufungslisten teilweise oder ganz ablehnen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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