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Immer wieder kommt es auf Berlins Straßen zu schweren Unfällen von Radfahrern und Bussen.

© Violetta Kuhn/dpa

„Irgendwie wurde sie sauer“: Berliner Busfahrerin soll einen Radfahrer absichtlich angefahren haben

Prozessauftakt vor dem Amtsgericht Tiergarten: Die 31-Jährige soll rücksichtlos Gas gegeben und den Radfahrer dabei schwer verletzt haben.

Es war Sonntag und nicht voll auf der Straße, doch als Fahrerin eines BVG-Busses saß die 31-Jährige gestresst hinter dem Steuer. Als dann vor ihr zwei Rennrad-Fahrer vom Radweg auf die Fahrbahn wechselten, wurde es gefährlich.

Sümeyra A. soll die Männer eng überholt und beinahe gestreift haben. Einer der Rennrad-Fahrer wollte sie kurz darauf zur Rede stellen. Die damalige Busfahrerin sei absichtlich auf ihn zugefahren, heißt es in der Anklage. „Ich wollte ihn aber nicht verletzen“, erklärte sie am Dienstag vor dem Amtsgericht Tiergarten.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Frau rücksichtslos Gas gab – „in der Absicht, einen Unglücksfall herbeizuführen“. Bei dem Vorfall im Februar 2019 in Johannisthal hatte ein 48-jähriger Dachdeckermeister, der mit einem Sportsfreund zu einem Training wollte, unter anderem eine Fraktur eines Lendenwirbels erlitten. Die Angeklagte war weitergefahren. Ihr wird auch Unfallflucht vorgeworfen.

Der Verteidiger erklärte, seine Mandantin sei an dem Tag wegen privater Probleme aufgewühlt gewesen. Dann seien die Radfahrer vor ihr aufgetaucht. Sie sei ohnehin spät dran gewesen mit dem Bus. Seine Mandantin sei davon ausgegangen, dass es an der Stelle einen nutzungspflichtigen Radweg gab.

„Irgendwie wurde sie sauer.“ Sie habe aber nicht verletzen wollen. „Sie wollte nur vorbei und die Tour fortsetzen.“ Was geschah, bedauere sie sehr. Der Vorfall führte auch dazu, dass die Frau ihren Job verlor.

Verletzter Radfahrer leidet immer noch an den Folgen

Der Dachdeckermeister ist in dem Verfahren Nebenkläger. Die Folgen des Zusammenstoßes spürt er schmerzhaft bis heute. „Gebücktes Arbeiten ist relativ anstrengend“, schilderte er. Er und sein Begleiter hätten bei der Fahrt auf dem Groß-Berliner Damm zunächst den gut ausgebauten Radweg benutzt. „Wegen einer Baustelle mussten wir auf die Straße wechseln.“ Sie seien am äußersten rechten Rand gefahren.

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Was folgte, war laut Zeugen ein gefährliches Überholmanöver, wie es Radfahrer in der Stadt leider immer wieder erleben. „Extrem dicht und schnell fuhr der Bus vorbei“, sagte der Dachdeckermeister. „Ein Sog entstand durch den Bus.“ Der zweite Rennrad-Fahrer beschrieb: „Ich sah nur eine gelbe Wand – es waren gefühlte zehn Zentimeter Abstand.“

„Ich wollte mich gerade umdrehen, da fuhr der Bus in mein Rad.“

Sie wollten die Busfahrerin zur Rede stellen. Die Idee war zunächst, dass sie an der nicht weit entfernten Endhaltestelle am S-Bahnhof Schöneweide das Gespräch suchen würden. „Dann sah ich den Bus an einer roten Ampel“, so der 48-Jährige. Er habe kurz ranfahren wollen. Es gelang nicht, weil die Ampel auf Grün sprang.

Der 48-Jährige nahm wieder den Fahrradweg und war vor dem Bus an der nächsten Haltestelle. „Ich rollte auf die Straße“, schilderte er nun. „Ich wollte mich gerade umdrehen, da fuhr der Bus in mein Rad.“ Er sei zu Boden gegangen und etwas mitgeschleift worden. Die Angeklagte entschuldigte sich unter Tränen. Ein Urteil aber gab es noch nicht. Der Richter setzte das Verfahren aus. Um die Geschwindigkeit des Busses zu ermitteln, soll ein technisches Gutachten erstellt werden.

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