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Zwischen dem Einkaufszentrum "Forum Köpenick" und diversen Kiosken liegt seit Jahren eine Brache, hier sollen Wohnungen und eine Kita gebaut werden.

© Thomas Loy

Investor spricht von einer „Farce“: Berliner Grundstück für Wohnungsbau wird zu „Wald“ erklärt

Nach 14 Jahren Planung ist ein Baugrundstück in Berlin-Köpenick kurzerhand zur Forstfläche erklärt worden. Der Investor schäumt vor Wut.

Der Köpenicker Immobilienunternehmer Matthias Große, im Nebenjob Präsident der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft, hat mal wieder Probleme mit den Behörden. Die Berliner Forsten haben sein Baugrundstück in der Nähe des S-Bahnhofs Köpenick kurzerhand zu Wald erklärt. 

Dort sollten eigentlich 125 Mietwohnungen, eine Kita und Ladenflächen entstehen. Der Bauantrag wird gerade geprüft. Seit Jahren liegt das Grundstück brach, dient als Parkplatz und ist dahinter mit Bäumen bestanden.

Laut Große wird das Projekt schon seit 14 Jahren geplant, ein „stadtplanerisch schwieriges Areal“. Doch alle Beteiligten hätten sich mächtig ins Zeug gelegt und schließlich eine Lösung gefunden, hatte Große noch im Dezember 2020 erklärt. 

Im Januar gab es dann einen Vor-Ort-Termin mit der Unteren Naturschutzbehörde, um zu klären, welche Bäume schon vor Erteilung einer Baugenehmigung gefällt werden könnten.

Die Mitarbeiter der Naturschutzbehörde hätten angesichts der vielen Bäume dringend empfohlen, bei der Forstbehörde nachzufragen, ob die Fläche „als Wald nach Landeswaldgesetz anzusehen ist“, so berichtet es Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) auf Anfrage. 

Matthias Große mit seiner Lebensgefährtin Claudia Pechstein bei einer Pressekonferenz am Müggelturm, der Große gehört.
Matthias Große mit seiner Lebensgefährtin Claudia Pechstein bei einer Pressekonferenz am Müggelturm, der Große gehört.

© Nico Tapia/dpa

Doch von einer Nachfrage von Große oder seinen Mitarbeitern ist nichts bekannt. Die Berliner Forsten seien erst eingeschaltet worden, nachdem Anwohner im Februar „auf begonnene Baumfällungen in einem Wäldchen an der Köpenicker Bahnhofstraße“ hingewiesen hatten, teilt die Senatsverwaltung für Umwelt mit. 

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Nach Prüfung der Lage vor Ort wurde dann der Bescheid erteilt. Auf einer Fläche von 3000 Quadratmetern, ungefähr der Hälfte des Grundstücks, sei von einer Waldeigenschaft auszugehen.

Große antwortet auf konkrete Fragen zum Ablauf der Ereignisse mit einem sarkastischen Statement: „Nach über 14 Jahren hier einen Wald zu erfinden, ist eine unreale Farce. Es wird also definitiv keine 125 Neubauwohnungen in der Bahnhofstraße geben. Wir brauchen ja keine bezahlbaren Wohnungen, wir brauchen Wald in der Bahnhofstraße.“

Zuvor hatte sich der Unternehmer auf Facebook noch kämpferisch geäußert und den „irrwitzigen Bescheid“ als Symptom einer verfehlten Politik gebrandmarkt. Will er trotzdem bauen, muss er eine „Waldumwandlungsgenehmigung“ beantragen und Ausgleichszahlungen für den verschwundenen Wald leisten. 

Auch bei einem früheren Bauprojekt, der Sanierung des Müggelturms, hatte Große auf die Behörden geschimpft, die ihm ständig Steine in den Weg legen würden.

Letztlich konnte er aber alle offenen Fragen mit dem Denkmalschutz und den Berliner Forsten klären. Seine geplante Aussichtsturm-Verdoppelung wird von den Fachleuten im Bezirksamt sehr kritisch gesehen, Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) hingegen hat sich damit schon angefreundet.

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