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Johannes Finke betreibt gemeinsam mit Björn Massmann die Bravo Bar in Berlin-Mitte.

© Herzstückverlag

Interview mit dem Betreiber der Bravo Bar: „Plötzlich gilt die Torstraße als Ballermann Berlins“

Die Torstraße ist in Verruf geraten, weil dort trotz Corona wilde Partys gefeiert werden. Wie Barbetreiber Johannes Finke die Situation wahrnimmt. Ein Interview.

Johannes Finke ist Mitbetreiber der Bravo Bar in der Torstraße. Dass die Gegend nun aufgrund einiger schwarzer Schafe als Ballermann Berlins gilt, ärgert ihn. "Wenn jetzt schon ein Alkoholverbot diskutiert wird, zeigt das wie ernst die Lage ist", sagt er. Für die Bravo Bar wäre das eine Katastrophe.

Der Berliner Senat diskutiert schärfere Maßnahmen, um die Corona-Regeln in Bars durchzusetzen. Es wird strenger kontrolliert. Wie nehmen Sie die Situation in der Torstraße wahr?
Bei uns gibt es keinen Anlass für Kontrollen, weil wir uns an alle Regeln halten. Das wissen auch die Leute, die richtig Party machen wollen. Die gehen an unserem Laden vorbei und weiter zum Rosenthaler Platz. Dort herrscht teilweise ja Anarchie. Ich bin letztens einmal um drei Uhr nachts dort lang gegangen. Vor einer Bar standen Menschen dicht gedrängt. Im Inneren sah es genauso aus. Weder Gäste noch Personal trugen Masken. Abstände wurden nicht eingehalten. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die versuchen, sich an die Regeln zu halten. Auch weil Existenzen auf dem Spiel stehen.

Welche Folgen könnte das für die Bravo Bar haben?
Plötzlich gilt die Torstraße als Ballermann Berlins. Für uns ist das fatal. Wenn jetzt schon ein Alkoholverbot diskutiert wird, zeigt das wie ernst die Lage ist. Wenn das wirklich kommt, können wir zumachen. Wir machen jetzt schon nur noch knapp ein Drittel unseres früheren Umsatzes.

[Das Interview stammt aus dem Bezirks-Newsletter für Berlin Mitte. Die Leute-Newsletter für alle Berliner Bezirke können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Wie setzen Sie in der Bravo Bar die Corona-Regeln durch?
Die Bravo Bar ist ein komplett anderes Lokal geworden. Was uns sonst ausmacht - Menschen eng gedrängt an der Bar, Tanzmusik, das typische Bravo-Bar-Feeling eben -, geht jetzt nicht mehr. Wir haben den Innenhof umgebaut, damit dort Menschen draußen mit genügend Abstand sitzen können. Auch vor der Bar haben wir Tische. Der Innenraum der Bar ist letztendlich nur noch zum Bestellen da und wir bestehen auf das Tragen von Masken. Natürlich appellieren wir auch an die Eigenverantwortung der Gäste, denn ohne die geht es nicht. Für uns ist die Situation nicht nur finanziell schwierig. Wir wissen auch nicht, ob das jemals wieder unsere Bravo Bar wird, so wie wir sie kennen.

Es gibt immer wieder Probleme mit schlecht geführten Kontaktlisten. Wie läuft das bei Ihnen?
Wir lassen unsere Gäste die Kontaktlisten ausfüllen, können und dürfen aber nicht kontrollieren, ob die Angaben richtig sind. Ich verstehe nicht, wieso es nicht schon längst eine App für die Gastronomie und die Eventbranche gibt, die das einfacher löst und uns da auch etwas die Verantwortung abnimmt.

Ihre Gäste sitzen momentan alle draußen, innen in der Bravo Bar ist kein Betrieb möglich. Wie geht es im Herbst weiter?
Die neuen, großen Regenschirme halten vielleicht bis Ende September. Wie es dann weitergeht, wissen wir nicht. Im Inneren der Bar können mit genügend Abstand nur 30 Menschen sitzen. Zudem rechne ich damit, dass wir nochmal zumachen müssen, wenn die Fallzahlen weiter steigen. Dann wird es richtig schwierig für uns. Für viele Lokale wäre das dann das Ende. Aber das ist auch Berlin; Kunst, Kultur und Subkultur werden weiterleben. Ich vertraue da auch ein bisschen auf Klaus Lederer, unserem Kultursenator.

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