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Schülerinnen und Schüler, die im Ausland studieren möchten, sollten einen internationalen Abschluss in Betracht ziehen.

© Getty Images

Internationaler Schulabschluss: In English, please!

Das International Baccalaureate Diploma öffnet Türen. Wer sich dafür entscheidet, muss viel leisten.

Von Aleksandra Lebedowicz

Die Auswahl war einschüchternd groß. Von Cambridge über Oxford bis hin zur Yale University: Mit einem internationalen Schulabschluss in der Hand standen Clara Wend die Tore zu den besten Hochschulen der Welt offen. Aber wer weiß schon mit 19 wohin mit all den Möglichkeiten? Einen festen Fahrplan dürften die wenigsten haben. Höchstens eine vage Richtung. „Ich wollte nicht in Berlin bleiben“, so viel stand vor vier Jahren auch für Clara Wend fest. Ihr schwebte eine „typische Studentenstadt“ vor.

Seit Herbst 2017 studiert die heute 22-Jährige nun Translations- und Politikwissenschaften an der Uni Innsbruck. Was sie dorthin verschlagen hatte, sei höchstwahrscheinlich purer Zufall gewesen. Die österreichische Uni war schließlich nicht weit vorn im Ranking. „Es gefällt mir aber richtig gut in der Stadt. Man ist sehr viel draußen, umgeben von der Natur mit den tollen Bergen. Ein ganz anderes Leben als in Berlin“, erzählt sie zufrieden am Telefon.

Nur jetzt, im Endspurt für ihren Bachelor, ärgere sie sich dann doch leicht, dass sie ihren Schulabschluss nicht besser genutzt habe und etwa in England studiert hatte.

80 zertifizierte Schulen führen in Deutschland zum IB-Diploma

Die Chancen auf einen Studienplatz dort stünden sicherlich gut. Denn Clara Wend machte 2016 ihr International Baccalaureate, kurz IB-Diploma, auf der Berlin International School in Dahlem. Damit gehört sie zu den 1,2 Millionen Alumni weltweit, die diese besondere Art des Abiturs abgelegt hatten. IB-Programme werden von den sogenannten „IB World Schools“ angeboten.

Mehr als 5000 Schulen in 147 Ländern führen zum Diplom. Die Prüfungssprachen sind Englisch, Spanisch und Französisch. In Deutschland gibt es 80 zertifizierte Schulen, 50 davon in privater Trägerschaft. 1971 brachte die Frankfurt International School als erste deutsche Einrichtung den Stein ins Rollen. Später folgten weitere Bundesländer. Inzwischen gibt es auch in Berlin und in Brandenburg mehrere private Schulen, die zu diesem Abschluss führen.

Neben Wissen werden auch Werte vermittelt

„Internationale Schulen sind die erste Adresse für das IB-Diploma“, sagt Timothy Thomas, Vorstand bei der Arbeitsgemeinschaft der Internationalen Schulen in Deutschland und Leiter der Munich International School.

Gegründet als Bildungsorte für Diplomatenkinder und Uniprofessoren, seien sie inzwischen auch für deutsche Familien attraktiv, die sich davon Wettbewerbsvorteile für ihre Kinder versprechen. „Das IB wird nicht nur für das hohe akademische Niveau geschätzt, sondern auch wegen der Werte, die es vermittelt“, sagt Thomas.

So ist das sogenannte „Creativity, activity, service“-Programm, eine Art Ehrenamt, ein wichtiger Bestandteil des Abschlusses. Dabei wählen Elft- und Zwölftklässler freiwillig ein Projekt, für das sie sich engagieren. „Wir arbeiten zum Beispiel mit Waisenhäusern und Schulen in Tansania zusammen. Jedes Jahr im Sommer haben unsere Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, nach Afrika zu fahren. Sie bringen dann Medikamente und Sachen für die Kinder mit“, sagt Thomas.

Das Arbeitspensum ist anspruchsvoll

Auch Clara Wend musste ihre Sozialstunden leisten. Und daneben eine weitere Pflichtaufgabe des IB-Diplomas meistern, das Extended Essay. „Es ist eine vorwissenschaftliche Arbeit“, erklärt die Studentin. Dabei müsse man sich eine Forschungsfrage aussuchen und dazu einen Fachaufsatz verfassen. „Rückblickend sind die 4000 Wörter nicht sonderlich viel, aber damals war das schon eine Herausforderung“, erinnert sich Wend.

Überhaupt muss man für das Examen ein anspruchsvolles Arbeitspensum bewältigen. Und innerhalb von zwei Jahren insgesamt sechs Fächer durchgängig belegen. Die Standards sind überall auf der Welt gleich. Darüber wacht die International Baccalaureate Organization (IBO), eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Genf. Zu den Aufgaben der Dachorganisation gehört neben der Entwicklung der Lehrpläne und Prüfungsaufgaben auch die Lehrerfortbildung.

Die Kosten variieren je nach Land und Schultyp

Das IB-Programm ist meistens mit hohen Kosten verbunden, die je nach Land und Schultyp stark variieren. Für Infos sollten sich Interessierte deshalb am besten direkt an die gewünschte Schule wenden. Eine Liste findet man etwa auf dem Internetportal Internationale-Schulen.de. Den internationalen Abschluss kann man im Übrigen auch an einigen staatlichen Schulen erwerben. In Berlin bereitet die Nelson-Mandela-Schule in Wilmersdorf für das IB-Diploma vor.

Davon, dass sich das lohne, ist Timothy Thomas überzeugt. „Wer globale Probleme lösen will, muss die Welt verstehen.“ Daran werde die aktuelle Krise nichts ändern. „Auch wenn wir künftig vielleicht weniger reisen, die internationale Zusammenarbeit und Kommunikation werden nur zunehmen“, sagt er.

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