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Update

Internationale Filmfestspiele Berlin: Audi beendet Sponsoring der Berlinale

Die Berlinale verliert mit Audi einen weiteren Hauptpartner. Andere Sponsoren beendeten 2019 ihre Verträge, neue kamen hinzu. Die Suche nach Partnern ist auch wegen Corona nicht leicht.

Der Autohersteller Audi, langjähriger Hauptsponsor der Internationalen Filmfestspiele Berlinale, beendet nach sieben Jahren seine Zusammenarbeit mit dem Festival. Das bestätigten Audi-Sprecherin Brigitte Urban und die Berlinale gegenüber dem Tagesspiegel. Audi hatte einen mit 20.000 Euro dotierten Short Film Award gestiftet und dem Festival rund 250 Fahrzeuge zur Verfügung gestellt, mit denen etwa Schauspieler bei den Premieren vorfuhren. Zuerst hatte die „Berliner Morgenpost“ über das Ende der Partnerschaft berichtet.

"Wir richten unsere Marke laufend neu aus und überprüfen unsere Partnerschaften", sagte Audi-Sprecherin Urban. Dabei wolle man sich stärker als bisher mit den Themen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Design profilieren.

Das passt für den Konzern offenbar besser zum grünen Technologiefestival "Greentech" oder zur Gründerkonferenz "Bits & Pretzels", die Audi nun sponsort - und weniger zur Berlinale. Zu der Frage, wie groß das Loch ist, das der Automobilbauer mit seinem Rückzug in die Finanzen des Filmfestivals reißt, will sich das Unternehmen nicht äußern.

Das Festivalbudget betrug zur Jubiläumsausgabe des 70. Festivals unter der neuen Leitung von Rissenbeek und Carlo Chatrian als künstlerischem Direktor 27,2 Millionen Euro. Der Bund steuerte 2020 Subventionen in Höhe von 10,4 Millionen Euro bei, die restliche Summe speist sich aus Ticket- und Merchandising-Einnahmen sowie aus Sponsorenmitteln.

Der Konzern aus Ingolstadt ist nicht der erste Finanzier, der in letzter Zeit seine Zusammenarbeit mit der Berlinale beendet hat. Rund um den Weggang des langjährigen Festivalchefs Dieter Kosslick 2019 kehrten der Uhrenhersteller Glashütte und der Luxuswarenkonzern Tesiro dem Filmfest den Rücken.

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Mit Magenta TV als neuem Hauptpartner und der RBB-Tochtergesellschaft RBB Media als Co-Partner - neben dem zweiten Co-Partner Mastercard - konnte die neue Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek im Winter durchaus potente Nachfolger präsentieren. Die Zusammenarbeit mit RBB Media, die jetzt das Preisgeld in Höhe von 40.000 Euro für den 2017 ins Leben gerufenen Dokumentarfilmpreis stiftet, wurde zunächst für fünf Jahre besiegelt. Die beiden anderen verbleibenden Hauptpartner sind schon lange dabei, der Kosmetikkonzern L'Oréal seit 1999, das ZDF seit 2004.

Sponsoren-Philosophie: "Es geht nicht mehr allein darum, viele Menschen zu erreichen"

Am Dienstag ließ Mariette Rissenbeek neben dem Dank an die "hervorragende und partnerschaftliche Zusammenarbeit" mit Audi zunächst nur verlauten, man sei stetig in Kontakt mit möglichen neuen Partnern. "Über den Ausgang dieser Gespräche werden wir zu gegebener Zeit informieren." Mit L'Oréal, Mastercard, Magenta TV und RBB Media seien bereits Verträge über 2021 hinaus geschlossen, teilte die Geschäftsführerin auf Nachfrage außerdem mit. Auch das ZDF habe signalisiert, dass es die Berlinale weiter unterstützen werde.

"Sponsoren definieren heute sehr genau, welche Ziele sie mit ihrem Engagement verfolgen", hatte Mariette Rissenbeek schon vor einem Jahr im Tagesspiegel-Interview erläutert. "Die Öffentlichkeit ist viel fragmentierter, es geht nicht mehr allein darum, möglichst viele Menschen zu erreichen. Darum ist es inzwischen eine komplexere Aufgabe, Sponsoren zu gewinnen."

In der Vergangenheit waren wechselnde Automobilpartner bei der Berlinale durchaus üblich. So wurden prominente Gäste bis 2009 von VW transportiert, danach von BMW und seit 2014 fuhren sie in Audis auf dem roten Teppich vor. Der letzte Partner zeigte sich besonders engagiert, in der Audi-Lounge direkt vor dem Berlinale-Palast wurde ein großes Publikumsprogramm präsentiert.

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Die Corona-Pandemie macht die Suche nach einem Ersatz nicht leichter, da viele Firmen vorsichtiger haushalten müssen. "Das weitverbreitete ,Fahren auf Sicht' vieler Unternehmen wirkt sich natürlich auch auf diesen Bereich aus", bestätigte Rissenbeek.

Fahrradrikschas? Die Berlinale prüft auch Alternativen zur traditionellen Automobil-Flotte

Die gute Nachricht: Die 71. Berlinale vom 11. bis 21. Februar 2021 findet nach jetziger Planung physisch statt, mit Hygienemaßnahmen und unter den dann geltenden Rahmenbedingungen, so die Geschäftsführerin. Vielleicht ja, je nach neuem Partner, mit einer kleineren, noch klimafreundlicheren Wagenflotte, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit, wie sie schon der langjährige Direktor Dieter Kosslick dem Festival auf die Fahnen geschrieben hatte.

Eine Automobil-Flotte wird das Festival jedoch wohl auch künftig benötigen. Oder geht roter Teppich mit Fahrradrikschas? Derzeit wird jedenfalls in alle Richtungen sondiert. Das Festival führt Gespräche mit der Automobilbranche, prüft aber auch mögliche Alternativen zum bisherigen Status Quo. "Eines steht in jedem Fall fest: Nachhaltigkeit bleibt für die Berlinale ein wichtiges Thema", betonte Geschäftsführerin Rissenbeek.

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