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Justitia.

© David Ebener/dpa

International geschätzter Experte vor Gericht: Berliner HIV-Arzt soll Patienten sexuell missbraucht haben

Ein international geschätzter HIV-Experte soll fünf Patienten missbraucht haben. Beim Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten wies er die Vorwürfe zurück.

Der weißhaarige Mann auf der Anklagebank ist ein international geschätzter Experte in der Behandlung von HIV und Aids. Mit drei Anwälten ist er zum Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten erschienen. Denn der Mann steht bereits seit mehreren Jahren unter Verdacht. Er soll fünf männliche Patienten in der Zeit von August 2011 bis Mai 2013 unter Ausnutzung des Behandlungsverhältnisses sexuell missbraucht haben. Vorwürfe, die die Anwälte zurückwiesen.

Der Medienandrang war groß. Der Fall ist seit Jahren bekannt. Eine Nebenklage-Anwältin sagte: „Mein Mandant sieht sich seit sieben Jahren dem Vorwurf ausgesetzt, er würde lügen.“ Dabei sei er bereits 2012 bei der Patientenbeauftragten des Landes Berlin gewesen.

Er habe inzwischen den Eindruck, „dass sexueller Missbrauch von Schwulen nicht so ernst genommen wird von der Justiz.“ Am Rande hieß es, die Ermittlungen seien schwierig gewesen. Zudem seien wegen der Corona-Pandemie zwei frühere Prozessanläufe gescheitert.

Ruhig folgte der Mediziner auf der Anklagebank dem Geschehen. „Ich bin Arzt“, gab er auf Befragung zu seinen Personalien zu Protokoll. Dann hüllte sich der 62-Jährige in Schweigen. „Derzeit wird er sich nicht äußern“, sagt einer der Anwälte. In einer Erklärung der Verteidigung widersprachen die Anwälte dann mehr als deutlich den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft.

„Er ist seit Jahren ein engagierter Arzt, dem es um das Wohl der Patienten geht und nichts anderes“, verlas einer der Anwälte. Viele Patienten würden Untersuchungen an den Genitalien nervös machen. Der 62-Jährige habe keinerlei sexuelle Handlungen an Patienten vorgenommen. Alle Untersuchungen und Therapien seien medizinisch indiziert gewesen. „Soweit darüber hinausgehende Angaben von Patienten gemacht werden, sind diese falsch“, so die Anwälte. Es habe Gerüchte gegeben – „Sie hatten keinen wahren Hintergrund“.

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Der Allgemeinmediziner arbeitet in einer Praxis, die vor mehr als 25 Jahren bewusst in einem Berliner Schwulenkiez gegründet worden war – ausgerichtet vor allem auf die Behandlung von Krankheiten wie HIV, Aids, Hepatitis und weitere sexuell übertragbare Krankheiten.

Der 62-Jährige habe das Praxismodell unter anderem aus Erfahrungen entwickelt, die er in seiner zum Teil in den USA absolvierten Ausbildung gesammelt habe. Alle Untersuchungsmethoden würden den anerkannten medizinischen Leitlinien entsprechen. Der Prozess geht am 26. April weiter.

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