zum Hauptinhalt
Eine Krankenpflegerin betreut einen Patienten auf der Intensivstation, der mit einem Beatmungsgerät versorgt wird.

© Dirk Waem/BELGA/dpa

Intensivbehandlung gegen das Coronavirus: Berliner Kliniken wollen schon bald über 1600 Beatmungsplätze verfügen

Obwohl die Krankenhäuser zügig neue Betten mit Beatmungsgeräten einrichten, könnte es im Mai knapp werden. Insbesondere Pflegeheime gelten als Risiko.

Die Berliner Krankenhäuser wollen die Zahl der Betten für Covid-19-Patienten bis zum Wochenende erneut steigern. Wie der Tagesspiegel von Intensivmedizinern erfuhr, sollen in der Stadt dann 1600 Betten mit Beatmungsgeräten stehen; Anfang März hatte der Senat der Bundesregierung 1100 solcher Spezial-Intensivbetten gemeldet.

In dieser Woche soll Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) neue Zahlen erhalten. Der Minister hatte angekündigt, für jedes neue Intensivbett mit künstlicher Beatmung 50.000 Euro Bonus an die Kliniken zu zahlen. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) kündigte an, bis Ende April über 1800 Betten verfügen zu wollen, im Sommer sollen es fast 2200 Betten mit Beatmungsgeräten sein.

[200.000 Abos, immer konkret - und derzeit mit vielen Nachrichten zu Corona in Ihrem Kiez: Unsere Bezirksnewsletter vom Tagesspiegel gibt es unter leute.tagesspiegel.de]

Berlin wäre so auch proportional besser ausgestattet als die meisten Städte Europas, dennoch wird unter Klinikleitern und Senatsbeamten über baldige Engpässe gesprochen. Derzeit sind nicht alle Beatmungsbetten frei verfügbar, die Hälfte ist unbestätigten Angaben zufolge mit Patienten belegt – die meisten davon sind keine Covid-19-Fälle, sondern anders schwererkrankte Patienten.

Jens Spahn (CDU), Bundesgesundheitsminister, besuchte vor einigen Tagen ein Lager des Logistikunternehmens Fiege in Thüringen.
Jens Spahn (CDU), Bundesgesundheitsminister, besuchte vor einigen Tagen ein Lager des Logistikunternehmens Fiege in Thüringen.

© Martin Schutt/dpa

Epidemiologen schätzen, dass sich die Zahl derjenigen, die intensivmedizinisch behandelt werden müssten, zunächst alle fünf oder sechs Tage verdoppelt. Das hänge auch damit zusammen, dass in Berlin die ersten Seniorenheime von Infektionen betroffen seien. Die Prognosen sind dem Senat bekannt; demnach könnte selbst Berlins vergleichsweise solide Bettenpolitik spätestens im Mai vor gravierenden Schwierigkeiten stehen.

„Die Gefahr der Pandemie, gerade für die älteren Berliner, bemisst sich daran, wie gut die Stadt im Frühsommer mit Beatmungsplätzen aufgestellt sein wird“, sagte der Berliner FDP-Gesundheitsexperte Florian Kluckert. „Der Senat kann die Ausgangsbeschränkungen wohl kaum lockern, wenn die Kliniken überlastet sind.“

[Behalten Sie den Überblick: Jeden Morgen ab 6 Uhr berichten Chefredakteur Lorenz Maroldt und sein Team im Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint über die aktuellsten Entwicklungen rund um das Coronavirus. Jetzt kostenlos anmelden: checkpoint.tagesspiegel.de]

Das Coronavirus kann zum schweren Lungenleiden Covid-19 führen. Insbesondere für Ältere und Vorerkrankte kann das tödlich sein. In elf Berliner Pflegeheimen sind bislang 73 Coronavirus-Infektionen nachgewiesen worden, vier Bewohner danach verstorben. Das sagte Senatorin Kalayci am Montag. Berlinweit leben demnach 30.000 Menschen in fast 290 Pflegeheimen.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) teilte mit, einen Mangel an Intensiv- oder Beatmungsplätzen gebe es derzeit nicht. Die deutschen Kliniken verfügten über 30.000 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeiten. Bei „regionalen Engpässen“ bestehe die Möglichkeit, die Patienten zu verlegen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false