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Eine Friseurin föhnt einer Kundin die Haare. Das Coronavirus hat die Branche in einen beispiellosen Krisenmodus versetzt. 

© Britta Pedersen/zb/dpa

Insolvenzverfahren kurz vor dem Abschluss: Friseurkette Klier schließt 20 Filialen in Berlin

Durch harte Einschnitte kann sich Deutschlands größter Friseur retten. Doch auch kleine Salons sind durch die Coronakrise in ihrer Existenz bedroht.

Die insolvente Friseurkette Klier steht vor dem Abschluss ihres Insolvenzverfahrens. Die Gläubiger:innenversammlung hat dem Insolvenzplan zugestimmt. Doch die Rettung war nur mit einer harten Sanierung möglich, bundesweit fallen etwa 2100 Arbeitsplätze weg. In Berlin mussten 20 Filialen schließen, teilte Klier dem Tagesspiegel mit. 

Deutschlands größte Friseurkette war im Zuge der Coronakrise in die Schieflage geraten. Auch viele mittelständische Betriebe seien in ihrer Existenz bedroht, warnt die Berliner Friseurinnung.

Die Klier Hair Group, die ihren Hauptsitz in Wolfsburg hat, ist eine Dachgesellschaft mit verschiedenen Marken. Neben der Hauptmarke „Frisör Klier“ gehören auch Essanelle, Super Cut, Styleboxx, HairExpress, Cosmo, Beautyhairshop und der Onlineshop Klier Hair World.

Zu Beginn des Insolvenzverfahrens im vergangenen September betrieb der Konzern nach eigenen Angaben bundesweit etwa 1350 Salons und Shops, in denen etwa 8500 Menschen beschäftigt waren. Gerettet werden konnten nur 850 Filialen mit zusammen etwa 6400 Mitarbeitenden. In Berlin mussten von vormals 67 Filialen insgesamt zwanzig schließen.

„Wir haben alle Standorte einer eingehenden betriebswirtschaftlichen Prüfung unterzogen“, sagte ein Unternehmenssprecher. „Filialen, die auch langfristig nicht wirtschaftlich betrieben werden konnten, mussten wir aus unternehmerischer Verantwortung schließen, um die gut laufenden Standorte nicht zu gefährden.“ 

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Die Friseurkette Klier wurde durch die Krise Ende 2020 in die Insolvenz gedrückt. 
Die Friseurkette Klier wurde durch die Krise Ende 2020 in die Insolvenz gedrückt. 

© Ole Spata/dpa

Die Verdi-Gewerkschafterin Sonja Austermühle bezeichnet den massiven Stellenabbau als „sehr bedauerlich“. Aus der Klier-Belegschaft habe sie erfahren, dass Veränderungen zum Teil abrupt gemacht worden seien. So hätten einige Beschäftigte morgens plötzlich vor verschlossener Tür gestanden, kritisiert sie.

Auch viele mittelständische Frisöre seien durch die Pandemie gefährdet, sagt Jan Kopatz von der Berliner Friseurinnung: „In der Branche herrscht große Verunsicherung.“ In der Hauptstadt gebe es etwa 2300 registrierte Handwerksbetriebe, von denen der überwiegende Teil nur eine Betriebsstätte und weniger als fünf Mitarbeitende habe. 

Die Laufkundschaft bleibt weg

Alle Beschäftigten müssen der momentanen Regelung zufolge pro Woche zweimal getestet werden. Kopatz findet das zwar grundsätzlich sinnvoll. Für die Unternehmen sei es aber im Moment schwierig, überhaupt genug Tests zu beschaffen. Die Politik habe Regelungen erlassen, aber die Ressourcen zur Umsetzung stünden nicht zur Verfügung, kritisiert er.

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Hinzu kam bislang, dass alle Kund:innen zum Termin ein tagesaktuelles negatives Testergebnis vorweisen mussten. Vor den Testzentren sind aber gerade vormittags die Schlangen besonders lang. Für die Kunden sei das eine zusätzliche Hemmschwelle für den Friseurbesuch gewesen, sagt Kopatz, der selbst einen Salon in Prenzlauer Berg betreibt.  Aufwändige Dienstleistungen würden zwar auch in der Krise nachgefragt. „Aber die Laufkundschaft bleibt weg.“ Kopatz findet die neue 24-Stunden-Regelung besser. Denn so könnte jemand, der bei der Arbeit einen Test gemacht hat, auch am darauffolgenden Morgen zum Friseur gehen.

Viele Innungsmitglieder beklagten Umsatzrückgänge von 50 bis 70 Prozent, sagt Kopatz. Die Corona-Hilfe sei nur eine schwache Unterstützung, zu bürokratisch und langsam sei das Verfahren. 

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