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Trauer, die nicht endet. Karin G. verlor ihre Tochter auf unermesslich schreckliche Art.

© Paul Zinken / dpa

In Berlin erstochene Schülerin: Prozess im Mordfall Keira beginnt – hinter verschlossener Tür

Im März wurde die 14 Jahre alte Keira erstochen in der Familienwohnung in Berlin-Hohenschönhausen gefunden. Jetzt beginnt der Prozess gegen einen Mitschüler.

Die Mutter fand Keira im Wohnzimmer der Wohung in Berlin-Hohenschönhausen. Blutüberströmt war das Mädchen. Rettungskräfte kämpften lange um das Leben der 14 Jahre alten Schülerin. Doch von mehr als 20 Messerstichen hatte einer auch in das Herz von Keira getroffen. Karin G. verlor ihre geliebte Tochter. Knapp sieben Monate nach dem Tod der jungen Eisschnellläuferin kommt ihr mutmaßlicher Mörder ab Dienstag auf die Anklagebank.

Die Türen des Saales werden für die Öffentlichkeit allerdings geschlossen bleiben, wenn zur Verhandlung in der Strafsache Edgar H. aufgerufen wird. Der Angeklagte ist erst 15 Jahre alt und damit ein Jugendlicher. Karin G. aus Alt-Hohenschönhausen ist aber Nebenklägerin und darf den Prozess verfolgen. Die 41-Jährige will auch persönlich kommen. Sie wird dem mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter gegenübersitzen. Auch wenn es für die Mutter unendlich schwer sein wird.

Edgar H. soll ein guter Schüler gewesen sein

Die beiden Jugendlichen kannten sich. Ein Paar seien sie aber nicht gewesen, hieß es. Edgar H. besuchte wie Keira die Schule im Grünen Campus Malchow in Lichtenberg. Sie war in der Klasse 8e. Er ging in die neunte Klasse. Ein guter Schüler soll er gewesen sein. Er habe auch einen Konfirmandenunterricht besucht, heißt es. Was aber ging in dem 15-Jährigen vor, als er sich mit Keira verabredete? Was ließ ihn zum Gewalttäter werden?

Der 7. März. Unter dem Vorwand, ihr bei den Hausaufgaben zu helfen, soll sich Edgar H. mit Keira verabredet haben. Er wollte zu ihr in die Wohnung in Alt-Hohenschönhausen kommen – erstmals, so die Ermittlungen. Von dem überraschenden Besuch soll Keira noch einer Freundin berichtet haben. Sie freute sich wohl darauf. Sie hatte ihrer Mutter von dem Jungen aus der Neunten zuvor schon erzählt.

Der 15-Jährige aber soll die grauenvolle Tat schon länger geplant haben. Er soll Schutzkleidung wie Gummihandschuhe eingepackt haben, um keine Spuren zu hinterlassen. Und er hatte den Ermittlungen zufolge ein Messer eingesteckt. Es stammte möglicherweise aus der elterlichen Küche. Er habe die völlig arglose Keira attackiert. 24 Mal soll er auf den Rücken, den Oberkörper, den Hals eingestochen haben. Teilweise wuchtig und tief.

Die Frage nach dem Warum bleibt

Einen Tag später wurde Edgar H. in seinem Elternhaus festgenommen. Er soll die Stiche damals gestanden haben. Unbeantwortet sei aber die Frage nach dem Warum geblieben, so Ermittler damals. Die Staatsanwaltschaft geht nun von drei Mordmerkmalen aus. Mordlust ist eines davon. Kam es dem 15-Jährigen tatsächlich darauf an, einen Menschen sterben zu sehen?

Der Fall löste Entsetzen aus. Viele Menschen zeigten Mitgefühl. Die große Anteilnahme habe sie überwältigt und ihr Kraft und das Gefühl gegeben, mit der Trauer nicht allein zu sein, schrieb Keiras Mutter kurz vor der Trauerfeier in einem Brief. Es kamen viele. Auch zahlreiche Schüler mit ihren Eltern und Lehrern. Keira war beliebt. An ihrer Schule und in ihrem Sportverein. Sie war eine talentierte Eisschnellläuferin. Und erfolgreich: In ihrer Altersklasse war Keira Berliner Meisterin über die Distanz von 1500 Metern.

Hinter Karin G., die das Grab ihrer Tochter jeden Tag besucht, liegt bereits eine Trauma-Therapie. Die Mutter wolle nun zu jedem Prozesstag gehen, sagt ihr Rechtsanwalt Roland Weber. Zwölf Tage hat die zuständige Jugendstrafkammer bislang geplant.

Bei einem Schuldspruch wegen Mordes drohen dem 15-jährigen H. maximal zehn Jahre Jugendhaft.

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