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Eine Frau erhält eine Impfung des Moderna Impfstoffs im Corona-Impfzentrum im Berliner Velodrom Stadion.

© Michael Sohn/POOL AP/dpa

Impfquote in der Hauptstadt: Erst 42 Prozent der Über-80-Jährigen in Berlin sind geimpft

Impfeinladungen zu spät verschickt, Personalmangel und Unzufriedenheit in den Impfzentren: Berlins Gesundheitssenatorin muss sich erklären.

Wenige geimpfte Hochbetagte, verärgerte Pharmazeuten und ein fragwürdiger öffentlicher Auftrag – Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) wird in den nächsten Tagen erneut zu ihrem Pandemie-Management befragt werden.

Den Tagesspiegel erreichen aktuell zahlreiche Hinweise, wonach viele über 80-Jährige in der Hauptstadt noch gar keine Impfeinladung der Senatsverwaltung erhalten haben. Und das, obwohl diese Risikogruppe über Impftermine seit Wochen mindestens informiert worden sein sollte.

Nun, das wurde im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses am Montag deutlich, können einzelne Einladungsbriefe versehentlich abhanden kommen. Dass derzeit aber nur 42 Prozent der über 80-Jährigen geimpft sind, überraschte doch. Dabei sollen schon nächste Woche die Einladungen an die Menschen zwischen 70 und 80 Jahren verschickt werden.

Die Quote bei den Über-80-Jährigen ist besonders ärgerlich, wie Tim-Christopher Zeelen sagte: Denn die Impfbereitschaft unter den Hochbetagten sei „überragend groß“ – der CDU-Gesundheitsexperte kündigte an, die Frage nach der schlechten Impfquote womöglich im Plenum des Landesparlaments erörtern zu lassen.

Allerdings sieht es mit den Impfquoten für die Hochbetagten in anderen Bundesländern nicht viel besser aus, wie eine Umfrage der "Wirtschaftswoche" kürzlich ergab. In Baden-Württemberg zum Beispiel hatten vergangene Woche nur rund ein Drittel der Über-80-Jährigen eine erste Impfdosis erhalten, in Sachsen-Anhalt waren es nur 15 Prozent.

Pharmazeuten drohten mit Protest

Aber neben der Impfquote bei den Hochbetagten wird sich Senatorin Kalayci wohl auch fragen lassen müssen, ob in Berlins Impfzentren alles in Ordnung sei. Einige der in den Zentren eingesetzten Pharmazeuten hatten am Wochenende gar mit Protesten gedroht. Anlass war, dass die Senatsgesundheitsverwaltung offenbar verspätet Honorare überweisen ließ.

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Es geht dabei nicht um die Mitarbeiter von Deutschem Roten Kreuz, Johannitern und Maltesern, sondern um die Fachkräfte von Arzneimittelfirmen. Sie werden auf Stundenbasis damit beauftragt, in den Impfzentren die Spritzen mit dem jeweiligen Präparat vorzubereiten. Leitungspersonal erhält dafür 150 Euro die Stunde.

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Zudem beschwerten sich ehrenamtlich tätige Pharmazeuten, die von ihren Firmen für die Einsätze freigestellt worden sind. Auch für diese Fachkräfte sind Verträge nötig, auch wenn die Helfer selbst nur eine Aufwandsentschädigung erhalten.

In einigen Fällen aber hatte die Senatsverwaltung seit Wochen keine der Einsatzverträge unterzeichnet, was rechtlich als heikel gilt. Verabreicht wird der Impfstoff dann von Medizinern, die über die Kassenärztliche Vereinigung (KV) mobilisiert wurden: Das läuft besser als in anderen Bundesländern, auch wenn insbesondere ins Zentrum Tegel, wo Astrazeneca eingesetzt wird, immer noch recht wenig Impflinge kommen.

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD).
Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD).

© Jörg Carstensen/dpa

Außerdem, berichten Mitarbeiter, fehle im Impfzentrum „Arena“ inzwischen Personal: Die Fachleute von „Berlin Chemie“ seien zum 1. März abgezogen, ohne dass der Senat für jeden davon Ersatz eingeführt habe.

Wolfgang Albers (Linke), Chef des Gesundheitsausschusses im Abgeordnetenhaus, forderte am Montag noch mal: Man möge endlich in den Praxen impfen. Die niedergelassenen Ärzte gingen wie bei der seit Jahrzehnten erprobten Grippeschutzimpfung nach medizinischer Indikation vor, Praxen genössen zudem hohe Akzeptanz. Das „Einladungswesen“ erübrige sich dann.

Ein Unternehmen wirft der Senatorin eine rechtswidrige Vergabe vor

Ein Sprecher Kalaycis sagte zu den Vorwürfen der Pharmazeuten am Montag, die Verträge seien unterzeichnet, Honorare gezahlt. Damit das Impfen bald in Praxen erfolgen kann, hatte die Senatorin schon vor Wochen mit der KV gesprochen. Senatschef Michael Müller (SPD) fordert die Bundesregierung auf, die Impfverordnung entsprechend zu ändern.

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In einer anderen Angelegenheit arbeitet man in der Gesundheitsverwaltung noch an einer angemessenen Reaktion: Bei Senatorin Kalayci war ein Anwaltsschreiben wegen des Betriebsauftrags an vier Berliner Testzentren für Lehrerinnen und Lehrer eingegangen. Demnach soll es, so der Vorwurf, eine rechtswidrige Direktvergabe ohne Ausschreibung gegeben haben.

Die sich beschwerende Kanzlei vertritt das Unternehmen Medicorum TAM, das mit coronatest.de in Berlin fünf Zentren betreibt – und nach eigenen Angaben dort zu weitaus günstigeren Preisen testet, als die vom Senat beauftragten Zentren – sowohl bei den schnellen Antigen- als auch den PCR-Tests. Medicorum verlangt, zu einer Angebotsabgabe aufgefordert zu werden und droht damit, einen Nachprüfungsantrag bei der Vergabekammer zu stellen.
Die Corona-Hotline des Senats ist täglich von 8-20 Uhr erreichbar: 030 / 9028 2828. E-Mail-Kontakt für Fragen zu den (fehlenden) Einladungen an diese Adresse: Verfahren-Schutzimpfung@SenGPG.berlin.de

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