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Zwar sinken die Mieten - bei neu angebotenen Wohnungen liegt sie aber oft über dem Mietendeckel.

© Christophe Gateau/dpa

Immoscout-Bilanz: Drei Viertel der neu inserierten Berliner Wohnungen liegen über dem Mietendeckel

Das Portal Immoscout zieht nach einem Jahr Mietendeckel Bilanz: Zwar sinken die Mieten, neu angebotene Wohnungen halten die Grenzen jedoch meist nicht ein.

Ein Jahr nach Bestehen des Mietendeckels hat das Internetportal "Immoscout" Bilanz gezogen. Zwar führe der Mietendeckel insgesamt zu sinkenden Preisen auf dem Berliner Immobilienmarkt, die Mieten für Wohnungen, die vor 2014 fertiggestellt wurden (also unter den Mietendeckel fallen) sanken von 10,46 Euro pro Quadratmeter im Januar 2020 auf 9,64 Euro im Januar 2021. Die Mieten der auf Immoscout inserierten Wohnungen, die vom Mietendeckel betroffen sind, sanken somit um 7,8 Prozent.

Allerdings ist das nur die eine Seite. Die Bilanz des Portals zeigt auch, dass im Januar 2021 76 Prozent der neu inserierten Angebote über dem Mietendeckel lagen, wobei Vermieter dabei die Obergrenze im Schnitt um 2,76 Euro pro Quadratmeter überschritten.

Bei der Analyse von Immoscout zeigten sich innerhalb der Stadteile deutliche Unterschiede. In Haselhorst sanken die Mieten um 27 Prozent und somit am stärksten, von 8,75 Euro im Januar 2020 pro Quadratmeter auf 6,41 Euro im Januar 2021.

Gestiegen sind die Mieten hingegen etwa in Tempelhof (11 Prozent), Weißensee (rund 9 Prozent), Wilmersdorf (3 Prozent) und Siemensstadt (2 Prozent).

Insgesamt hat sich nach Angaben des Portals das Angebot inserierter Wohnungen auf der Plattform im vergangenen Jahr um 19 Prozent reduziert, bei den Wohnungen die unter den Mietendeckel fallen, ging das Angebot sogar um 30 Prozent zurück.

Berliner Mieterverein fühlt sich bestätigt

Zum Immoscout-Report gab es unterschiedliche Reaktionen. "Die hohe Zahl der Mietangebote, die über den Mietendeckelwerten liegen, verwundert nicht mehr", sagte der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins (BMV), Reiner Wild. Ein Problem sei dabei die Vereinbarung von "Schattenmieten", also eines zweiten, höheren Mietpreises, der im Mietvertrag festgehalten sei.

Dies sei unter anderem mitverantwortlich für das geringere Wohnungsangebot. Zudem sehe sich der BMV in seiner Schätzung bestätigt, dass 80 Prozent der Vermieter "höhere als deckelkonforme Mieten verlangen".

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Der Sprecher des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), David Eberhart, hält die Aussagekraft der Studie für fragwürdig. "Zum einen wurde unserer Kenntnis nach keine rechtliche Prüfung der Angebotsmieten vorgenommen, sondern wurden offenkundig nach einem undifferenzierten Schema Feldangaben der Vermieter ausgewertet, ohne auf textliche Ergänzungsangaben eingehen zu können."

Zudem seien für ganze Stadtteile pauschale Mietendeckel-Durchschnittswerte zugrunde gelegt worden, "ohne die nach Mietendeckel notwendigen Unterschiede bei Baualtersklassen, Lagen und Ausstattungsmerkmalen zu berücksichtigen." Zudem hätten Angaben des Senats im Gegenteil eher gezeigt, dass es nur wenige Verstöße gegen den Mietendeckel gegeben habe.

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