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Altbauten in der Bänschstraße in Friedrichshain im Samariterkiez.

© Jens Kalaene/dpa

Immobilienkrise in Berlin: Warum ein Wohnungskauf höchst riskant ist

Höchste Warnstufe für Berlin: Die Wohnungen sind zu teuer, ein "Rückschlag" der Preise ist wahrscheinlicher denn je, warnen Experten.

Der Wohnungskauf gilt als beliebte Maßnahme, um sich vor Verdrängung und steigenden Mieten zu schützen. Aber das ist keine gute Idee, denn der Zug ist abgefahren. Jedenfalls in Berlin und München. Denn hier müssen Käufer fast doppelt so lange warten, um die seit dem Jahr 2004 kräftig gestiegenen Kaufpreise wieder reinzubekommen. Dabei verdienen die Berliner kaum mehr als vor 20 Jahren.

Und sogar Anleger, die Wohnungen kaufen, um sie zu vermieten, sollten gewarnt sein: Gemessen an den kräftig gestiegenen Mieten, die angesichts der Wohnungsnot für eine Immobilie zu erzielen sind, braucht es fast eine Generation bis der Kaufpreis wieder drin ist. Das lohnt sich allenfalls für Käufer mit tollkühnem Hang zur Spekulation. Und der Bereitschaft auf die Nase zu fallen: Denn die Wahrscheinlichkeit war noch nie so groß, dass hier eine Blase herrscht, die platzen kann.

Ganz konkret setzen die Experten vom Forschungsinstitut empirica die Kaufpreise von Wohnungen ins Verhältnis zur den Jahresmieten einerseits und zur den Jahreseinkommen andererseits. So machen das auch die Anlage-Profis. Denn die Mieteinnahmen dienen nach Abzug der Kosten dazu, das eingesetzte Kapital zu "verzinsen". In Berlin sind gerade mal 2,66 Prozent drin – weil es im Durchschnitt fast 37,5 Jahre dauert, bis von den Mieteinnahmen der Kaufpreis zurückgezahlt ist.

Nur in München dauert es noch länger (39,1 Jahre). Und dieses Verhältnis hat sich seit dem Jahr 2004 dramatisch verschlechtert: Damals dauerte es nur knapp 25 Jahre, was einer "Verzinsung" von vier Prozent entspricht.

Wer kauft, spekuliert

Wer eine Wohnung für den eigenen Gebrauch kauft, mag sich sagen: Dafür erhöht sich die Miete nicht ständig. Dafür kauft er sich mit der Wohnung das Risiko steigender Zinsen ein, falls er den Kaufpreis nicht ohnehin übrig hat. Hinzu kommt, dass wohl nur Mieter, die schon heute gut verdienen und außerdem eine teure Wohnung mieten, besser weg kommen. Zumal auf mittlere Sicht mit der wachsenden Zahl neu gebauter Wohnungen und einem möglichen Mietendeckel eine Entspannung des Wohnungsmarktes nicht auszuschließen ist.

Zurzeit muss ein Durchschnittsverdiener rein rechnerisch 13 Jahre lang jeden Cent seines Einkommens bezahlen, um das Geld für den Wohnungskauf zusammenzubekommen. Das ist doppelt so viel wie vor rund 15 Jahren (im Jahr 2004).

Wann die Blase platzt, ist ungewiss

Und wann platzt die Blase nun? Das weiß niemand, die Forscher sind sehr vorsichtig. Denn im Vergleich zur Wohnungskrise in Spanien und Irland um 2007 herum, als die Preise jahrelang um zehn Prozent jedes Jahr sanken, wird in Deutschland noch viel zu wenig gebaut. Außerdem ist die Schuldenquote viel geringer.

Grund zur Entwarnung gibt es trotzdem nicht: Sogar die Bundesbank warnt regelmäßig vor einer Blasenbildung und nennt ausdrücklich Berlin. Hinzu kommt: Die Zahl neu gebauter Wohnungen wächst stetig, die Bevölkerung zwar auch, aber mit leicht sinkender Tendenz. Die hohen Mieten schrecken ab. Und die Jobs in Berlin sind unterdurchschnittlich schlecht bezahlt. Da weichen immer mehr Migranten und innerdeutsche Wanderwillige auf andere Städte aus, was den Wohnungsmarkt außerdem entlastet.

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