zum Hauptinhalt
Reste der Berliner Hinterlandmauer im Landschaftspark Rudow-Altglienicke.

© Kai-Uwe Heinrich

Immer an der Wand lang: Der Berliner Mauerweg – 160 Kilometer voller Erinnerungen

Entlang der früheren Grenze stehen Neubauträume, Vereinsräume, Kiefern – und die Erinnerungen überlagern sich. Eine Radtour in vier Etappen.

Für die Sonderausgabe zum 30. Geburtstag der Deutschen Einheit sind unsere Autorinnen und Autoren auf ihre Fahrräder gestiegen. Eine aß unterwegs zwei Mal mexikanisch (Kleinmachnow und Regenunterschlupf Potsdam), eine stellte fest, dass ihr Fahrrad viel zu klein ist, einer wäre beinahe auf die Autobahn abgebogen, einer will sich jetzt endlich auch so eine Funktionsjacke kaufen. Und alle stoppten regelmäßig, um die Geschichten über die bewegenden Schicksale der Mauertoten zu lesen. Hier lesen Sie ihre streng subjektiven Erfahrungsberichte.

Bei Groß-Ziethen. Gedenken an Horst Kullack, der mit 23 niedergeschossen wurde.
Bei Groß-Ziethen. Gedenken an Horst Kullack, der mit 23 niedergeschossen wurde.

© Julian Theilen

1. Etappe: Abgeordnetenhaus - Lichterfelde Süd

Ein Spätsommermorgen in Mitte, die Wetteraussichten sind gut, die Reifen des Fahrrads prall. Ideale Bedingungen für die Südwest-Etappe des Mauerwegs. Hier, in der Stallschreiberstraße, müssen die Zeitzeugen doch irgendwo noch leben! Da kommt Ursula Christiani auf ihrem Weg zur Grippeschutzimpfung vorbei. Die Rentnerin zeigt nach oben. „Von diesem Balkon flogen regelmäßig kleine Würstchen.“ Wie bitte? „Für die Wachhunde!“

Christiani musste hier 1962, ein Jahr nach dem Mauerbau, mit ihrem Mann in eine Einraumwohnung ziehen, weil es sonst nichts gab. Heute stehen gegenüber schicke Neubauten, verziert mit bunten Farbbombenflecken.

Von der Stallschreiberstraße führt ein Zickzackkurs zur Spree, ab der Sonnenallee ist der Radweg für ein paar Kilometer durch Holzpaletten vom motorisierten Verkehr getrennt. Doch die Autogeräusche der A113 Richtung Süden sind zu hören, blaue Schilder zu sehen. Es fühlt sich an, wie mit dem Fahrrad über die Autobahn zum neuen Großflughafen zu fahren.

An der Schallmauer zur A113 steht Roman Bartkowski in Funktionshose vor dem Anhänger der Stadtreinigung. Zusammen mit seinem Kollegen hat er gerade mehrere Säcke Müll eingesammelt. Der sei viel mehr mehr geworden als früher, sagt Bartkowski, der 1988 aus Polen in die DDR kam, und zeigt Beweisfotos auf seinem zersprungenen Handydisplay: Zu sehen sind Berge von leeren Glasflaschen in Parks.

Kurz hinter Rudow führt einen der Weg endgültig in die Natur

Als Rudow halb umkurvt ist, bittet ein kleiner Imbiss am Wegesrand zur Rast. Das Büdchen aus Holz steht in einem Garten, mit offener Durchreiche zum Weg. Ruft man hindurch, steht Silvia Safferthal von ihrem Liegestuhl im Garten auf. Bratwurst gibt es hier, selbst gemachten Kartoffelsalat und gekühltes Bier. 2013 hat sie den „Imbiss am Ziel“, eröffnet. Hinter dem Kühlschrank liegt eine Fotomappe, die an die ersten Monate erinnert. Als sie 1988 einzieht, umringt noch eine massive Betonmauer die jungen Bäume im eigenen Garten. Nun geht hier eine junge Familie mit Kinderwagen entlang.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können  ]

Wenig später überlässt einen der Berliner Mauerweg endgültig der Natur. Asphaltierte Wege werden von Schotterwegen abgelöst, Waldluft füllt die Lungen, und immer wenn man meint, die Stadt endgültig hinter sich gelassen zu haben, kommt eine Straße mit Pflastersteinen, die plötzlich zur Ent-autsch-schleu-wackel-ni-uff-gung zwingt. Wassersprenger in zugewachsenen Gärten spiegeln die Nachmittagssonne, und es sind vor allem die Gedenktafeln, die einen daran erinnern, wie viel Leid sich hier abspielte.

Oft junge Männer, die auf Schwarz-Weiß-Abzügen jugendlich schüchtern in die Kamera schauen und bei der Flucht erschossen wurden. Wie der damals 23-jährige Horst Kullack, den die Kugeln der Grenzer am Silvesterabend 1971 trafen.

Von seiner Gedenktafel zwischen Großziethen und Lichtenrade geht es weiter durch huckelige Feldwege, in einem Skatepark fahren Jugendliche Achten auf der Rampe. Aus den Feldwegen werden nach und nach Alleen. Die letzten Kilometer bis Lichterfelde Süd strahlen Ruhe und etwas Versöhnliches aus. Als ein Gleisbett den Mauerweg kreuzt, ist der S-Bahnhof schon fast in Sicht. Julian Theilen

Bau auf. Würfelhäuschen an der Neuruppiner Straße, Berlin-Zehlendorf.
Bau auf. Würfelhäuschen an der Neuruppiner Straße, Berlin-Zehlendorf.

© Esther Kogelboom

2. Etappe: Lichterfelde Süd – Pichelsdorf

Keine Zeit, diese Etappe groß vorzubereiten, der Kollege sagt: „Ist alles gut ausgeschildert, einfach losfahren, aber mach schnell!“

Nach etwa zehn Kilometern die Erkenntnis: Moment mal, sollte da nicht irgendwo am Horizont das große Wasser kommen? Doch erst mal geht’s an den Teltower Kirschbäumen vorbei – schade, falsche Saison –, entlang des Kanals, durch Reihenhaussiedlungen und später durch den Wald, vorbei am Hundeauslaufgebiet Düppel, Richtung Dreilinden.

Diese Leute, die von Autobahnbrücken runtergucken! Doch hier ist die Aussicht wirklich gut: auf Kleinmachnower Seite das Panzerdenkmal, auf dem seit 1990 ein rosafarbener Schneelader vom Typ S-4M steht, dann die ehemaligen Grenzanlage, der altbekannte rosafarbene Cupcake.

Tief geht’s weiter in den Wald hinein, und es scheint, als würde er niemals enden, fast erwartet man Rotkäppchen oder wenigstens einen Wolf. Die Tracking-App ist abgestürzt, jetzt wäre ein Kompass nicht schlecht. Das kann nicht mehr der richtige Weg sein, Berlin ist doch nicht so groß! Da. Ein Schild: „Berliner Mauerweg“. Immer im richtigen Moment. Die Schildaufsteller wollten uns Radler schon ein bisschen an der Route zweifeln lassen.

Villen, wie von einer gigantischen Bernhardinerzunge abgeschleckt

Licht am Horizont. Über die wildromantische Nathanbrücke strampeln nach Kohlhasenbrück, von hier auf den Griebnitzsee zu. „Freies Ufer“ steht meist auf Plakaten an den Villen in zweiter Reihe. Der Weg am See entlang ist nur an wenigen Punkten begehbar – die Alternative: Man schaut den Leuten vom Kajak aus in ihre Gärten. Doch schnell weiter, die Sonne geht um 19 Uhr unter. Villen, Villen, Villen – so sauber wie von einer gigantischen Bernhardinerzunge abgeschleckt.

Über die Parkbrücke nach Klein Glienicke. Verweile doch!, ruft die Eisdiele am Babelsberger Park, aber nein, die Beine treten weiter zur Glienicker Brücke, im Rucksack muss noch eine Banane sein … leider zu früh für das Konzert von Hannes Kreuziger, der von Montag bis Samstag täglich um 17 Uhr in seinem Garten spielt. Seit elf Jahren wohnt er hier, und wenn andere ins Kino gehen, um „Bridge of Spies“ mit Tom Hanks zu sehen, musste er nur ans Fenster treten.

Etappe Glienicker Brücke bis Pfaueninsel, dann quälend über die Pfaueninselchaussee bis zur B1, bergauf und mit Gegenwind, vom puffenden Bus überholt. Ah, das große Wasser, aka Wannsee! Im Restaurant Corsini gefragt, wann die nächste Fähre rüber nach Kladow, liebenswerte Berliner Antwort: „Na, immer um um!“

Dann läuft sie ein, die BVG-Fähre wie ein Tastaturbefehl: F10, benutzbar mit dem AB-Ticket. Hey, ihr abgebrühten Pendler, seht ihr diese Schönheit überhaupt?

Der Rest ist Strampeln im Walde. Esther Kogelboom

Boxenstopp. Das Café Pause in Staaken, Finkenkruger Weg.
Boxenstopp. Das Café Pause in Staaken, Finkenkruger Weg.

© Deike Diening

3. Etappe: Pichelsdorf – Frohnau

Die Westroute ist ja die paradoxe Stelle, wo der Westen sich im Osten befand. Wer flüchten wollte, musste das Richtung Moskau tun. Und das ist hier nur die erste Verwirrung.

Gleich hinter dem „Café Pause“, für das es noch zu früh ist, führt in Staaken der Finkenkruger Weg direkt auf dem ehemaligen Mauerstreifen entlang. Zur Rechten 30er-Jahre-Häuser, zur Linken eine in über 30 Jahren natürlich gewachsene Eigenheim-Dauerausstellung zu Nachwende-Bauformen – eine Feier der Hersteller von Carports, schmiedeeisernen Ziergittern, Säulen, hochglänzenden Dachpfannen; eine Leistungsschau der Jalousienhändler und Fensterbauer mit ihren falschen Sprossen.

Dann Kleingärten und darin die Deutschlandfahne, die ja nun für alle gilt.

Denn die Mauer ist weg! Stattdessen umzäunt nun jeder das Seine. Die Befestigung der Grenzen des Privateigentums ist in drei Jahrzehnten mit strammen Koniferen, Holzlamellen und Wand-Fertigteilen zu einer erstaunlichen Vielfalt gereift. Im real existierenden Kapitalismus ist jeder für seinen Grenzwall selbst verantwortlich.

Doch den Spandauer Forst, den hat man an diesem Morgen beinahe für sich. Widerstandslos rollt das Rad über glatten Asphalt. Wochentagvormittags sind nur einzelne behelmte Radfahrer unterwegs in ihren bunten Freizeituniformen. Auf der Flucht sind sie höchstens vor ihrem Alltag. Das einzige Geräusch in der Stille des Waldes: das Knacken ihrer Shimano-Schaltungen.

Der Mauerweg steht heute in seiner heiteren Ausflughaftigkeit für eine Tour ins Grüne, für Sonnenschein und Rückenwind. So lange jedenfalls, bis einen unvermittelt wieder ein Mauertoter anblickt. Die Gestalter haben das gut gemacht mit den Fotos auf den orangeroten Erinnerungsstelen: ihre Gesichter in ewiger Jugendlichkeit, ragen sie unvermittelt auf Augenhöhe aus einem Gebüsch, nahe der Stelle, an der sie starben.

Die Erschossenen, Ertrunkenen und diejenigen, die man im Grenzstreifen verblutend hat liegen lassen. Getrieben von einem Entschluss, der manchmal so spontan am gleichen Tag gefasst wurde wie die Entscheidung zu einer Fahrradtour.

Im "Eiskeller" war nie Zentrum, hier war immer Rand

Dies ist der Mauerabschnitt Feld, Wald und Wiese, Fuchs und Hase, Kreti und Pleti. Es riecht nach den Pferden, die über Zäune gucken. Einige Grade kälter als im Rest Berlins ist es in dieser geologischen Senke immer, die deswegen „Eiskeller“ heißt. Hier war nie Zentrum, hier war immer Rand. Doch der Charakter des Zentrums zeigt sich ja eben durch die Beschaffenheit des Randes: Ist er durchlässig oder dient er der Abwehr? Geht man über Leichen? Mit den Grenzen der EU ist das heute nicht anders.

Spätestens bei Schönwalde überlagern sich mit den zur Wahl stehenden Fahrradrouten auf der Ausflugskarte (Fontaneland!) auch die Aspekte, unter denen man diese Landschaft betrachten kann: Havel-Radweg, Seen-Kultur-Radweg, die Königin-Luise-Route, die Radroute 1 Historische Stadtkerne im Land Brandenburg und eben der Mauerweg. Alle diese Wahrnehmungen konkurrieren. Alle sind wahr.

Wer Fontane links liegen lässt, gelangt bald an den Havelstrand mit Badestelle, im Rücken bewirtet durch das „Jagdhaus Spandau“ mit Biergarten und Jägerzaun ab morgens um zehn. Auf dem Wasser besteht ein Stand-up-Paddler auf den Fortgang des Sommers. Merkwürdig organisch wand sich die Mauer hier um Ausbuchtungen und West-Enklaven auf Ostgelände.

Ausgerechnet für die Nutzung von zwei Kleingartensiedlungen konnten die Westler an einem Tor in der Mauer klingeln. Fotos am Wegesrand zeigen die Gärtner mit Schubkarre in alltäglicher Harmlosigkeit an der Mauerpforte.

Schäferhunde patrouillieren auch heute noch den Mauerweg entlang

Und plötzlich kommt es einem vor, als sei die Mauer noch überall. Oder besser: ihre Einzelteile, nur neuen Zwecken gewidmet: Stacheldraht krönt das Tor über einem Vereinsgelände. Grenzmarkierungen überall. Auch Schäferhunde, die aufs Wort gehorchen, patrouillieren heute den Mauerweg entlang. Ihre zivilen Herrchen führen sie Gassi.

Der Grenzturm in Nieder Neuendorf ist einer der letzten original erhaltenen Wachtürme. Die größte Gefahr, die von dem Museum heute ausgeht: dass man sich über den steilen Leitern den Kopf stößt. Durch das Fernrohr im Ausguck sieht man harmlosen Ausflugsbetrieb auf der Havel.

Nicht, dass die Welt mit dem Fall der Mauer weniger begrenzt worden wäre. Auch weiter Richtung Norden ist die Gegend voller Zäune. Allein die Gründe sind vielfältiger geworden, deretwegen man ein Grundstück nicht betreten darf: „Betriebsgelände“, „Privateigentum“, „Teststrecke“, „Hochspannung“, „Vorsicht: Absturzgefahr“. Lange radelt man am Zaun des Betriebsgeländes von Bombardier entlang. Aber die Mauer, die ist weg! Am S-Bahnhof Frohnau hat ein Cafébetreiber auf seine Tafel geschrieben: „Einfach mal dankbar sein für die Probleme, die wir nicht haben.“ Deike Diening

Beton-Sperren. Wie Fossilien liegen diese Überreste des Grenzstreifens in Frohnau.
Beton-Sperren. Wie Fossilien liegen diese Überreste des Grenzstreifens in Frohnau.

© Felix Denk

4. Etappe: Frohnau - Abgeordnetenhaus

Kiefern links, Kiefern rechts, Kiefern geradeaus. Westlich von Frohnau sieht man die ehemalige Grenze vor lauter Bäumen nicht. Möchte man noch den genauen Verlauf des Todesstreifens nachvollziehen, muss man die Natur studieren: Kann eine Kiefer in 30 Jahren so hoch wachsen? Schießen Birken schneller in die Höhe? Welcher Stadtmensch weiß das schon so genau. Ansonsten ist hier vor allem: sandiger Boden und Wald. Sonnenschein und Vogelgezwitscher.

„Dööööd“, sagt der Vierjährige mit der gelben Weste. Die Arme ausgestreckt, die Mundwinkel zu einem frechen Grinsen gezogen, versperrt er den Weg: „Absperrung!“ Der Radler muss absteigen, der Rest der Kitagruppe im Bollerwagen kichert triumphierend, die Erzieherin schimpft. „Nu lass doch mal den Mann durch!“

So ein argloses „Dööööd“ hätte man Marienetta Jirkowsky am 21. November 1980 auch gewünscht. Doch sie hörte Schüsse. Auf der westlichen Seite die roten Klinkerhäuser der in den 1930er Jahren errichteten Invaliden-Siedlung in Frohnau, auf der anderen Seite Hohen Neuendorf in Brandenburg.

Es war wohl eine spontane Idee, den Fluchtversuch an dieser Stelle zu wagen, so die Gedächtnistafel, die neben einem Stück Mauer steht, an der das Graffiti abblättert. Mit zwei Freunden hatte die 18-Jährige zwei angeschlossene Leitern geknackt. Die Hinterlandmauer und den Signalzaun konnten sie überwinden, dann lösten sie einen Alarm aus. Die Grenzposten nahmen die drei unter Beschuss, die Männer schafften es auf die Mauer, aber ihre Freundin fiel von mehreren Kugeln getroffen von der Leiter. Die Notoperation überlebte sie nicht. Das Gedenkkreuz, das die Männer für ihre ermordete Freundin auf der Westseite aufstellten, entfernte ein Stasi-Mitarbeiter.

Naturschutz vs. Erinnerungskultur: Was die Zahl der Schilder angeht, ist das ein ganz enges Rennen ein paar Kilometer weiter im Forst Frohnau. Der ehemalige Kolonnenweg wird aufgeforstet mit Ahorn, Kiefern, Buchen und Eichen. Um die kleinen Bäume sind Drahtzäune angebracht, damit das Wild sie nicht anknabbert. Der ehemalige Grenzturm ist jetzt ein Naturschutzturm, den die Deutsche Waldjugend betreibt. Tafeln erklären die Grenzanlagen. Daneben hängt das Warnschild: „Achtung! Grundstück wird videoüberwacht!“

"Na, dit sind ja Paläste!" - "Bestimmt der Westen." Nein.

„Na, dit sind ja Paläste“, sagt die Spaziergängerin mit leichter Funktionsjacke zu ihrer Mutter. „Bestimmt der Westen“, antwortet die. „Hier kannst du die Hunde von der Leine lassen.“ Bloß: Es ist Glienicke/Nordbahn. Landkreis Oberhavel.

Im Tegeler Fließ scheint der Naturschutz endgültig das Rennen gemacht zu haben, was die Erklärtafeln angeht. Zwei Wanderer bleiben stehen. Er: Kamera mit Teleobjektiv und Stativ. Sie: Nordic-Walking-Stöcke. Zusammen studieren sie das Schild über die Niedermoorwiesen im Naturpark Barnim. „Heeeey“, schreit ein Rennradfahrer im hautengen Profitrikot und zischt knapp an ihnen vorbei. Es geht auf und ab, um enge Kurven und auf dem Feld pfeift einem der Gegenwind ins Gesicht. Wo war die Mauer jetzt ganz genau?

Da könnte der komische Vogel im Märkischen Viertel helfen. Der hat den Überblick. Die grob zusammengeschweißte Mischung aus Flamingo und Vogel Strauß steht ja auch perfekt. Direkt an der Mauer nämlich. Aufgestellt hat die gut vier Meter hohe Metallskulptur der Künstler George Wyllie mit Schulkindern aus der Nachbarschaft. Natürlich unter Beobachtung der Vopos von der Ostseite.

An der Niederkirchnerstraße entlang der Topografie des Terrors stehen 200 Meter vom Typ Grenzmauer 75. So ein langes Stück sieht man sonst nirgends in Berlin. Moment – stimmt gar nicht. Die East Side Gallery ist viel länger. Das Glück, dass die verdammte Mauer weg ist, sieht man aber hier besser. Fleißige Mauerspechte haben große Löcher in den Beton gehackt. Viel Zeit hatten sie nicht. Ende 1990 mussten sie die Arbeit einstellen. Das Stück steht seitdem unter Denkmalschutz. Heute ist es geschützt von einem Zaun.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false