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Der "Rosinenbomber-Pilot", Gail Halvorsen auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld.

© Wolfgang Kumm/dpa

Update

Im Alter von 101 gestorben: Rosinenbomber-Pilot Gail Halvorsen ist tot

Gail Halvorsen ist im Alter von 101 gestorben. Er gehörte zu jenen Piloten, die nach dem Krieg das abgeriegelte West-Berlin aus der Luft versorgten.

Der Rosinenbomber-Pilot Gail Halvorsen ist tot. Nach Angaben seiner Familie ist der bis ins hohe Alter rüstige 101-jährige US-Amerikaner „recht überraschend“ am Mittwochabend (Ortszeit) im US-Bundesstaat Utah gestorben. „Wir werden ihn sehr vermissen“, sagte seine Tochter Denise Williams am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte der RBB unter Berufung auf das Berliner Alliierten Museum berichtet. Demnach starb Halvorsen in einem Krankenhaus.

Ihr Vater sei an einer Lungenentzündung gestorben, nachdem er sich schwer verschluckt habe. Noch zu Wochenbeginn habe er in Zoom-Treffen mit Schülern über seine Erlebnisse als Soldat bei der Berliner Luftbrücke gesprochen. „Er liebte es, Kindern davon zu erzählen und ihnen den Rat zu geben, immer ihr Bestes zu geben“, sagte Williams.

Der ehemalige US-Pilot, der unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, hatte zu den Piloten gehört, die wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg das von sowjetischen Truppen abgeriegelte West-Berlin über Monate aus der Luft unter anderem mit Lebensmitteln und Kohle versorgten.

Es war Halvorsens Idee, bei der Berliner Luftbrücke auch Süßigkeiten für die Kinder abzuwerfen. Als erster „Candy Bomber“ wurde der junge Pilot zum Symbol für die Hilfsaktion, sein Spitzname wurde „Onkel Wackelflügel“ (Mr. Wigglywing).

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Der Pilot, der den hungernden Berliner Kindern nach dem Krieg Süßigkeiten an kleinen Fallschirmen auf die Erde schickte, ist auch mehr als 70 Jahre später Legende und Berlinern ein Begriff. Zum 100. Geburtstag, den Halvorsen am 10. Oktober 2020 in Provo, Utah, feierte, haben ihm die Schüler der nach ihm benannten Gail-Halvorsen-Schule als Geschenk eine Festschrift gefertigt, deren Inhalt an vielen Projekttagen zustande gekommen ist.

[Luftbrückenpilot Gail Halvorsen wird 100: „In meinem Herzen gibt es einen besonderen Platz für die Berliner“ (T+)]

Sie haben, wie die Projektleiterin stolz erzählte, unter anderem eine Zeitkapsel gebastelt, waren im militärhistorischen Archiv in Gatow, haben einen Kalender für das Jahr 2021 gemalt und Grußadressen gesammelt mit dem Bundespräsidenten an der Spitze. Frank-Walter Steinmeier schreibt darin an Gail Halvorsen, der auch als einer der Väter der deutsch-amerikanischen Freundschaft galt: „Die Erinnerung an Sie und die ,Rosinenbomber’ berührt diejenigen, die die winkenden Tragflächen selber gesehen haben, bis in die Gegenwart.“

Die wackelnden Flügel waren ein Markenzeichen von Halvorsen, sein persönlicher Gruß, ein Zeichen, dass er es war. Wenn die Kinder sie von Weitem sahen, wussten sie, dass es gleich Süßigkeiten auf sie herabregnen wird.

Er sei gesegnet mit guter Gesundheit, erklärte er noch mit Ende 80 seine vielfältigen Aktivitäten. Da flog er auch noch selber, die Berlin Airlift C-54 „The Spirit of Freedom“. (Tsp/dpa)

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