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Und mittendrin ein Kreisverkehr: Vor Philharmonie und Kammermusiksaal (rechts) will Braunfels die Potsdamer Straße unterbrechen, neben der Neuen Nationalgalerie eine ansteigende Terrassenanlage.

© Simulation: Braunfels

Ideen für Neugestaltung des Kulturforums: In der Ödnis geht’s rund

Er hat Parlamentsbauten im Regierungsviertel mitgestaltet und das Band des Bundes. Jetzt will Architekt Stephan Braunfels eine Wunde im Stadtbild schließen. Er hat radikale Ideen für das als leb- und gesichtslos kritisierte Kulturforum.

Da traut sich einer was. Stephan Braunfels, als Architekt der Parlamentsbauten einer der Großen der Branche, will das Kulturforum umgestalten. Zehn Jahre ist es her, dass er im Auftrag vom damaligen Senatsbaudirektor Hans Stimmann eine erste Studie für die zugige Brache zwischen Philharmonie und Nationalgalerie vorgelegt hat. Jetzt legt er nach. Mit seinem „endgültigen Vorschlag“, wie er sagt, reagiert der Architekt auch auf die „enttäuschende“ Machbarkeitsstudie zur Neuordnung der Kunstsammlungen an der leb- und gesichtslosen Stadtbrache.

Die zur Neuordnung sieht zwar, wie berichtet, einen Neubau für Werke der Moderne vor. Dieser liegt aber hinter der Neuen Nationalgalerie. Außerdem leiste der Plan, so Braunfels, nichts für die Anbindung des Kulturforums an die Stadt. Das will er nun ändern und „die Brache“ in Mitte für bis zu 500 Millionen Euro in ein lebendiges Stadtquartier verwandeln.

Die Eingriffe sind wohldurchdacht: Mit seinen Plänen verneigt sich der Architekt vor den beiden Bauikonen der Moderne – Hans Scharouns Philharmonie und Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie – und schafft dennoch zwischen St. Matthäikirche und Philharmonie einen neuen zentralen Platz und eine Begegnungsstätte für die Besucher der Museen, was dort bisher vermisst wird. Den Rahmen dazu bilden Neubauten.

Braunfels löst das Dilemma der Nationalgalerie

Das ist mutig. Denn die Ehrfurcht vor der Nationalgalerie – dem weltweit „besten Gebäude der Moderne“, wie auch Braunfels sagt – ließ Planer bisher vor Neubauten in der Nachbarschaft zurückschrecken. Braunfels löst das Dilemma so: Er legt eine ansteigende Terrassenanlage an, begehbare „hängende Gärten“, ähnlich wie im Park von Sanssouci. Sie sind zugleich das Dach eines neuen unterirdischen Museums, das die zusätzlichen Flächen für die Sammlung der Moderne der Staatlichen Museen bieten könne.

Stararchitekt Stephan Braunfels ist in Berlin bekannt für seine Parlamentsbauten.
Stararchitekt Stephan Braunfels ist in Berlin bekannt für seine Parlamentsbauten.

© Heinrich / tsp

Die städtebauliche Pointe des Neubaus liegt darin, dass er auf seiner Rückseite eine Kante bildet, die den formlosen Raum vor der St. Matthäikirche in einen Platz verwandelt. Hier, abgeschirmt von der Potsdamer Straße, aber von dort noch gut sichtbar, beginnt das neue Kulturforum.

Der Kirchplatz dehnt sich bis zur neuen „Piazzetta“ mit Campanile aus, die Braunfels gegenüber vom Kammermusiksaal anlegt. Auch hier bilden Neubauten die Ränder des Stadtplatzes, eine Häuserzeile, die nördlich des Kupferstichkabinetts beginnt und von dort wie ein umgekehrtes U bis zur Philharmonie reicht. Gewitzt ist auch das Verkehrskonzept. Die Potsdamer Straße führt er in einen Kreisverkehr hinein, unmittelbar vor den Konzertsälen, mit Springbrunnen im Zentrum – wie eine kleine Version des Ernst-Reuter-Platzes. Der Verkehr fließt unmittelbar an den Kulturbauten vorbei und Fahrer können von dort in die Stichstraße zur Piazzetta abbiegen – oder den Leipziger Platz ansteuern. Was heute als Sammelsurium von Solitären herumsteht, wird so zu einem gestalteten Kunstquartier.

Bauland am Kulturforum wird wertvoll

Die für die Umgestaltung erforderlichen Millionen können laut Braunfels durch den Verkauf öffentlicher Grundstücke finanziert werden: für vier Häuser an den Rändern des neuen Kreisverkehrs sowie Appartementhäuser an der Tiergartenstraße – Bauland am neu gestalteten Kulturforum werde sehr wertvoll sein.

Braunfels hat die Pläne Senatsbaudirektorin Regula Lüscher vorgestellt. Das bestätigte die Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Daniela Augenstein. Der Senat setze einen Masterplan von 2006 um, der vor zwei Jahren aktualisiert wurde, hieß es weiter. Zurzeit bemühe man sich um eine Finanzierung aus EU-Mitteln. Sollten die Gelder fließen, starte die Freiraumgestaltung nach diesen Plänen im Jahr 2014.

Stephan Braunfels, 63, machte sich bereits im Jahr 1984 mit einem Entwurf für das Hofgarten-Areal in München einen Namen im Städtebau, was ihm später etwa in Dresden (Leitbild Altstadtring) nutzte. Als Architekt ist er in Berlin bekannt für Parlamentsbauten (Marie-Elisabeth-Lüders-Haus; Paul-Löbe-Haus). In München entwarf er die Pinakothek der Moderne. Zuletzt baute Braunfels in China das Culture Center, Zhangzou und das Promotion Center, Quingdao.

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