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Bei dem Unfall an der Kreuzung Kurfürstendamm/Cicerostraße war der Wagen von der Seite getroffen worden und landete auf dem Dach.

© Paul Zinken/dpa

Update

„Ich wollte niemanden verletzen“: Berliner Ku'damm-Raser gesteht Tat vor Gericht

Mit 132 Stundenkilometern soll ein 29-Jähriger über den Kurfürstendamm gerast sein, bei der Kollision mit einem Kleinwagen wurden zwei Frauen schwer verletzt.

Im Prozess um den Raserunfall auf dem Berliner Kurfürstendamm mit zwei schwer verletzten Frauen hat der Angeklagte die Vorwürfe in vollem Umfang gestanden.

Der Verteidiger verlas am Landgericht am Donnerstag eine Erklärung für den 29-jährigen Robert S. Demnach habe dieser das Gaspedal voll durchgedrückt, um seine Beifahrerin zu beeindrucken. Ihm sei bewusst gewesen, dass er durch maximale Beschleunigung andere Verkehrsteilnehmer gefährden könnte. Den Unfall habe er aber nicht gewollt, hieß es.

Bei dem Crash Ende August vergangenen Jahres wurden eine Mutter und ihre Tochter in ihrem Kleinwagen schwer verletzt. Die 17-jährige Tochter kam zum Auftakt des Prozesses ins Gericht. Sie ist wie ihre Mutter Nebenklägerin. Während des Prozesses kämpfte die Tochter mit den Tränen, als sie von ihrer Mutter berichtete. „Sie war eine sehr aktive Frau“, sagte die Schülerin . Eine Ökonomin, viel unterwegs. Doch seit dem Unfall ist sie gelähmt.

Sie leide unter dem Locked-in-Syndrom, hieß es. „Ich besuche sie so oft wie möglich“, so ihre Tochter. Was sie selbst vor dem Unfall sah? „Da waren schnelle Lichter.“ Die Mutter kam nicht zum Prozessauftakt, sondern wurde von einer medizinischen Betreuerin vertreten.

Es war 21.25 Uhr, als S. am 31. August 2020 in den Kurfürstendamm einbog. Auf dem Beifahrersitz eine Frau. Eine Urlaubsbekanntschaft, wie der Schlosser nun sagte. Extra für deren Besuch habe er einen BMW 750i gemietet. Zudem habe im Auto ein Freund gesessen.

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Auf bis zu 132 Stundenkilometer beschleunigte er laut Anklage. Er habe auch dann nicht abgebremst, als er gesehen habe, dass auf Höhe der Cicerostraße das Auto der Frauen die Straße queren wollte.

Durch die Wucht des Aufpralls kippte der Kleinwagen auf die Seite. Trümmerteile flogen durch die Luft, mehrere parkende Fahrzeuge wurden dadurch beschädigt. Der BMW schleuderte nach rechts und prallte gegen geparkte Autos. Robert S. und die beiden weiteren Insassen verschwanden schnell vom Unfallort.

Die Spur zu dem Raser führte über eine Autovermietung. Dort beschlagnahmte die Polizei den BMW, sicherte Fingerabdrücke und DNA. Anfang Oktober verhaftete ein Spezialeinsatzkommando den 29-Jährigen an seiner Wohnung in Grunewald. Er wurde am 2. Oktober gefasst und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. S. werden verbotenes Kraftfahrzeugrennen sowie gefährliche und schwere Körperverletzung vorgeworfen.

Unfallflucht und gefährlicher Eingriff in den Verkehr werden nicht mehr verhandelt

„Mir ist bewusst, dass ich den beiden Geschädigten durch mein Verhalten großes Leid zugefügt habe“, ließ S. über seinen Anwalt erklären. „Ich wollte aber nicht, dass jemand verletzt wird.“ Bei einem Geständnis stellte das Gericht dem nicht vorbestraften S. maximal vier Jahre Haft in Aussicht. Ihm werden schwere und gefährliche Körperverletzung, verbotenes Kraftfahrzeugrennen, Unfallflucht und Sachbeschädigung zur Last gelegt. Der Prozess wird am 24. März fortgesetzt.

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Dem Geständnis ging eine sogenannte Verständigung von Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung voraus. Demnach werden Unfallflucht und gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr nun nicht mehr verhandelt.

Auf dem Ku'damm gibt es immer wieder illegale Autorennen

Auf dem Kurfürstendamm gab es wiederholt illegale Autorennen. Im Februar 2016 kam es zu einem Zusammenstoß mit einem unbeteiligten Jeep, für den die Ampel Grün zeigte. Der Wagen wurde 70 Meter weit geschleudert. Der 69 Jahre alte Fahrer starb noch in seinem Auto.

Einer der Raser ist inzwischen rechtskräftig wegen Mordes verurteilt und sitzt eine lebenslange Haftstrafe ab. Das tödliche Rennen beschäftigt die Gerichte bis heute.

Erst in der vergangenen Woche verurteilte das Landgericht den zweiten, inzwischen 29-jährigen Raser wegen versuchten Mordes zu 13 Jahren Haft. Sein Verteidiger hat laut Gericht inzwischen eine Revision des Urteils beantragt. (mit dpa)

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