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Gericht Symbolbild

© imago images/Joko

„Ich habe um mein Leben gebangt“: Ältere Frauen in Berlin überfallen und beraubt

Ein 41-Jähriger soll vier Überfälle auf Seniorinnen verübt haben. Vor Gericht gestanden er und ein Komplize, sie baten um Entschuldigung.

Als sie die Haustür öffnen wollte, griffen zwei Täter an. „Ich habe um mein Leben gebangt“, sagte die 77 Jahre alte Zeugin am Donnerstag vor dem Landgericht. Die Räuber brachten sie zu Boden, rissen ihr ein Armband und eine Uhr vom Handgelenk, verschwanden dann. „Das Handgelenk ist verheilt, aber die Angst ist geblieben“, sagte Amilia S.

Um vier Überfälle auf Seniorinnen in Treppenhäusern und an Haustüren geht es. 77 bis 84 Jahre alt waren die Opfer. Der 41-jährige Rami Y. gestand über seinen Verteidiger: „Ich habe einen Fehler gemacht, ich habe ältere und schwache Opfer ausgesucht, es tut mir leid.“ Y. war an allen Taten beteiligt, der 36-jährige Sajad M. in einem Fall. Beide baten um Entschuldigung. Ihre Drogensucht habe sie zu den Überfällen geführt, erklärten sie.

Er habe „wenig Gewalt“ einsetzen wollen, deshalb Seniorinnen, von denen er keine Gegenwehr erwartete, als Opfer ins Visier genommen. Von Bussen oder Bahnen aus habe er sie „verfolgt und einen günstigen Zeitpunkt abgewartet“. Es sei ihm um Schmuck gegangen, den er zuvor an ihnen entdeckt hatte. „Die Beute habe ich verkauft, um an Drogen zu kommen.“

Amilia S. (Name geändert) war am 31. August vergangenen Jahres beim Friseur, dann noch einkaufen. Sie hatte die U-Bahn genommen. Rami Y. gestand: „Ich bin der Frau mit dem Armband gefolgt bis zu einem Hauseingang in Wedding.“ Er sei mit einem Kumpel unterwegs gewesen. „Wir haben die Frau zu Boden gedrückt.“ Einer der Angreifer riss ihre Uhr vom linken und ein goldenes Armband vom rechten Handgelenk.

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Die zierliche Seniorin war im Prozess die erste Zeugin. „Es ist schlimm, dass so etwas passiert, ich bin alt.“ Plötzlich habe sie nichts mehr gesehen. Die Täter seien dann weggerannt. Mit ihrem Armband, das sie als Jugendliche von ihren Eltern bekommen hatte. „Jetzt sehe ich mich immer um, wenn ich die Tür aufschließen will“, berichtete die 77-Jährige.

Die beiden Angeklagten haben ein langes Vorstrafenregister. M. saß in Strafhaft, als man ihn Ende vergangenen Jahres als einen der mutmaßlichen Räuber in U-Haft nahm. Y. wurde Mitte Oktober festgenommen. Bilder aus Überwachungskameras und sichergestellte DNA sollen auf seine Spur geführt haben. Rami Y. griff zuletzt am 19. September eine 80-Jährige in Wedding an, die einen Rollator nutzte. „Er entriss ihr drei goldene Halsketten und schlug ihr auf die linke Wangenseite“, heißt es in der Anklage.

Sajad M. erklärte über seine Verteidigerin, er sei an dem Überfall auf die 77-Jährige beteiligt gewesen. Er bereue sein Verhalten. Er habe auf schnelles Geld gehofft – „ich wollte Drogen kaufen“. Für Rami Y. stellte das Gericht im Fall eines Geständnisses eine Haftstrafe von viereinhalb bis fünf Jahren in Aussicht. Der Prozess wird am 21. April fortgesetzt.

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