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Bisher müssen Umsteiger zwischen Tram und S-Bahn ohne Ampel an der oft zugestauten Einmündung von Schöneicher und Dahlwitzer Straße (quer im Vordergrund) zurechtkommen.

© Stefan Jacobs

„Ich fürchte, dass es gefährlicher wird“: Warum ein Brandenburger Bürgermeister eine Ampel in Berlin ablehnt

Berlin will Fußgängern zwischen Tram und S-Bahn eine Ampel mit Drücker spendieren. Der Bürgermeister von Schöneiche hält das für die falsche Lösung.

Am Berliner S-Bahnhof Friedrichshagen herrscht von früh bis spät reger Fußgängerverkehr, wobei die meisten zwischen dem Bahnhof und der Haltestelle der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn hin und her eilen.

Dabei müssen sie auch die stark befahrene Dahlwitzer Landstraße überqueren. Deren Betreibergesellschaft, an der die beiden Brandenburger Gemeinden beteiligt sind, hat schon 2010 ein Konzept entwickelt, um die Haltestelle direkt an den Bahnhof zu verlegen.

Der Bezirk Treptow-Köpenick lehnt das allerdings ab, weil dafür ein paar Autostellplätze wegfallen, die Entwässerung erneuert und eine Ampel errichtet werden müsste. Jetzt will der Berliner Senat als Notlösung eine Bedarfsampel für Fußgänger installieren lassen. Der Bürgermeister von Schöneiche ist wenig begeistert.

Herr Steinbrück, die Tram 88 wird vor allem von Pendlern aus Ihrer Gemeinde genutzt. Halten Sie die angekündigte Fußgängerampel für eine geeignete Lösung?
Nein. Ich befürchte sogar, dass es gefährlicher wird. Die Straßenbahnfahrgäste warten doch nicht an der roten Ampel, wenn oben schon die S-Bahn kommt. Die Autofahrer verlassen sich aber auf ihr Grün. Die Lösung ist die Verlegung der Haltestelle auf die andere Straßenseite zum S-Bahnhof, an der seit zehn Jahren geplant wird.

Wie viel haben die Gemeinden als Gesellschafter der Straßenbahn eigentlich in das Konzept für eine zeitgemäße Umsteigeverbindung zwischen Tram und S-Bahn investiert, das vom Bezirk Treptow-Köpenick dann abgelehnt wurde?
Die Gemeinden vor allem Zeit und Mühe, die Straßenbahngesellschaft auch viele Tausend Euro Planungskosten. Aber eigentlich reden wir hier über mehrere Hunderttausend Fahrgäste jedes Jahr, denen eine Handvoll Pkw-Stellplätze und daraus resultierende Regenwasserprobleme gegenüberstehen. Hier wird Behördenpingpong gespielt – und zwar chinesisch.

Ralf Steinbrück (SPD), Bürgermeister von Schöneiche bei Berlin;
Ralf Steinbrück (SPD), Bürgermeister von Schöneiche bei Berlin;

© promo

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Auf Grundlage einer Verkehrsprognose für die Kreuzung arbeiten nacheinander alle Behörden. Wenn alle Behörden durch sind, ist die Verkehrsprognose überholt und alles geht von vorne los. Wir sind gerade in der zweiten Runde.

Durch die Verlegung der Tramhaltestelle direkt an den Bahnhof würde auch die Gleisquerung in der Schöneicher Straße wegfallen.
Durch die Verlegung der Tramhaltestelle direkt an den Bahnhof würde auch die Gleisquerung in der Schöneicher Straße wegfallen.

© Stefan Jacobs

Durch die Verlegung der Gleise an den Bahnhof könnte auch die tückische spitzwinklige Gleisquerung der Schöneicher Straße beseitigt werden, an der vor Jahren ein Radfahrer tödlich verunglückt ist. Hat das bei den Diskussionen eine Rolle gespielt?
Nein, das hat hier keine Rolle gespielt, unterstützt das Anliegen aber.

Im Gegensatz zum Bezirksamt hat die Senatsverwaltung erklärt, dass sie die große Lösung, also den Neubau der Tramwendeschleife direkt am Bahnhof, für die bessere hält. Wagen Sie eine Prognose, ob und wann das doch noch passieren wird?
Als Berufsoptimist gehe ich davon aus, dass das klappt. Im Sinne einer sich hoffentlich selbst erfüllenden Prophezeiung tippe ich auf 2023.

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