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Mehrere hundert Menschen haben vor dem Reichstag gegen die Corona-Regeln demonstriert.

© Kai Nietfeld/dpa

Hunderte protestieren gegen Corona-Regeln: Polizei beendet Demonstration von Attila Hildmann vor dem Reichstag

Vegan-Koch Hildmann sieht angeblich sein Leben und die Demokratie in Gefahr, in Berlin will er protestieren. Wieder werden Journalisten angegriffen.

Sie riefen "Wir sind das Volk", zeigten sich als "Merkel-Marionetten" oder protestierten gegen die "BRD-GmbH". Rund vierhundert Menschen haben sich am Mittwochnachmittag auf der Wiese vor dem Reichstag zu einer Demonstration gegen die Corona-Regeln getroffen.

Videos von Teilnehmern vor Ort zeigen neben Menschen, die mit T-Shirts der linken Punkband "Feine Sahne Fischfilet" herumlaufen, auch Mitglieder der Reichsbürger- und Neonazi-Szene. Es war eine wilde Mischung, die sich vor dem Deutschen Bundestag zusammenfand. Ähnlich bunt gemischt wie die sogenannten Hygiene-Demonstrationen vor der Volksbühne.

Aufgerufen zu der Protestaktion hatte der Vegan-Koch und Unternehmer Attila Hildmann. Die Demonstration war allerdings nicht angemeldet, dutzende Polizeibeamte versuchten deshalb, die Menschen dazu zu bewegen, wenigstens die Abstände einzuhalten. Später waren mehrere Hunderschaften im Einsatz, die Stimmung wurde aggressiver.

Organisator Hildmann selbst war als einer der ersten auf die Reichstagswiese gekommen, beantwortete dort die Fragen von Journalisten. Er redete zu einer angeblichen Weltherrschaft von Bill Gates, Freimaurern und drohenden Bioangriffen. Die Polizei erteilte ihm einen Platzverweis, als sich immer mehr Menschen um ihn sammelten.

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Hildmann verließ die Wiese, die Demonstration seiner Anhänger lief weiter. In einer von ihm selbst betriebenen Gruppe im Messengerdienst Telegram mit mehreren Tausend Mitgliedern bezeichnete Hildmann den Unternehmer Bill Gates als "Kinderficker", Angela Merkel setze gemeinsam mit dem Milliardär "Eugenik Pläne" um. Ohne einen Adressaten zu nennen, schrieb er: "Lügner, Betrüger und Verräter am Deutschen Volk!"

Hildmann sagt, er glaubt, man wolle ihn ermorden

Attila Hildmann war schon in den vergangenen Tagen mit obskuren Verschwörungstheorien aufgefallen. Auf seiner Facebookseite verkündete der Koch, „im Untergrund“ leben zu wollen, weil man versuche, ihn zu ermorden. Hildmann glaubt, in Kürze werde in Deutschland die Demokratie abgeschafft und von geheimen Kräften eine „Neue Weltordnung“ installiert. 

Unter anderem schrieb Hildmann: „Gehe ich im Kampf für unsere Freiheit drauf, dann nur mit Waffe in der Hand und erhobenen Hauptes.“ Trotz seiner Ankündigung, in den Untergrund zu gehen, erschien Hildmann aber am Mittwoch in aller Öffentlichkeit auf der Reichstagswiese.

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Eine Polizeisprecherin bestätigte dem Tagesspiegel: "Es gab einen Aufruf über Social Media Kanäle, dem bis zu 400 Personen gefolgt sind." Die Polizei habe die Menschen gebeten, sich nicht zu sammeln und Abstände einzuhalten. Momentan sind in Berlin wegen der Corona-Pandemie nur angemeldete Demonstrationen mit bis zu 20 Teilnehmern erlaubt.

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"Nicht alle sind unseren Lautsprecheraussagen gefolgt", sagte die Polizei-Sprecherin. Es habe 24 Identitätsfeststellungen gegeben, außerdem mehrere Anzeigen wegen Verstößen gegen die Corona-Eindämmungsverordnung, gegen das Versammlungsgesetz und wegen Körperverletzung, Beleidigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Rund 260 Polizisten waren nötig, um die Demonstration aufzulösen.

Gegen 18.30 Uhr forderte die Polizei die Demonstranten auf der Wiese auf, den Platz zu räumen. Viele kamen der Bitte nicht nach, die Stimmung wurde teils aggressiv. Ein Video des Journalisten Felix Huesmann zeigt, wie ein glatzköpfiger Mann nach einem Kameramann der ARD tritt. Die Polizei griff sofort ein und nahm den Mann fest. Verletzt wurde nach Tagesspiegel-Informationen niemand.

Es ist bereits der zweite Angriff auf Journalisten im Umfeld der Demonstrationen gegen die Corona-Regeln innerhalb weniger Tage. Am ersten Mai war ein Team der "Heute Show" überfallen und brutal verprügelt worden.

Hildmann schrieb in seinem Telegram-Chat am Abend unter einem Video von Bill Gates, der zu einem Feindbild vieler Verschwörungstheoretiker geworden ist: "Was macht der Satanist? Er lacht sich halb tot der kleine Kinderschänder!"

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