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Bei der israelfeindlichen Al-Quds-Demo in Berlin nahmen auch Vertreter der IGS teil.

© picture alliance / Jörg Carstens

Humboldt-Universität in Berlin: Senat will Vertreter im Islam-Institut überprüfen

Im Beirat des Berliner Islam-Instituts soll niemand geduldet werden, der sich israelfeindlich oder antisemitisch geäußert hat. Der Senat erhöht den Druck auf den Schiiten-Verband IGS.

Der Berliner Senat reagiert auf die neue Kritik am geplanten Islam-Institut – bevor die Humboldt-Universität (HU) am Freitag formal dessen Gründung beschließen wird. Man werde im Institutsbeirat niemanden dulden, der sich israelfeindlich, gar antisemitisch geäußert habe, hieß es aus Senatskreisen. Dem Vernehmen nach sollen Äußerungen – bei Auftritten, in Schriften, im Internet – potenzieller Beiräte überprüft werden. Hintergrund ist, dass die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands (IGS) einen Vertreter in den Beirat entsenden wird. Dagegen protestierten die Opposition im Abgeordnetenhaus, Studentenvertreter und der frühere religionspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Volker Beck.

Vertreter der IGS nahmen an israelfeindlicher Demonstration teil

Die IGS hatte sich nicht von der Al-Quds-Demonstration in Berlin distanziert, einige Vertreter nahmen teil. Auf dem jährlichen Marsch wird die Zerschlagung Israels gefordert und der Hisbollah gehuldigt. Der Verfassungsschutz beobachtet die IGS. Auf Tagesspiegel-Anfrage sagte Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD): „Den Al-Quds-Marsch hat Innensenator Andreas Geisel zurecht als widerlich und unerträglich bezeichnet, eine klare Distanzierung hätte ich mir auch von der IGS gewünscht. Antisemitismus hat in unserer Stadt keinen Platz, das gilt selbstverständlich auch für den Beirat des Instituts für Islamische Theologie.“ Verbandsvertreter, die gegen Israel hetzen oder antisemitische Ansichten verbreiten, würden selbstverständlich nicht aufgenommen.

Wissenschaftsverwaltung blieb konsequent gegenüber Ditib

In der SPD, der Innensenator Geisel angehört, aber auch in anderen Parteien waren viele zuletzt erleichtert, dass die Wissenschaftsverwaltung gegenüber dem türkischen Moscheeverband Ditib konsequent geblieben war. Ditib hatte einen Vertragspassus der HU abgelehnt, wonach Entscheidungen im Beirat mit Zwei-Drittel-Mehrheit fallen müssen – die von der türkischen Religionsbehörde in Ankara gelenkten Funktionäre forderten eine Sperrminorität. Dies lehnte Staatssekretär Krach ab, neben Ditib verließ auch der erzkonservative Verband Islamischer Kulturzentren das Projekt.

Im Beirat sitzen nun drei statt fünf Verbände: IGS, Islamische Föderation und Zentralrat der Muslime. Dazu kommen vier von der HU bestellte Hochschullehrer. Am Islam-Institut sollen ab Wintersemester 2018/19 Imame ausgebildet werden. Der Beirat hat bei Lehrinhalten und Professuren mitzuentscheiden. Unstrittig ist, dass der Beirat die Berliner Muslime kaum repräsentiert, schon weil die meisten von ihnen nicht in Großverbänden organisiert sind. Kritiker hoffen, dass künftig auch liberale Moscheegemeinden im Beirat sind.

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