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Streitobjekte. Potsdam fordert die Attika-Figuren zurück.

© M. Gambarini/dp

Humboldt-Universität Berlin: Streit um Attika-Figuren geht weiter

Noch stehen die Skulpturen auf dem Dach der Humboldt-Uni in Berlin-Mitte. Experten sprechen sich dafür aus, dass sie dort auch bleiben sollen.

Von Peer Straube

Derzeit stehen sie noch auf dem Dach der Humboldt-Universität in Berlin. Und da sollen sie nach Meinung von Experten auch bleiben. Auf einem hochrangig besetzten Kolloquium an der HU sprachen sich praktisch alle Referenten gegen eine Rückkehr der Attika-Figuren zum Potsdamer Stadtschloss aus, auf dem sie bis zu dessen Sprengung 1959/60 gestanden hatten. Historische Baufragmente von einem Bauwerk zu entfernen, zerstöre immer die Einheit, sagte etwa Hans-Rudolf Maier von der Bauhaus-Universität Weimar.

Seit 1967 zieren die Figuren das Dach der Humboldt- Uni, als Dauerleihgabe der Schlösserstiftung, die Eigentümerin der Skulpturen ist.

Die Aufstellung der Skulpturen nach der Zerstörung der Originale im Zweiten Weltkrieg sei weder eine Verlegenheits- noch eine Zwischenlösung gewesen, sagte Norbert Heuler vom Landesdenkmalamt Berlin.

Heuler spielte damit auf eine Stellungnahme des Potsdamer Stadtkonservators Andreas Kalesse an, der eine Rückgabe der Figuren fordert und erklärt hatte, ihre Aufstellung in Berlin sei nur eine Notlösung gewesen und habe mit „ernsthafter Denkmalpflege nicht das Geringste zu tun“. Weder Kalesse noch ein anderer Vertreter der Stadtverwaltung waren jedoch eingeladen worden.

Die Figuren müssen dringend restauriert werden

Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Schlösserstiftung, warf die Frage auf, wie weit man es mit der Wiederherstellung der Potsdamer Mitte denn treiben wolle, und bekräftigte die Haltung der Stiftung, die Figuren sollten in Berlin bleiben.

Eberhard Taube von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, der die Figuren untersucht hat, sprach von einem beklagenswerten Zustand.

Eine Restaurierung sei dringend geboten, bevor Einzelteile herunterfielen. Die Uni will nun schnell handeln.

Als einziger offizieller Vertreter aus Potsdam sprach sich Günter Schlusche für eine Rückgabe der Figuren aus. Es gehe nicht um den nostalgischen Wunsch nach einer Wiederherstellung des Historischen, sondern um die Wiedergewinnung des Stadtraums, der mit Landtag, Barberini und Altem Rathaus auch seinen Skulpturenschmuck zurückerhalten müsse, sagte der Chef des Stadtforums, in dem regelmäßig wichtige Fragen der Stadtentwicklung diskutiert werden.

Die Hürden scheinen allerdings fast unüberwindbar. Eine Rückgabe sei „für uns nicht denk- und verhandelbar“, sagte Kai Kappel, Inhaber des Lehrstuhls für Architekturgeschichte an der HU. Schon am Donnerstag dürfte die Diskussion wesentlich emotionaler werden. Dann findet die nächste Debatte des Stadtforums in Potsdam statt.

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